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Griechenland – Furcht vor „Grexit“ noch zeitgemäß?

Veröffentlicht am 08.01.2015, 11:00
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Das Handelsgeschehen setzt sich im neuen Jahr genau so fort, wie wir es aus dem vergangenen gewohnt sind: Unter hoher Volatilität geht es wild auf und ab. Wobei das „auf und ab“ eigentlich nur auf die Aktienmärkte zutrifft, während es im Euro und bei den Ölpreisen eigentlich nur „ab“ und mit den Anleihekursen nur „auf“ geht.

Euro, Bund Future und Aktien verhalten sich wie erwartet

Übrigens folgt der Markt damit exakt unseren am vergangenen Sonntag formulierten Erwartungen, die wir bereits in dem Titel der Geldanlage-Brief-Ausgabe treffend zusammenfassten: „Holpriger Start ins Börsenjahr 2015 erwartet: Euro schwach, Euro Bund Future stark, Aktien mit Risiken“.

Übertreibungen führen zu Tradingchancen

Der Markt übertreibt hier derzeit deutlich, denn so dramatisch, wie die Kursbewegungen aussehen, ist es eigentlich nicht – dies werden wir gleich noch näher beleuchten. Von uns aus darf der Markt gerne übertreiben und sich volatil zeigen, denn hieraus ergeben sich beste Tradingchancen. Wenn ein Markt sich schnell und weit in eine Richtung bewegt, kommt es meist auch zu ähnlich starken Gegenbewegungen – und genau hierauf kann man mit geschickten Trades setzen. Auch dies will ich heute für Sie näher beleuchten und Ihnen nachfolgend konkrete Tipps zum Handeln geben. Schauen wir uns aber zunächst an, was die Kurse aktuell so stark bewegt.

Kontroverse Debatten über „Grexit“ verunsichern Anleger

Für Unsicherheit und entsprechende Kurskapriolen sorgt derzeit insbesondere Griechenland. Drei Wochen vor der vorgezogenen Parlamentswahl ist die Debatte über einen möglichen Austritt Griechenlands aus dem Euroraum („Grexit“) voll entbrannt.

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Man hört Gerüchte und Stimmen sowohl aus der Bundesregierung als auch aus den Reihen der Europa-Politiker. Dabei findet die Debatte sehr kontrovers statt. Die einen planen bereits für den „Grexit“, andere versuchen zu beschwichtigen. Dies verunsichert die Anleger, die ein Wiederaufflammen der Euro-Krise im Falle eines Wahlsieges der Syriza fürchten. Über die anstehende Wahl berichteten wir bereits ausführlich in den beiden letzten Ausgaben des Jahres 2014 sowie in der Ausgabe vom vergangenen Sonntag, als wir schrieben, dass die Rettungsbemühungen der Troika – die Troika besteht aus der Europäischen Union (EU), der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) – auf der Kippe stehen.

Am 25. Januar werden nun in Griechenland vorgezogene Parlamentswahlen stattfinden. Sollte dann die linksgerichtete Oppositionspartei Syriza als Siegerin hervorgehen, könnte das die Rettungspolitik von EU und IWF beenden. Denn die Oppositionellen argumentieren, dass es schlicht unmöglich sei, die Schulden des Landes jemals zurückzuzahlen, weil Griechenlands Verhältnis der Schulden zum BIP trotz jahrelanger extremer Sparmaßnahmen bei 175% liegt. Syriza will daher die zwischen Griechenland und seinen Geldgebern vereinbarten Auflagen lockern“, hieß es in der jüngsten Analyse. Doch ist die Angst vor Griechenland heute noch zeitgemäß?

Griechenland ist inzwischen weniger abhängig von ausländischen Geldgebern

Ebenfalls berichteten wir am Sonntag, dass der IWF seine Hilfszahlungen eingefroren hat. Griechenland ist aufgrund der harten Reformen aber inzwischen nicht mehr so stark angewiesen auf ausländische Geldgeber. Denn der Staat erzielte jüngst bereits sogenannte Primärüberschüsse. Das heißt: Griechenlands Staatshaushalt liegt im Plus - die Einnahmen übertreffen also die Ausgaben -, sofern man die zu zahlenden Kreditzinsen nicht berücksichtigt. Würde eine neue griechische Regierung also tatsächlich beschließen, die Kredite nicht mehr zu bedienen, fände das Land in der Folge zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit keine externen Geldgeber mehr, es könnte seinen Staatshaushalt aber vollständig aus den eigenen Einnahmen finanzieren.

