Die Industrie im Euroraum verzeichnete im August eine stärkere Wachstumsrate als erwartet, wie Daten von Eurostat zeigen. Trotzdem zeigt der Vergleich zum Vorjahr die anhaltenden Herausforderungen, denen sich die Industrie gegenübersieht.
Im August verzeichnete die Industrieproduktion in der Euro-Zone einen unerwartet deutlichen Anstieg. Die Fertigung erhöhte sich im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag berichtete. Analysten, die von Reuters befragt wurden, hatten lediglich mit einem minimalen Anstieg von 0,1 Prozent gerechnet, nachdem die Produktion im Juli um 1,3 Prozent zurückgegangen war. Die Herstellung von Gebrauchsgütern stieg um 1,2 Prozent, während das Wachstum bei Verbrauchsgütern 0,5 Prozent betrug.
Unter Gebrauchsgütern versteht man Waren, die über einen längeren Zeitraum genutzt werden, wie beispielsweise Möbel oder Kleidung. Verbrauchsgüter hingegen sind kurzfristig nutzbare Produkte wie Lebensmittel. Im Vergleich zum Vormonat stellten die Euroraum-Länder im August auch 0,3 Prozent mehr Investitionsgüter her. Die Produktion von Vorleistungsgütern ging hingegen um 0,3 Prozent zurück, und die Energieproduktion verzeichnete einen Rückgang von 0,9 Prozent.
Dennoch verdeutlicht der Vergleich mit dem Vorjahr, wie schwer die Industrie angesichts der schwächelnden globalen Wirtschaftslage zu kämpfen hat. Die Produktion sank um 5,1 Prozent im Vergleich zum August 2022, was die Erwartungen der Analysten, die lediglich von einem Rückgang von 3,5 Prozent ausgingen, übertraf. Die stärksten Produktionsrückgänge wurden in Irland (-27,3 Prozent), Slowenien (-12,3 Prozent) und Estland (-11,9 Prozent) verzeichnet. Die größten Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten die Slowakei (+4,7 Prozent), Dänemark (+3,5 Prozent) und Malta (+3,0 Prozent). Das ehemalige EU-Mitglied Großbritannien konnte seine Industrieproduktion im Vergleich zum August 2022 sogar um 1,3 Prozent steigern, was die Erwartungen der Analysten leicht übertraf.
Die überraschend positive Entwicklung der Industrieproduktion hat sich bisher nicht in den Aktienmärkten widergespiegelt. Der europäische Aktienindex Euro Stoxx 600 legte zuletzt den Rückwärtsgang ein. Auch der deutsche Leitindex Dax verzeichnete bisher ähnlich große Verluste. Die deutsche Industrieproduktion zeigte im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Rückgang.
Können wir also jetzt davon ausgehen, dass der DAX und der EuroStoxx 600 weiterhin im freien Fall bleiben? Wir sehen in beiden Indexen deutlichen Abwärtsdruck. Aber dieser könnte sich schon bald in einen bullischen Modus auflösen.