Märkte: Abverkauf der Aktien, dann partieller Rückkauf!

Veröffentlicht am 03.03.2025, 09:05

EUR/USD eröffnet bei 1,0420 (05:49 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0361 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 150,38. In der Folge notiert EUR-JPY bei 156,69 EUR-CHF oszilliert bei 0,9395.

Märkte: Abverkauf der Aktien, dann partieller Rückkauf!

Der Eklat im Weißen Haus zwischen dem Präsidenten der Ukraine und dem US-Präsidenten Trump und seinem Vize Vance führte zunächst zu einem breiten Abverkauf an den Aktienmärkten, der dann an den europäischen Märkten noch am Freitag durch Rückkäufe neutralisiert wurde.

Das galt aber nicht für US-Aktien. In Fernost kommt es heute früh zu einer gespaltenen Reaktion. Die Märkte in Japan, China und Hongkong legten zu, die Märkte Indiens, aber insbesondere Südkoreas sind schwächer. Die Rentenmärkte waren stabil. Bitcoin profitierte nach dembrachialen Abverkauf zuvor von Einlassungen Trumps, dass Bitcoin und andere Krypto-Anlagen sich als offizielle Reserven qualifizieren.

Das Datenpotpourri (siehe unten) lieferte bezüglich der Verbraucherpreise in diversen europäischen Ländern faktisch „grünes Licht“ für die nächste Zinssenkung der EZB. Die Daten aus den USA implizieren Stabilität und eine stärkere Stimmungsaufhellung im Bezirk der Federal Reserve in Chicago. Die Einkaufsmanagerindices aus China (NBS und Caixin) setzten unerwartet positive Akzente.

Aktienmärkte: Late Dax 0,65%, EuroStoxx 50 +0,48%, S&P 500 -1,68%, Dow Jones -1.12%, US Tech 100 -2,37 %. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:57 Uhr: Nikkei (Japan) +1,59%, CSI 300 (China) +0,52%, Hangseng (Hongkong) +1,21%, Sensex (Indien) -0,33% und Kospi (Südkorea) -3,39%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,39% (Vortag 2,41%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,23% (Vortag 4,22%) abwirft.

Devisenmärkte: Der EUR (+0,0032) erholte sich leicht gegenüber der Eröffnung am Freitag. Gold (+4,00 USD) und Silber (+0,09 USD) stabilisierten sich gegenüber dem USD nach der vorherigen Schwäche. Bitcoin erholte sich markant von dem vorherigen Ausverkauf (unterstützende Äußerungen Trumps zu Krypto-Anlagen bezüglich Reservehaltung) und notiert aktuell gegenüber dem USD bei 92.850 USD (06:00 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Anstieg im Tagesvergleich um 12.550 USD.

Eklat im weißen Haus – „Friedensplan“ der „Koalition der Willigen“

Kommentar: Dieser Eklat ist historisch einmalig. Er stellt eine Zäsur in der Geopolitik dar mit massiven geopolitischen und geowirtschaftlichen Konsequenzen.

Die US-Politik war mit der Ausnahme der ersten Amtszeit Trumps von den so genannten neokonservativen Kräften bestimmt worden. Diese Politikausrichtung startete in der Präsidentschaft unter Clinton. Vertreter dieser Ausrichtung waren unter anderem Brezyinski, Wolfowitz, die Kagans und Victoria Nuland. Geopolitisch ging es diesen Kreisen um „global dominance“. Dieser totalitäre Führungsanspruch war und ist nicht vereinbar mit der internationalen Rechtsrahmen (Regime-Change Politiken, Einmischung via nachweislich staatsfinanzierter NGOs in Drittländern) und stellte diesbezüglich einen offenen Bruch der Nachkriegsordnung (UN-Charta, Souveränität der Staaten) dar.

Während sich die EU bis 2008 in Teilen dieser Politik widersetzte (Bush 2008 mit erstem Versuch, die Ukraine geopolitisch zu vereinnahmen), kam es in den Folgejahren, insbesondere ab September 2014, zu einer Akzeptanz und Solidarisierung mit dieser Politik seitens der EU.

Mit dem US-Regierungswechsel ergibt sich in den USA eine Neuausrichtung. Die Trump-Administration entledigt sich der neokonservativen Ausrichtung in dynamischer Form. Man akzeptiert Realitäten im Ukraine-Konflikt. Er ist militärisch nicht zu gewinnen, ohne einen dritten Weltkrieg zu riskieren. Mehr noch zeigt sich eine technologische Überlegenheit Russlands (u.a. Oreshkin). Der tägliche Blutzoll dieses Konflikts, der nicht zu gewinnen ist, soll beendet werden.

