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Hexensabbat dreht Märkte - USD gefragt, nur warum?

Von Folker HellmeyerMarktüberblick20.09.2021 09:12
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Hexensabbat dreht Märkte - USD gefragt, nur warum?
Von Folker Hellmeyer   |  20.09.2021 09:12
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1711 (06:04 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1711 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,94. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128,75. EUR-CHF oszilliert bei 1,0920.

Der Finanzmarkt zeigte sich volatil. Am Aktienmarkt dominierte nach starkem Start am Freitag froh (DAX 15.791) in Erwartung und dann im Zuge des so genannten Hexensabbat (Fälligkeit bei Termingeschäften) erhebliche Risikoaversion, obwohl insbesondere aus Deutschland mehr als erquickliche Daten geliefert wurden. Aber wen interessiert es schon, dass der deutsche Auftragsbestand der Industrie per Juli einen neuen Rekordwert markierte und der Auftragsbestand um knapp 20% vor dem Ausbruch der Pandemie steht. Technische Vorzeichen belasten die Aktienmärkte damit zunächst zu Wochenanfang.

Am Kapitalmarkt zeigt sich eine leichte Tendenz steigender Renditen. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe steht heute früh bei -0,28%, während 10-jährige US-Treasuries einen Zins von 1,36% liefern.

Der USD war der Gewinner der letzten 24 Handelsstunden. Die Währungen ohne Fehl und Tadel, Gold und Silber, kamen unter Verkaufsdruck. Insbesondere der Euro verlor an den Devisenmärkten gegenüber dem USD.

Offenbar wird das Thema AUKUS von den Finanzmärkten als positiv für den USD interpretiert. Das mag ambitioniert sein. Erst gibt es das US-Afghanistan Debakel (geostrategischer Verlust der USA), jetzt wird das Verhältnis zu Frankreich und damit zu der Eurozone/EU massiv beschädigt. Darin Gründe für nachhaltige Stärke des USD erkennen zu wollen, erfordert Phantasie.

Mehr noch wird die Debatte über die innere Schwäche der USA bei der Bewertung des USD nahezu vollständig ausgeblendet.

Dazu lieferte Janet Yellen, ihres Zeichens Finanzministerin der USA klare Worte. US-Finanzministerin Yellen hat den Kongress (Quelle Wall Street Journal) gebeten, die US-Schuldenobergrenze zu erhöhen.

In der Tat ist das überfällig, denn laut US-Treasury bewegt sich die Darstellung der öffentlichen Verschuldung seit Ende Juni 2021 nicht mehr, obwohl die Neuverschuldungsdaten in der Folgezeit laut Federal Budget mehrere hundert Milliarden USD betrugen.


© Reuters

Daraus lässt sich ableiten, dass der US-Staat seit circa Anfang Juli kreativ finanziert wird. Die Daten der US-Treasury mäandern seit Ende Juni 2021 um den Wert von 28.427 Mrd. USD. Wenn die USA ihren Verpflichtungen nicht nachkommen könnten, würde das laut Yellen eine historische Finanzkrise auslösen. Die USA würden aus dieser Krise als eine dauerhaft geschwächte Nation hervorgehen. Die Kreditwürdigkeit der USA sei bisher ein strategischer Vorteil gewesen.

Hier mag Frau Yellen übertreiben, denn es handelte sich um eine technische Zahlungsunfähigkeit. Es sind bereits Maßnahmen seitens der US-Notenbank vorbereitet, wie damit umgegangen werden würde, um größere Schäden zu vermeiden. So würden beispielsweise US-Staatspapiere, die im Default stehen, weiter als Sicherheit im US-Bankensystem akzeptiert.

Im Hinblick auf die hohe Toleranz gegenüber US-Interessen seitens der Ratingagenturen wären Schäden, sofern das Problem temporär bliebe, voraussichtlich überschaubarer. Es gäbe aber Schäden, vor allen Dingen Reputationsschäden mit mittel- und langfristiger Wirkung. Sowohl das Thema der internationalen Zuverlässigkeit, das bereits stark angeschlagen ist (zuletzt Afghanistan, Frankreich/EU), als auch dann das Thema der monetären Zuverlässigkeit stünden immer stärker zur Disposition.

Eine durch Zahlungsunfähigkeit ausgelöste Krise würde laut Yellen die wirtschaftlichen Schäden durch die Pandemie verschlimmern, die Märkte in Aufruhr versetzen und die US-Wirtschaft in die Rezession stürzen. Millionen Arbeitsplätze würden verloren gehen und die Zinsen dauerhaft steigen. Laut Yellen könne die Zahlungsunfähigkeit im Oktober drohen, wenn Zahlungsreserven und außerordentliche Kreditaufnahmekapazitäten im Rahmen der 28,4 Billionen USD Limits ausgeschöpft seien.

Es gibt wohl nur den USD, der in einer solche Situation Boden gewinnen kann. Realität und Bewertung des USD entfernen sich auffällig voneinander.

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone: Preise erwartungsgemäß, Bauleistungen besser als erwartet

Die Verbraucherpreise stiegen gemäß finaler Berechnung im Monatsvergleich um 0,4% (Prognose und vorläufiger Wert 0,4%). Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 3,0% (Prognose und vorläufiger Wert 3,0%). Die Kernrate der Verbraucherpreise legte im Monatsvergleich um 0,3% und im Jahresvergleich um 1,6% zu. Beides entsprach den Prognosen und vorläufigen Werten.

Der Leistungsbilanzüberschuss der Eurozone stellte sich in der saisonal bereinigten Fassung per Berichtsmonat Juli auf 21,61 Mrd. EUR nach zuvor 21,83 Mrd. EUR (revidiert von 21,80 Mrd. EUR). Die Bauleistungen stieg per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich um 0,09% nach zuvor -0,64% (revidiert von -1,72%).

UK: Schwacher Einzelhandel

Die Einzelhandelsumsätze sanken per August im Monatsvergleich um 0,9% (Prognose 0,5%) nach zuvor -2,8% (revidiert von -2,5%). Im Jahresvergleich ergab sich keine Veränderung (Prognose 2,7%) nach zuvor 1,9% (revidiert von 2,4%).

USA: Verbrauchervertrauen legt nur leicht zu

Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Universität Michigan nahm gemäß finaler Berechnung per September von zuvor 70,3 auf 71,0 Punkte zu (Prognosen 72,0).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungszone bei 1.1640 - 1.1670 negiert den positiven Bias des EUR.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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