Präzision lautet der Name des Werkzeugs, an welchem es bei der Analyse von Wertpapieren allerart nicht fehlen darf. Insgesamt gibt es allumfassend zwei ausschlaggebende Ansätze der Bewertung: den technischen und den fundamentalen. Der Fokus der technischen Analyse liegt auf der Untersuchung von Charts und anderen Indikatoren, um Vorhersagen über die künftige Preisentwicklung eines Wertpapiers zu treffen. Die fundamentale Analyse hingegen bezieht sich auf die Inspektion der finanziellen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn, Dividenden, Schulden oder die Vermögenswerte eines Unternehmens, um so die finanzielle Gesundheit beurteilen zu können.
In der technischen Analyse gilt seit jeher: The trend is your friend. Also zu Deutsch: Die Tendenz ist dein Freund. Marktbewegungen diskontieren dabei – so jedenfalls die Annahme – bereits alles Geschehene und der Markt hat unentwegt recht. Das psychologische Verhalten der Marktteilnehmer wiederum drückt sich durch Übertreibungen nach oben und nach unten aus, je nachdem, ob gegenwärtig die Angst oder die Gier am emotionalen Drücker ist. Ein Trend setzt sich, so die Statistik, mit einer größeren Wahrscheinlichkeit fort, als dass er sich umkehrt. Dieses Phänomen basiert auf dem sogenannten Trägheitsprinzip der Newtonschen Mechanik, nach welcher ein Körper in Ruhe bleibt oder sich gleichförmig und geradlinig bewegt, solange keine äußere Kraft auf ihn einwirkt. Ein großer Mehrwert der technischen Analyse ist es, dass sie auf alle Märkte angewandt werden kann, egal also ob Rohstoffe, wie Gold oder Silber, Aktien oder Indizes. Indikatoren wirken in der Analysemethodik unterstützend und werden besonders deshalb angewandt, weil sie keine Emotionen in ihre Handelsentscheidungen einbeziehen, oder daran glauben, dass die Meinung anderer ihre Entscheidungen in einer bestimmten Situation beeinflussen könnte. Da es jedoch mittlerweile eine unzählbare Menge an Indikatoren gibt, sollte man sich auf eine selektive Auswahl dezidieren. Nach dem Gesetz der selbsterfüllenden Prophezeiung weisen entsprechend diejenigen Hilfsmittel der technischen Analyse, welche von vielen Tradern genutzt werden, die höchste Trefferquote auf – Stichwort: Massenpsychologie.
Der Relative Strength Index (RSI)
Der Relative-Stärke-Index, ein Momentum-Indikator, genießt in diversen Anlegerkreisen – aufgrund seiner Einfachheit – eine hohe Anerkennung. Der RSI wurde von J. Welles Wilder Jr. im Jahr 1978 entwickelt und ist seither einer der meist angewandten Indikatoren in der technischen Analyse. Er kann auf nahezu allen Märkten und Zeitebenen eingesetzt werden und ist besonders nützlich für den Handel mit Aktien, Forex oder Futures. Einfach ausgedrückt, verhilft der Indikator dabei, einen überkauften beziehungsweise überverkauften Zustand eines Wertpapiers zu identifizieren. Im Umkehrschluss wird er genutzt, um einen Wert zu einem niedrigen Preis zu kaufen oder jenen auf einem hohen Niveau wieder zu verkaufen. Der RSI dient außerdem dazu, die (relative) Stärke eines Trends oder einer Trendumkehr zu identifizieren. Nachfolgend zeigen wir Ihnen den Indikator, exemplarisch eingefügt auf dem Tageschart der Apple-Aktie (NASDAQ:AAPL):
Zu sehen ist hier am unteren Rand des Bildes eine Skala, welche zwischen 0 und 100 schwankt. Die Mittellinie ist durch eine gestrichelte Linie gekennzeichnet. Die Berechnung des RSI basiert auf der Aufzeichnung von Preisbewegungen über einen festgelegten Zeitraum, wobei standardmäßig die Anzahl der Perioden auf 14 festgelegt wird. Kurzfristige Trader verwenden auch oft den 9-Perioden-RSI, während diejenigen, die den längerfristigen Handel bevorzugen, den 25-Perioden-RSI wählen. Im Allgemeinen gilt: Je kleiner der Zeitraum, desto mehr Schwankungen macht der Relative-Stärke-Index. Beim RSI gilt der Fokus den Werten 70 und 30 (mit Grün im Chart markiert). Steigt der Indikator folglich über 70, bedeutet dies, dass sich der Markt respektive die Aktie in einer überkauften Phase befindet und die Wahrscheinlichkeit einer anschließenden Korrektur überwiegt. Im Chart ist dies jeweils durch die blauen Pfeile gekennzeichnet. Fällt der RSI hingegen unter die 30er-Linie, ist der Anlagewert überverkauft und sollte mit einer überwiegenden Wahrscheinlichkeit auf höhere Niveaus zurückgehen. Im Beispiel-Chart lässt sich dies an den Reaktionen des Kurses an den in Orange (EPA:ORAN) eingezeichneten Pfeilen erkennen.
Relevanz des RSI
Um die Effizienz des Handels zu steigern, sollte der RSI mit weiteren Indikatoren, wie dem gleitenden Durchschnitt oder den Fibonacci-Retracements, ergänzt werden. Insgesamt steigt auch die Qualität der übermittelten Signale des RSI, wenn die kritischen Bereiche nach oben (RSI kreuzt die 30er-Marke von unten) oder nach unten (RSI kreuzt die 70er-Marke von oben) verlassen werden. Weiterhin kann es zu sogenannten Divergenzen zwischen dem RSI und dem Kursverlauf eines Wertpapiers kommen. Eine bullische Divergenz liegt vor, wenn der Kurs des Wertpapiers über längere Zeit fällt, also sich in einem Abwärtstrend befindet, während der RSI wiederum einen Aufwärtsimpuls erkennen lässt – gegen den eigentlichen Haupttrend. Dies kann ein Indikator für eine mögliche Trendwende sein. Eine bärische Divergenz wiederum ist eine Abweichung, bei der der RSI abwärts tendiert, während der Kurs weiter ansteigt, was ebenfalls als Signal für eine baldige Trendwende interpretiert werden kann und einen bevorstehenden Kursrückgang andeutet
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