Die Sanktionspolitiken haben versagt. Russlands Ökonomie ist nicht geschwächt worden (Staatsverschuldung bei 20% des BIP, Wachstum 2024 3,6%, Arbeitslosenrate am Allzeittief von 2,3%, Außenhandelsüberschüsse bei 6 Mrd. USD pro Monat). Im Gegenteil ist Russlands Ökonomie auf Basis der Kaufkraftparität heute die stärkste Volkswirtschaft vor Deutschland in Europa. Die internationale Isolierung Russlands ist gescheitert. Das letzte G-20 Treffen in Kapstadt darf als Beleg dienen. Die EU ist der größte Verlierer dieser Konstellation und zehrt täglich weiter aus.

Als Fazit lässt sich ziehen, dass die Haltung der US-Administration bezüglich der Faktenlage ein hohes Maß an Realitätsnähe belegt (Realpolitik, Pragmatismus).

Nach dem Eklat zwischen dem Präsidenten der Ukraine und Präsident Trump als auch VP Vance versicherten europäische Länder, unter ihnen Deutschland, UK, Spanien und Frankreich, der Ukraine Solidarität. Der Nato-Chef und Polens Präsident forderten den Präsidenten der Ukraine auf, die Beziehung zu Trump wiederherzustellen. Die EU-Außenbeauftragte Kallas äußerte, dass die freie Welt einen neuen Anführer brauche. London und Paris haben einen „Friedensplan“ vorgelegt (wollten sie „gestern“ nicht noch das Gegenteil - Glaubwürdigkeit?).

Kommentar: Derzeit kommt es zu einem Kampf um die Deutungshoheit bezüglich des Eklats. Europa setzte auf die neokonservativen Führungen der USA. Die Realität ist damit aber nicht kompatibel. Europa verunglimpfte Trump seit Jahren (Kallas: Anführerfrage). Europa hält mit der Blankoscheck-Unterstützung der Ukraine an dem Muster der Vergangenheit fest.

Die EU folgte den USA in den Politikansätzen gegen Russland und China in den vergangenen rund 10 Jahren und untergrub damit ihr Geschäftsmodell. Jetzt droht mit den USA Ungemach (Zölle nur der Anfang?) durch eine faktisch konfrontative Haltung zum US-Friedensprojekt. Es stellen sich Fragen: Werden die USA unter der Trump-Führung den Europäern klein beigeben? Kann Europa geopolitisch nach dem Minsk II Debakel (Vertragsbruch bei Unterschrift) ernst genommen werden? Hat Europa das notwendige geopolitische Standing?

Hat Europa das militärische Standing? Hat Europa die finanzielle und ökonomische Kraft, diese Politik ohne massivste Schäden für die eigene Bevölkerung/den Standort umzusetzen?

Fazit: Die Kraft des normativ Faktischen sollte nie unterschätzt werden. Hybris ist teuer!

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Verbraucherpreise signalisieren grünes Licht für EZB

Deutschland: Die Einzelhandelsumsätze (inflationsbereinigt) nahmen per Januar im Monatsvergleich um 0,2% zu (Prognose 0,0%, Vormonat revidiert von -1,6% auf -0,9%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 2,9% (Vormonat revidiert von 1,8% auf 2,0%).

Deutschland: Die Arbeitslosenrate in der saisonal bereinigten Fassung lag per Februar bei 6,2% (Prognose und Vormonat 6,2%).

Deutschland: Die Importpreis verzeichneten per Januar im Monatsvergleich eine Zunahme um 1,1% (Prognose 0,7%, Vormonat 0,4%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 3,1% (Prognose 2,7%, Vormonat 2,0%).

Frankreich: Gemäß finaler Berechnung sank das BIP im 4. Quartal 2024 im Quartalsvergleich um 0,1% (Prognose und vorläufiger Wert -0,1%). Im Jahresvergleich stieg das BIP um 0,6% (vorläufiger Wert 0,7%).

Frankreich: Die privaten Konsumausgaben fielen per Berichtsmonat Januar im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose -0,7%) nach zuvor +0,7%.

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USA: Stimmung in Chicago deutlich aufgehellter

Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago stellte sich per Berichtsmonat Februar auf 45,5 Punkte (Prognose 40,6, Vormonat 39,5). Der PCE Preisindex (Personal Consumption Expenditure) wies im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,3% (Prognose 0,3%, Vormonat 0,3%) aus. Im Jahresvergleich ergab sich eine Zunahme um 2,5% (Prognose 2,5%, Vormonat 2,6%).

Die persönlichen Einkommen nahmen per Januar im Monatsvergleich um 0,9% (Prognose 0,3%, Vormonat 0,4%) zu. Die persönlichen Konsumausgaben verzeichneten per Januar im Monatsvergleich einen Rückgang um 0,2% (Prognose 0,1%, Vormonat revidiert von 0,7% auf 0,8%).

China: PMIs freundlicher

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Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0500 – 1.0530 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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