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Indien – Dabawallahs, Smog und Immobilienboom

Veröffentlicht am 22.08.2018, 10:26
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Indien ist traditionell ein Land großer Gegensätze, erheblicher Ungleichheit. Doch ein Besuch in der Wirtschaftsmetropole Mumbai verdeutlicht, warum auch viele Inder das Gefühl beschleicht, dass etwas aus dem Ruder gelaufen ist. Donald Trump medial ein Schnippchen zu schlagen ist gar nicht einfach. Die Inder haben es dennoch geschafft. Während andere Bilanz zogen nach einem Jahr Trump, dominierte in allen indischen Tageszeitungen das Fazit zum einjährigen Jubiläum des Verbots großer Banknoten.

Umstritten ist die Maßnahme nach wie vor. Sollte sie doch Korruption und Schattenwirtschaft – die in Indien geschätzt ein Viertel des BIP ausmacht – eindämmen, bemängeln viele Ökonomen jedoch negative Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Konsumfreude der Inder.

Kampf der Korruption – Ungleichheit bleibt

Zugenommen haben jedoch die Geldtransaktionen auf elektronischem Weg, auch der in Deutschland so breit diskutierte Bitcoin erfreut sich in Indien immer größerer Beliebtheit. So wurde beim größten Musikfestival des Landes jüngst immerhin ein Prozent des Umsatzes in Bitcoin getätigt. Die Widersprüchlichkeit Indiens äußert sich dagegen bildlich in Mumbai.

Am zentralen Bahnhof kommen jeden Werktagsmorgen Tausende Dabawallahs an, Essenslieferanten, die über etliche Stationen in Vorortküchen zubereitetes Essen zu Arbeitern in der Innenstadt liefern. Wo in Europa der Gang in Restaurant oder Kantine selbstverständlich ist, hält sich in Mumbai diese Tradition weiter und konkurriert erfolgreich gegen die auch dort ansässigen Lieferdienste wie Foodpanda oder Uber Eats. Möglich ist es, da ein Dabawallah einen Monatslohn von gerade einmal 30 Euro erhält.

Trotz der mahnenden Zeichen verlief die Börsenentwicklung in Indien in den letzten Jahren sehr gut. Anleger, die ihr Depot um „Indien“ erweitern möchten, können sich den ETF LYX0BA von Lyxor (DE:LYXINR) ansehen. Dieser deckt den MSCI India ab, in dem 85 Prozent der indischen Marktkapitalisierung vertreten ist.

Höher und weiter

Damit lässt sich nur ein Leben am Stadtrand Mumbais in einem der Armutsviertel fristen während man von den Hügeln dort einen Blick hat auf die teuerste Immobilie der Welt. Vor einigen Jahren ließ Mikesh Ambani jenes Gigantenobjekt namens Antilia erbauen. 27. Stockwerke sind zu bestaunen, natürlich einige Hubschrauberlandeplätze und ein Immobilienwert von geschätzt 1,5 Milliarden US-Dollar. Praktischerweise ist Ambani, geboren im Jemen, einer der Söhne des Reliance-Gründers Dhirajlal Ambani und verfügt dank seiner Anteile am Telekommunikationskonzern über 25 Milliarden Dollar Privatvermögen.

Seinen Turm auf den ersten Blick in Mumbai zu identifizieren ist jedoch praktisch unmöglich. Denn an allen Ecken und Enden entstehen neue Wohnblocks und Hochhäuser. Mit ein wenig Erinnerungsphantasie an die Immobilienblase in den USA 2007 könnte man auf Parallelen kommen. Denn von 670.000 aktuell im Bau befindlichen Immobilien in Mumbai haben 350.000 – 52 Prozent – bisher keinen Käufer gefunden.

Faule Kredite überall

Es wird gebaut auf Teufel komm raus und so wundert es kaum, dass Indiens Banken auf faulen Krediten von 140 Milliarden US-Dollar sitzen – Tendenz steigend. Wer einen Puzzlestein für eine neue Wirtschaftskrise, womöglich ausgehend am Immobilienmarkt in China und Indien, sucht, wird fündig. Dass es ohnedies nicht ganz einfach ist, sein Eigenheim nach einem langen Arbeitstag zu erreichen, verdeutlicht der Verkehrskollaps in Indiens Großstädten.

Delhi musste im November den Notstand ausrufen, da der Smog die Stadt schon am Mittag verdunkelte und die Verschmutzungswerte auf das 20-fache Pekings kletterten. In Mumbai dauert die abendliche 15-Kilometer lange Fahrt aus dem Zentrum in die Vororte 1,5 Stunden. Wenn es optimal läuft.

Warnsignal auch für andere

Indien führt vor, was viele Großstädte in Asien erleben. Das weltweit üppig vorhandene Geld sorgt für Bauboom, Spekulationen und Gigantomanie. Auf der einen Seite parken Superreiche ihr Geld in Immobilien, Gold oder seit Neuestem auch dem Bitcoin – auf der anderen Seite bleibt eine große Prozentzahl der Einwohner zurück. Die Hälfte der Inder hat nicht einmal ein Bankkonto. Schon jetzt sind viele Investitionen nicht mit Nachfrage untermauert. In der nächsten Krise werden sich die zu schnellen Schritte bitter rächen.

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