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IW Verbandsumfrage: Rezession voraus

Veröffentlicht am 29.12.2022, 13:23

Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt

Die Konjunkturerwartungen der deutschen Wirtschaftsverbände sind kurz vor dem Jahreswechsel deutlich schlechter als ein Jahr zuvor. In fast allen Branchen ist die Stimmung im Keller. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage des Instituts für Wirtschaftsforschung (IW).

Die IW Verbandsumfrage untersucht die wirtschaftliche Stimmung durch die Befragung von Branchenverbänden. 49 Verbände nahmen in diesem Jahr teil. 39 der Teilnehmer bewerten die aktuelle wirtschaftliche Lage schlechter als vor einem Jahr. Die Gründe sind vielfältig: Gasmangel, hohe Energie- und Rohstoffpreise, Materialengpässe, Fachkräftemangel, Inflation und vieles mehr belasten.

„Klares Signal für Produktionsrückgänge“

Vor einem Jahr war die Lage noch deutlich besser. Damals erwartete keiner der durch das IW befragten Wirtschaftsverbände einen Produktions- oder Geschäftsrückgang für 2022. In der aktuellen Verbandsumfrage erwarten 30 von 48 Verbänden (nicht alle Teilnehmer beantworten alle Fragen) einen solchen Rückgang. Nur 13 Verbände erwarten eine verbesserte Geschäftstätigkeit – nach 39 im Vorjahr.

Das IW fasst zusammen: „Der breite Optimismus, der für das Jahr 2022 bestand, ist in der aktuellen Befragung (…) nicht mehr zu erkennen. (…) Der Einstieg in das Jahr 2023 fällt dem Urteil der Befragten Verbände somit fundamental anders aus als in der IW Verbandsumfrage zum Jahresende 2021“.

Von den Teilnehmern, die mit einem höheren Produktionsniveau rechnen, prognostiziert kein einziger eine wesentlich höhere Produktion. So erwartet etwa die Automobilindustrie 2023 einen höheren Output. Hier werde jedoch aufgrund der Pandemie und der globalen Lieferkettenprobleme deutlich unterhalb der Produktionsmöglichkeiten gearbeitet – dementsprechend groß sei das Nachholpotenzial.

Im überwiegende Teil der Wirtschaft sieht es laut IW jedoch schlecht aus. Insbesondere die Chemieindustrie erwarte eine wesentlich niedrigere Produktion – ebenso wie die Eisen- und Stahlindustrie. Schlecht ist die Stimmung auch in der Energie- und Wasserwirtschaft und der Bauwirtschaft. Insgesamt ergibt sich laut IW der zweitschlechteste Wert der Verbandsumfrage in den letzten 30 Jahren: Ein klares Signal für Produktionsrückgänge.

„Schwaches Investitionsjahr 2023“

Das IW rechnet nicht ganz überraschend mit einem „schwachen Investitionsjahr 2023“. Einen Investitionseinbruch in Deutschland signalisierten die Ergebnisse der Umfrage zwar nicht. Allerdings prognostizierten 17 der Verbände einen Rückgang der Investitionen – etwa die gesamte Metallindustrie sowie die Chemie- und Pharmaindustrie.

Die Zurückhaltung sei in erster Linie auf die hohen Unsicherheiten infolge der Energieversorgung und der hohen Energiepreise zurückzuführen. Auch die Bauwirtschaft erwartet demnach geringere Investitionen.

Auf die Beschäftigung hat die aktuelle Situation laut der Umfrage dagegen kaum Einfluss. Lediglich 16 Verbände gaben an, für 2023 von einer geringeren Mitarbeiterzahl auszugehen. Dies ist nur rund die Hälfte der Verbände, die im kommenden Jahr einen Produktionsrückgang erwarten.

Laut IW setzt sich damit ein „in den vorhergehenden Krisen zu beobachtende Muster fort“: Trotz starker Produktionseinbrüche wurde die Beschäftigung in den Betrieben z.B. 2008/09 und 2020/21 aufrechterhalten.

Der Grund sind Personalengpässe. Unternehmen „horten“ Arbeitnehmer in konjunkturellen Krisen, da sie befürchten, abgebautes Personal im nächsten Aufschwung nicht ersetzen zu können.

Konjunkturprognosen: Ökonomen rechnen mit leichter Rezession

Das angeschlagene Bild der IW Verbandsumfrage wird auch durch andere Konjunkturprognosen bestätigt. So rechnet das Münchner ifo Institut für 2023 mit einer leichten Rezession. Mit einem BIP Rückgang von 0,1 % soll diese allerdings recht mild ausfallen.

Das ifo Institut geht laut Konjunkturchef Timo Wollmershäuser davon aus, dass die Wirtschaft in den beiden Quartalen des Winterhalbjahres 2022/23 schrumpfen wird. Danach soll es aber wieder aufwärtsgehen.

Leiden wird laut ifo Institut unter anderem der Privatkonsum. Der Grund: Reallohnverluste. Für das kommende Jahr rechnet das Münchner Forschungsinstitut mit einer Inflationsrate von 6,4 %. Dies wird durch Lohnsteigerungen nicht ausgeglichen. Deshalb geht die Konsumbereitschaft der Haushalte zurück, allen staatlichen Rettungspaketen zum Trotz.

Dennoch sind die ifo Konjunkturforscher insgesamt etwas optimistischer als die Prognosen des IW. Dieses ging zuletzt von einem BIP Rückgang um 0,75 % im Jahr 2023 aus. Ein Grund dafür ist die schwache Weltkonjunktur.

Die Weltwirtschaft soll im kommenden Jahr um 2 % zulegen. Zudem verschärfe sich die Rezession im Bausektor weiter, während der Privatkonsum als Konjunkturstütze zunehmend ausfalle.

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