Dass sich die europäischen Märkte und damit auch der DAX weiterhin schwach entwickeln könnten, dafür könnte Griechenland verantwortlich sein. Die Athener Regierung beschloss in dieser Woche, dass das Guthaben von allen Einrichtungen der öffentlichen Hand an die Zentralbank überwiesen werden muss. Diese Gelder sollen dazu verwendet werden die Schuldenrückzahlung an den IWF sicherzustellen.
Man kratzt also offenbar die letzten Reserven zusammen, um die Pleite noch ein paar Tage zu verzögern, anstatt sich endlich mit Reformen zu beschäftigen, die den Haushalt in ein vernünftiges Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben zu bringen.
Zugang zu neuen ELA-Krediten soll erschwert werden
Genau diesen Eindruck scheint auch die Europäische Zentralbank (EZB) inzwischen von Tsipras & Co. zu haben. Zwar hat die Notenbank die Notkredite (ELA) für die angeschlagenen griechischen Banken kürzlich noch einmal aufgestockt – in einer Telefonkonferenz des EZB-Rats am Mittwoch wurde der Rahmen um rund 1,5 Milliarden Euro auf 75,5 Milliarden Euro erhöht – doch Medienberichten zufolge könnte den griechischen Banken der Zugang zu neuen ELA-Krediten durch strengere Vorgaben der EZB bald erschwert werden, indem der Abschlag auf die zu hinterlegenden Sicherheiten erhöht wird. Dies würde den Druck auf Griechenland deutlich erhöhen, denn weil alle Einrichtungen der öffentlichen Hand ihre Guthaben an die Zentralbank überweisen müssen, dürften die Banken durch den weiteren Abfluss von liquiden Mitteln mehr als zuvor auf die ELA-Kredite angewiesen sein.
Griechenland erhält Fristverlängerung
Derweil verlängerten die Euro-Partner eine wichtige Frist. Laut der im Februar vereinbarten Vorgabe hätte die Reformliste aus Athen eigentlich Ende April vorliegen müssen. Nun hat Griechenland bis zum 30. Juni Zeit. Dann läuft die viermonatige Verlängerung des griechischen Hilfsprogramms aus.
US-Märkte könnten outperformen
Während über den europäischen Märkten weiterhin das Damoklesschwert Griechenland schwebt und auf die Kurse drückt, dürften sich die US-Märkte hiervon wenig beeindruckt zeigen. Griechenland ist schließlich weit weg und US-Anleger rechnen nicht mit schweren Auswirkungen auf ihren Markt, sollte Griechenland in die Pleite gehen. Dies passt zur obigen Analyse der Aktienindizes.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 26.04.2015)