Aufgrund der steigenden Kapitalmarktzinsen und des umfangreichen Reflationstrades am Aktienmarkt rechnen einige Investoren damit, dass die Inflation zu einem großen Problem wird.
Aber andere Teile des Marktes sehen das anscheinend nicht so. So erzählen zum Beispiel die gemessenen Breakeven-Inflationserwartungen und der Goldpreis eine ganz andere Geschichte und signalisieren keine höheren Inflationsraten, sondern vielmehr sinkende Teuerungsraten in den kommenden Jahren.
Der Goldpreis explodierte im Jahr 2020, als sich das Metall von seinen Tiefstständen im März bis August um mehr als 40% verteuerte. Investoren sahen in dem Metall eine Möglichkeit, sich gegen das Inflationsrisiko im Zuge der massiven Konjunkturmaßnahmen der US-Regierung und der lockeren Geldpolitik der Fed abzusichern.
Der Goldpreis preist keinen Inflationsschub ein
Doch seit August hat sich das Blatt gewendet: der Goldpreis ist seither um fast 20% gefallen. Der Preisrückgang deutet darauf hin, dass die zukünftigen Inflationserwartungen nicht annähernd so hoch sind wie zu einem früheren Zeitpunkt. Das könnte sogar ein Indiz dafür sein, dass es nicht zu einer Inflation kommt, sollte der Goldpreis weiter fallen.
Fünfjährige Inflationserwartungen bereiten Sorgen
Inzwischen liegen die fünfjährigen Breakeven-Inflationserwartungen bei etwa 2,55% und damit auf dem höchsten Stand seit 2008. So hoch standen die fünfjährigen Inflationserwartungen seit den späten 1990er Jahren nur selten. Dagegen liegen die 7- und 10-jährigen Breakeven-Inflationserwartungen mit etwa 2,45% bzw. 2,35% niedriger.
Auf dieser Grundlage preist der Markt wohl niedrigere Inflationsraten für die Periode in fünf Jahren ein. Dies deutet außerdem darauf hin, dass die aktuellen Inflationserwartungen zu hoch oder die zukünftigen Inflationserwartungen zu niedrig sind.
Der Spread zwischen der 5-jährigen Breakeven-Inflationsrate und der 10-jährigen Breakeven-Inflationsrate beträgt nun 17 Basispunkte. Man müsste bis in die frühen 2000er Jahre zurückgehen, um ähnlich große Differenzen bei den Inflationserwartungen zu finden. Natürlich gab es Anfang der 2000er Jahre eine Rezession, die die Erwartungen für die fünfjährige Inflationsrate drastisch nach unten drückte. Ein ähnlich hohes Niveau wie heute herrschte Mitte der 2000er Jahre, worauf die Finanzkrise folgte.
Die Inflationserwartungen sind möglicherweise zu hoch angesetzt
Das soll nicht heißen, dass die Wirtschaft kurz vor dem Abrutschen in eine Rezession steht; es ist vielleicht nur ein Zufall, dass dies die letzten beiden Male passiert ist. Es lässt den Schluss zu, dass sich diese Inflationssorgen im Laufe der Zeit von alleine regeln. Es könnte auch darauf hindeuten, dass die aktuellen Inflationssorgen übertrieben sind, es sei denn, die 10-jährige Rate beginnt in bedeutendem Maße zu steigen, was derzeit nicht der Fall ist. Sollte die 10-jährige Breakeven-Rate nach oben gehen und dabei sogar die 5-jährige übersteigen, wäre dies ein Zeichen dafür, dass der Markt in der Zukunft viel höhere Inflationsraten einpreist.
Mal angenommen, die Gold- und Breakeven-Inflationserwartungen sind korrekt, dann wäre es in diesem Szenario durchaus möglich, dass sich die Inflationssorgen in den nächsten 6 bis 12 Monaten in Luft auflösen, die Zinsen wieder sinken und sich die Befürchtungen von einer überhitzten Wirtschaft hin zu einer Rezession verschieben.