Intels (NASDAQ:INTC) neuer CEO, Pat Gelsinger, hat einen ehrgeizigen Plan, um den weltweit größten Chiphersteller wieder auf den Wachstumspfad zu bringen. Die Strategie, die aus einer Mischung aus Eigenproduktion und Auslagerung besteht, folgt jahrelangen Produktionsproblemen, die es den Wettbewerbern erlaubten, Marktanteile zu gewinnen.
Gelsinger stellte in dieser Woche seinen Plan vor und sagte, Intel werde sich ab 2023 stärker auf externe Hersteller verlassen, um einige seiner modernsten Prozessoren zu produzieren. Außerdem kündigte er an, 20 Milliarden US-Dollar in den Bau von zwei neuen Chipfabriken an Arizona, genannt Intel Foundry Services (IFS), investieren zu wollen, in denen dann auch Chips mit Designs von anderen Unternehmen hergestellt werden sollen.
Auf diese Weise möchte Intel die weltweit größten Cloud-Computing-Kunden wie Amazon (NASDAQ:AMZN) und Microsoft (NASDAQ:MSFT) beliefern, die immer stärker ihre eigenen Prozessoren entwickeln und Fabriken brauchen, um sie herstellen zu lassen. Dieses Hybridmodell ist laut Gelsinger, der vor zwei Monaten nach seiner Tätigkeit als CEO bei VMware (NYSE:VMW) zum Chef von Intel ernannt wurde, eine erfolgversprechende Kombination.
"Intel ist zurück. Das alte Intel ist das neue Intel", sagte er Analysten in einer Präsentation. "Wir werden Marktführer sein und die neuen Chipkunden zufriedenstellen, weil die Welt mehr Halbleiter benötigt und wir diese Lücke erfolgreich schließen werden."
Für Intel-Investoren waren die letzten zwei Jahre ziemlich enttäuschend. Während andere Halbleiterhersteller aufgrund der explosiven Nachfrage nach neuen und schnelleren Chips aufholten, kämpfte Intel mit Produktionsproblemen und hat Mühe seine neuesten Produkte rechtzeitig auf den Markt zu bringen.
Wettbewerber wie Advanced Micro Devices (NASDAQ:AMD) und NVIDIA (NASDAQ:NVDA) entwickeln Chips, die sie von anderen produzieren lassen. Einer dieser Auftragshersteller ist Taiwan Semiconductor Manufacturing (NYSE:TSM) - ein Unternehmen, das Intel mit diesem neuen Geschäftsplan nachzuahmen versucht.
Gemischte Reaktionen
Die Intel-Aktie stieg in den letzten zwei Jahren um lediglich 16%, während der Referenzindex der Branche, der Philadelphia Semiconductor Index sich mehr als verdoppelte. Wird der aktuelle Plan ausreichen, um diese Lücke zu schließen und die Intel-Aktie zu einer guten langfristigen Investition zu machen? Die Analysten waren gespalten angesichts der früheren Fehltritte von Intel und dem hart umkämpften Markt.
Goldman Sachs (NYSE:GS) bekräftigte seine Verkaufsempfehlung für die Aktie und stellte fest, dass die 20 Milliarden US-Dollar für den Bau der neuen Fabriken den freien Cashflow verringern und Interessenkonflikte mit Wettbewerbern auslösen könnten. Wie Goldman in einer von CNBC.com zitierten Notiz sagte:
"Selbst wenn IFS als eigenständiges Unternehmen arbeitet, das von Core Intel getrennt ist, glauben wir, dass viele der großen Fabless-Kunden, die mit Core Intel konkurrieren, zögern werden, mit IFS zusammenzuarbeiten."
Das Marktumfeld sieht für Intel jedoch ziemlich gut aus, wenn es dem Unternehmen gelingen sollte, seine Pläne umzusetzen.
Die globale Chipknappheit und Chinas massive Investitionen, um in der Chipherstellung die Führung zu übernehmen, haben die Branche zu einem Teil eines geopolitischen Kampfes gemacht. US-Präsident Joseph Biden hat im vergangenen Monat eine Verordnung unterzeichnet, die eine 100-tägige Überprüfung der wichtigsten Lieferketten, einschließlich Halbleiter, vorsieht. Er sagte auch, er werde 37 Milliarden Dollar an Finanzmitteln beantragen, um der heimischen Chipindustrie zu helfen, ihre Kapazität zu steigern.
Mit politischer und finanzieller Rückendeckung dürfte die Chipnachfrage auch nach der Pandemie stark bleiben, da die Menschen mehr Geld für Smartphones, Spielkonsolen und anderen Geräten ausgeben, in denen überall Chips verbaut sind. In einer Mitteilung der Investmentfirma Baird, die Intel als "Fresh Pick" bezeichnete und ihr Outperform-Rating für die Aktie mit einem Kursziel von 85 USD pro Aktie bekräftigte, hieß es:
"Wir erleben derzeit die wohl schlimmsten Kapazitätsengpässe seit Ende der 90er Jahre, während die geopolitische Lage es zunehmend riskanter macht, ausschließlich auf TSM zu setzen. Intel muss nur liefern können, als wir uns in dem positivsten Umfeld für die US-amerikanische Halbleiterproduktion der letzten Jahrzehnte befinden."
Fazit zur Intel-Aktie
Der neue Turnaround-Plan von Intel ist beeindruckend und bietet gute Gründe für Optimismus. Das aktuelle Niveau der Aktie bietet jedoch kurzfristig nicht viel Aufwärtspotenzial, da die Anleger in Wartestellung verharren. Für langfristige Anleger ist es zunächst besser, abzuwarten und auf einen besseren Einstieg zu hoffen.