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Seit Beginn der Eurokrise hat sich viel verändert

Käme es zu Zahlungsausfällen wären die Kosten für einen Euro-Austritt Griechenlands inzwischen sehr viel geringer als noch zu Beginn der Eurokrise. Hinter den privaten Gläubigern des Landes liegt bereits ein erster Schuldenschnitt. Zudem hatten Banken und andere Unternehmen bis heute vier Jahre lang Zeit, um ihre Verflechtungen mit dem angeschlagenen Land neu zu ordnen bzw. weiter zu reduzieren. Da sie die Zeit tatsächlich genutzt haben, ist das Verlustpotenzial deutlich geringer.

Deutsche Banken haben nur noch 23 Milliarden „im Feuer“

So haben unsere heimischen Kreditinstitute zum Beispiel nach Angaben des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) nur noch rund 23,5 Milliarden Euro offene Kredite in Griechenland (Stand September 2014). Davon entfallen rund 4,6 Milliarden auf griechische Banken und 3,6 Milliarden auf dort ansässige Unternehmen und Privatpersonen. Der größte Teil - gut 15 Milliarden Euro - sind Forderungen gegenüber öffentlichen Haushalten, die fast ausschließlich von der staatlichen Förderbank KfW gehalten werden. Hierbei handelt es sich um Kredite aus dem ersten Hilfspaket für Griechenland, für die der Bund in voller Höhe bürgt.

Steuerzahler tragen das höchste Risiko

Der deutsche Steuerzahler trägt also inzwischen das höchste Risiko. Und Deutschland könnte zu der 15-Milliarden-Bürgschaft zusätzlich über die bislang gewährten Rettungspakete noch mehr als 80 Milliarden Euro verlieren. Hinzu kämen weitere Verluste aus dem europäischen Zahlungsverkehrs-System „Target 2“. Griechenlands Schulden in diesem System belaufen sich aktuell auf rund 35 Milliarden Euro, von denen Deutschland 26% bzw. 9 Mrd. Euro tragen müsste. Insgesamt lassen sich also knapp 100 Mrd. Euro zusammenzählen, die den deutschen Staat aber wohl nicht ins Wanken bringen dürfte.

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Ansteckungsgefahr ungewiss

Deutschland nicht, aber was ist mit anderen Geber-Ländern. So geht diese Rechnung nur auf, wenn andere finanzschwache Länder aus der Euro-Zone, wie etwa Italien oder Portugal, keine weiteren Schwierigkeiten durch einen Euro-Austritt Griechenlands bekommen.

Würde Griechenland wirklich einen Euro-Austritt riskieren wollen?!

Abgesehen davon ist die Frage völlig offen, ob Griechenland überhaupt wirklich aus dem Euro aussteigen will. Denn eine neue Währung würde gegenüber dem Euro deutlich abwerten. Der Vorteil wäre, dass viele Export-Unternehmen ihre Produkte billiger verkaufen könnten, wovon die Wirtschaft des angeschlagenen Landes und letztlich das Land selbst profitieren würde. Der Nachteil: Im Gegenzug würden importierte Produkte teurer. Die Griechen könnten daher im Vorfeld massenhaft Geld von ihren Konten holen und ihre Banken damit ins Wanken bringen. Zudem würde aus griechischer Sicht der Wert der vorhandenen Schulden steigen. Eine vollständige Pleite mit allen wirtschaftlichen Folgen wäre die logische Konsequenz. Griechenlands Bevölkerung würde wohl nur noch tiefer in die Armut stürzen.

Euro-Austritt ist in der Währungsunion nicht vorgesehen

Zudem ist völlig ungewiss, wie überhaupt ein Euro-Ausstieg aussehen könnte, denn er ist in den Verträgen zur Währungsunion überhaupt nicht vorgesehen. Denkbar wäre allerdings, dass die Regierungschefs der EU kurzfristig eine Ausstiegsklausel in die Verträge einbauen und dazu das Vehikel eines so genannten „vereinfachten Vertragsänderungsverfahrens“ nutzen.

Fazit

Viele Fragen sind offen, genaues weiß man nicht. Den exakten Ausgang wird erst die Zeit zeigen – Ende Januar sind wir schon schlauer. Wenn Sie meine Meinung hören wollen: Griechenland bleibt im Euro. Das aktuelle Geschehen ist lediglich Wahlkampfgeplänkel. Griechenland wird seine Rettungspolitik fortsetzen, eventuell nur in leicht abgeschwächter Form. Das Kursgeschehen an den Märkten wird sich als Übertreibung herausstellen – wie so oft schon.

(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 07.01.2015)

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