(DailyFX.de) Die Teuerung in der Eurozone geht weiter zurück, sackte im Mai wieder auf 0,5 Prozent ab und macht damit ein ganzes Bündel an Lockerungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank auf ihrer Sitzung am Donnerstag wahrscheinlicher. Hier kann auch die ebenfalls heute veröffentlichte Arbeitslosenquote nicht gegensteuern. Damit sind expansive Schritte über eine bloße Leitzinssenkung hinaus als sehr realistisch einzuschätzen. Schon gestern zeigte die deutsche Inflation, wohin die Reise an der Preisfront geht. Sie rutschte mit 0,9 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Juni 2010.
Inflationsprognosen für die Eurozone sind nicht zu halten
Die ohnehin schwachen Inflationsprognosen für 2014 und die nächsten Jahre sollten von den Experten in den kommenden Wochen weiter nach unten korrigiert werden. Bereits jetzt bieten die Prognosen für die Inflation der Eurozone für 2014 mit mageren 0,8 Prozent und ersten schrittweisen Anstiegen der Rate in 2015 den geldpolitischen „Falken“ keine Unterstützung. Zu präsent sind die Deflationssorgen, die heute wieder geschürt wurden. Die EZB wird die Augen vor dem Sinken der Inflationsraten nicht verschließen können und werden.
Jugendarbeitslosigkeit in Italien steigt auf über 40 Prozent
Auch die heutige Aufhellung am europäischen Arbeitsmarkt wirft einen Schatten. Unerwartet fiel zwar die Arbeitslosenquote der Eurozone auf 11,7%. Die Arbeitslosenquoten Österreichs von 4,9% und Deutschlands von 5,2% stehen hierbei aber weiterhin im deutlichen Kontrast zu den Quoten der südlichen Periphere Europas. Griechenland bleibt mit einer Arbeitslosenquote von 26,5% noch länger ein Sorgenkind Europas sowie Spanien mit 25,1%. Während die italienische Arbeitslosenquote im April nahe dem Rekordhoch von 12,7% auf 12,6% verharrte, ist die Jugendarbeitslosigkeit der 15- bis 24-Jährigen dort im April auf 43,3% gestiegen.
Die EZB muss jetzt handeln
Damit liegen nun genug Gründe für die EZB auf dem Tisch, endlich den Kampf gegen eine schwache Inflation, eine anhaltend hohe Arbeitslosenquote und eine Stagnation der Wirtschaftsleistung aufzunehmen. Besonders die heutige Inflationskennzahl unterstreicht dies. Potenzielle wirtschaftliche Gefahren aus deflationären Risiken gilt es einzudämmen. Gerade mit unkonventionellen Maßnahmen ließe sich eine Steigerung der Inflation effektiver erzielen, als durch ein bloßes Senken des Hauptrefinanzierungssatzes unter das Rekordtief von 0,25% und der Einlagefazilität („Strafzins“). Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte, ein Programm, welches EZB-Chef Mario Draghi selbst „Dicke Bertha“ taufte, würden zudem gezielt gegen die schleppende Kreditvergaben steuern.
Analyse geschrieben von Niall Delventhal, Marktanalyst von DailyFX.de