Die ING (AS:INGA) hat ihren Rohstoffausblick für 2025 veröffentlicht. Gold wird demnach neue Rekordhöhen erreichen. Für viele andere Metalle und Öl sieht es dagegen schlechter aus.
Für Gold rechnet die ING in ihrem Ausblick 2025 mit neuen Rekordhöhen. "Die Zentralbanken werden ihre Geldpolitik voraussichtlich weiter lockern, und aufgrund einer Eskalation der Handelsspannungen könnte es zu einer Verlagerung in sichere Anlagen kommen. Wir gehen außerdem davon aus, dass die Zentralbanken weiterhin viel Gold kaufen werden, da sie versuchen, ihre Reserven zu diversifizieren", notieren die Analysten.
Gold profitiert von Käufen durch Notenbanken
Der Trend zu Goldkäufen durch Notenbanken hat sich im dritten Quartal angesichts der gestiegenen Preise zwar etwas verlangsamt, ist aber ungebrochen. Die Nationalbank Polens (NBP) war im dritten Quartal erneut der größte Käufer und stockte ihre Goldreserven um 42 Tonnen auf 420 Tonnen oder 16 % der Gesamtreserven auf.
NBP-Gouverneur Adam Glapinski will diesen Anteil auf 20 % erhöhen. Die Reserve Bank of India (RBI (VIE:RBIV)) kaufte im dritten Quartal 13 Tonnen und stockte den Bestand auf 854 Tonnen auf – 6 % mehr als zum letzten Jahreswechsel. Auch die PBoC hat ihre Käufe wieder aufgenommen.
Die ING rechnet jedenfalls damit, "dass sich die positive Dynamik von Gold kurz- bis mittelfristig fortsetzen wird" – auch, wenn US-Zölle die Inflation treiben und damit die Spielräume für Zinssenkungen eingeschränkt werden.
Weniger gut sind die Perspektiven für Industriemetalle. Hier belasten Handelskonflikte und mögliche Änderungen des IRA. Die Metallmärkte dürften zudem "abwarten, ob die jüngsten Unterstützungsmaßnahmen aus China endlich auf den Rohstoffkomplex durchschlagen" – und falls nicht, auf weitere Stimuli warten.
Peking ist für die Nachfrage nach Industriemetallen von besonderer Bedeutung. "China, der weltweit größte Metallverbraucher, bremst die Nachfrage nach Metallen seit mehr als drei Jahren", heben die Analysten im Bericht hervor. Ein nachhaltiger Anstieg der Metallpreise werde deshalb von der Intensität und Geschwindigkeit der Umsetzung konjunkturstützender Maßnahmen in Volksrepublik abhängen.
"China bremst die Nachfrage nach Metallen seit mehr als drei Jahren"
Zudem dürften sich "die meisten der von Trump vorgeschlagenen Maßnahmen negativ auf die weltweite Nachfrage nach Metallen" auswirken. Maßnahmen wie Steuersenkungen, Zölle, lockerere Regulierung und strengere Einwanderungskontrollen könnten die Inflation erhöhen, den geldpolitischen Spielraum der Fed reduzieren und den USD stärken – was sich negativ auf die Nachfrage nach Metall auswirkt.
Im Hinblick auf Kupfer konstatiert der Bericht, dass eine geringere Priorität der Umweltpolitik unter Trump die Nachfrageerwartungen für grüne Energiemetalle (wie Kupfer) reduziere. Der Ausblick wird zudem durch hohe Lagerbestände getrübt: Die weltweiten börsennotierten Vorräte liegen auf dem höchsten Stand seit 2017.
Ursächlich dafür sind chinesische Exporte. "Die Exporte sind in diesem Jahr auf Rekordniveau gestiegen, da das Angebot aus Chinas Schmelzhütten zunimmt, während die Nachfrage aus dem verarbeitenden Gewerbe und dem Bausektor zurückbleibt", heißt es. Die Analysten erwarten für 2025 einen Kupferüberschuss von 200.000 Tonnen für raffiniertes Kupfer – trotz der Ausweitung der chinesischen Kapazitäten und dem Hochfahren neuer Schmelzhütten und Raffinerien in Indonesien und Indien.
Schlecht sieht es dem Ausblick zufolge auch für Nickel aus. Das Metall hat sich 2024 aufgrund der Angebotsflut aus Indonesien schwach entwickelt – und wird diesen Trend den Analysten zufolge auch 2025 fortsetzen. "Wir gehen davon aus, dass die Nickelpreise auch im nächsten Jahr unter Druck bleiben werden, da das Überangebot auf dem Weltmarkt anhält. Wir erwarten im Jahr 2025 durchschnittliche Preise von 15.700 USD/t", konstatieren die Verfasser. Aktuell liegt der Preis bei knapp 16.000 USD/t.
Energiemärkte könnten unter Druck geraten
Auch bei Eisenerz sehen die Analysten 2025 überwiegend Abwärtsrisiken. Verantwortlich dafür ist einmal mehr der chinesische Immobilienmarkt. Ein nachhaltiger Aufwärtstrend sei erst mit einer nachhaltigen Erholung des Wirtschaftswachstums im Reich der Mitte möglich. "Da der Erholungspfad in China noch holprig ist, wird der Markt weiterhin empfindlich auf die chinesische Politik reagieren und die Preise werden wahrscheinlich volatil bleiben", lautet der pessimistische Ausblick.
Besser sieht es für Aluminium aus. "Wir gehen davon aus, dass der globale Aluminiummarkt im Jahr 2025 aufgrund eines langsameren Produktionswachstums wieder ein Defizit aufweisen wird, was die Preise auf einem höheren Niveau stützt", notieren die ING-Analysten. Hier werden durchschnittlich Preise von 2.625 USD/t erwartet, was minimal über dem aktuellen Preis liegt. Die Prognose impliziert, dass es nicht zu einer drastischen Korrektur der Aluminiumpreise kommt, wenn, wie erwartet, die Knappheit bei Aluminiumoxid im Jahresverlauf zurückgeht.
Die Energiemärkte werden der ING zufolge 2025 unter Druck geraten. Für den Ölmarkt prognostizieren die Analysten etwa "ein bescheidenes Nachfragewachstum" kombiniert mit einem "starkem Angebotswachstum außerhalb der OPEC". "Vorerst erwarten wir, dass der Ölmarkt im nächsten Jahr einen Überschuss aufweisen wird – obwohl vieles von der Produktionspolitik der OPEC+ abhängen wird", heißt es in dem Bericht.