Zunächst einmal wünscht Ihnen das gesamte Geldanlage-Brief-Team ein schönes, gesundes und erfolgreiches neues Jahr – in allen Belangen: privat, beruflich und natürlich auch bei Ihren Investmententscheidungen.
In der letzten Ausgabe des Jahres 2014 schrieben wir, dass mit dem jüngsten Kursanstieg u. a. im DAX die Chancen für einen versöhnlichen Jahresausklang mit weiter steigenden Aktiennotierungen deutlich gestiegen waren. „Doch darauf wetten würden wir nicht“, hieß es in der Analyse.
Tatsächlich entsprachen die Kursentwicklungen zunächst dem typischen Verhalten zur Weihnachtszeit – unter geringer Volatilität ging es an den Aktienmärkten leicht aufwärts.
Daten zum US-Wirtschaftswachstum trieben die Aktienmärkte an
Die boomende US-Wirtschaft hat die Aktienmärkte in der Weihnachtswoche leicht steigen lassen. Die Amerikaner korrigierten ihre Wachstumsrate für das zurückliegende dritte Quartal kräftig nach oben. Wie das Handelsministerium in Washington am 23.12.2014 mitteilte, wurde aus dem ursprünglich angesetzten Wachstum von aufs Jahr hochgerechnet (annualisiert) 3,5% jetzt auf einmal 5%. ("Annualisiert" bedeutet, dass die Jahresrate 5,0% betragen würde, wenn alle vier Quartale im selben Tempo wachsen würden.) Eine solche Wachstumsdynamik hatte die amerikanische Volkswirtschaft zuletzt im dritten Quartal 2003 gezeigt.
Der Dow Jones wurde bis zum 29.12. auf über 18.100 Punkte getrieben, auch der breiter gefasste S&P 500 zog an und schaffte mit über 2.090 Punkten einen neuen Höchststand (siehe grüne Kreise in den Charts).
Diese bereits zum Start der Vorweihnachtswoche erkennbare Aufwärtstendenz hatte selbst die stets vorsichtigeren Anleger in Frankfurt am letzten Handelstag vor Weihnachten zu Käufen ermuntert. Kurz vor Handelsende schaffte es der DAX über die Hürde von 9.900 Punkten. Der Leitindex schloss auf seinem Tageshoch von 9.922 Zählern (siehe grüne Markierung im Chart).
Anstehende Neuwahlen in Griechenland belasten die Märkte
Doch zum Jahreswechsel zeigten die Aktienmärkte deutliche Anzeichen von Schwäche (siehe Charts). Am Ende konnten sie in Summe an den Handelstagen zwischen den Jahren kein Plus verbuchen. Grund dafür war die letzte Runde der griechischen Präsidentschaftswahlen, in der es Premierminister Samaras am 29.12. nicht schaffte, genügend Unterstützung für seinen Kandidaten, Stavros Dimas, zu erhalten. Er hätte 180 Stimmen benötigt, um gewählt zu werden, aber wieder errang er nur 168.
In der Nachwirkung zeigen sich die erwarteten Kursbewegungen
Der missglückte letzte Versuch der Wahl des griechischen Staatspräsidenten hatte die Anleger am deutschen Aktienmarkt zunächst nur kurzzeitig aufgeschreckt. Der Dax fiel nach Bekanntwerden des Abstimmungsergebnisses am vergangenen Montag auf ein Tagestief bei 9775 Punkten, erholte sich jedoch kurz darauf wieder auf das vorherige Niveau (rote Markierung im folgenden Chart).
Auch auf den Euro hatte das Abstimmungsergebnis im ersten Moment kaum Auswirkungen, da es weitgehend erwartet worden war. Anschließend ließen sich die erwarteten Kurstendenzen aber doch noch deutlicher in den Charts ablesen. Der DAX (und auch die US-Indizes) zeigte sich in den Nachwirkungen schwach, der Euro verlor seit dem 29.12. deutlich (siehe roter Pfeil).
Deutsche Staatsanleihen waren dafür als sicherer Hafen wieder verstärkt gesucht (grüner Kreis im Bund Future-Chart).
Damit war unser Hinweis, zum Jahreswechsel besser nicht auf steigende Aktienkurse zu wetten, genau richtig.
Rettungsbemühungen stehen auf der Kippe
Am 25. Januar werden nun in Griechenland vorgezogene Parlamentswahlen stattfinden. Sollte dann die linksgerichtete Oppositionspartei Syriza als Siegerin hervorgehen, könnte das die Rettungspolitik von EU und IWF beenden. Denn die Oppositionellen argumentieren, dass es schlicht unmöglich sei, die Schulden des Landes jemals zurückzuzahlen, weil Griechenlands Verhältnis der Schulden zum BIP trotz jahrelanger extremer Sparmaßnahmen bei 175% liegt. Syriza will daher die zwischen Griechenland und seinen Geldgebern vereinbarten Auflagen lockern.
IWF hat Hilfszahlungen ausgesetzt
Der IWF hat derweil seine Hilfszahlungen an das Land zunächst ausgesetzt. Wie der Internationale Währungsfonds (IWF) am Montag in Washington mitteilte, sollen die ausgesetzten Gespräche über Hilfszahlungen an Griechenland erst nach der Bildung einer neuen Regierung fortgesetzt werden. Die nächste Kredittranche werde demnach erst ausgezahlt, wenn nach den für Januar geplanten Neuwahlen eine neue Regierung gebildet worden sei, teilte der IWF.
Kursentwicklung am Aktienmarkt nicht repräsentativ
Die Kursbewegungen an den Aktienmärkten fanden unter extrem geringem Handelsvolumen statt, da sich viele Anleger zu den Feiertagen von den Börsen fernhielten. Und so sind sie auch nicht unbedingt repräsentativ. Daher bleibt es im Moment völlig unklar, in welche Richtung es als nächstes gehen könnte. Klarheit werden wir wohl erst ab Morgen erhalten, wenn sich das Handelsvolumen normalisiert. Dann sind wieder alle Marktteilnehmer aktiv und zudem ist das sogenannte Windowdressing vorüber.
Euro schwach, Bund Future stark, Aktien mit Risiken
Während sich die Tendenz im Euro und im Bund Future bis zu den Griechenlandwahlen Ende Januar fortsetzen könnte, sollte man am Aktienmarkt zunächst klare Trends abwarten. Dabei können sich die vielen Fehlsignale, die wir im vergangenen Jahr mit zunehmender Häufigkeit gesehen haben, fortsetzen. Wir erwarten, dass es 2015 einen holprigen Start ins neue Börsenjahr geben könnte. Erneute starke Abwärtsbewegung halten wir insbesondere mit Blick auf die US-Indizes für extrem wahrscheinlich. Denn bereits in den US-Charts oben zeigt sich, dass sich die Indizes im oberen Bereich ihrer Aufwärtstrends aufhalten.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 04.01.2014)