- JPMorgan Chase wird voraussichtlich am Freitag (vorbörslich) die Ergebnisse für das 3. Quartal bekannt geben.
- In diesem komplexen Konjunkturumfeld dürfte das Zahlenwerk des Wall-Street-Finanzriesen dem schwächelnden Aktienkurs kaum Auftrieb geben.
- Das unter anderem auf das Kreditgeschäft spezialisierte Finanzinstitut hatte im Juli vorübergehend seine Aktienrückkäufe ausgesetzt, um sich so auf einen möglichen Konjunktursturm einzustellen.
Mit Beginn der Berichtssaison für das dritte Quartal 2022 in dieser Woche dürften die Zahlen der größten US-Banken darauf hindeuten, dass die Erträge im Investmentbanking rapide zurückgehen, während sie von der Marktvolatilität bei Aktien, Anleihen und Rohstoffen profitieren und ihre Erträge aus dem Handelsgeschäft steigern.
In diesem komplexen Konjunkturumfeld dürften die Zahlen der Finanzgiganten der Wall Street den angeschlagenen Aktienkursen, die von der Angst vor einer Konjunkturflaute, einer Verlangsamung der Kreditvergabe und einem Einbruch der Kapitalmärkte geplagt werden, kaum Auftrieb geben.
Der KBW Bank Index ist in Anbetracht des Risikos einer ausgedehnten Rezession, die die Perspektiven des Sektors trübt, seit Januar um rund 26 % eingebrochen.
Quelle: Investing.com
In einer Woche, in der eine Vielzahl von Unternehmen aus unterschiedlichen Sektoren ihre Bücher öffnen, werde ich mich speziell auf JPMorgan Chase (NYSE:JPM), den größten US-Kreditgeber, konzentrieren, um einen Einblick in die Stimmung der US-Verbraucher und die Zukunft der Wirtschaft im Allgemeinen zu erhalten. Seit Jahresbeginn haben die JPM-Aktien fast ein Drittel ihres Wertes eingebüßt.
Nach den Konsensschätzungen der Analysten dürfte JPM im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Umsatzanstieg von rund 8 % verzeichnen. Der Gewinn je Aktie dürfte jedoch um rund 20 % auf 2,88 USD je Aktie zurückgehen, was vor allem auf einen erheblichen Einbruch im Investmentbanking-Geschäft zurückgeht.
Die unsicheren Marktbedingungen, die Fusionen und Übernahmen und sogar Börsengänge erschweren, waren jedoch zugleich auch ein Segen für die Handelsabteilungen der Bank. Nach Einschätzung der Analysten dürften die Einnahmen von JPM aus dem Handel mit festverzinslichen Wertpapieren, Devisen und Rohstoffen um 12 % steigen.
Glaubt man den Experten der Citigroup, könnte JPMorgan seine bereits im letzten Quartal angehobene Prognose für den Nettozinsertrag noch einmal anheben. Zur Begründung verweisen sie auf den im Vergleich zu anderen Banken disziplinierteren Umgang der Bank mit Barmitteln.
Das diversifizierte Geschäftsmodell und die Führungsposition in vielen Bereichen des Bankgeschäfts sind vielleicht die Hauptgründe dafür, dass JPM eine Welle von Abwärtskorrekturen der Gewinnschätzungen erspart geblieben ist, wie aus den Daten von InvestingPro+ hervorgeht.
Quelle: InvestingPro+
Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit und des Risikos einer Rezession, das die Investoren an der Seitenlinie hält, ist es trotz des stark diversifizierten Geschäfts von JPM unwahrscheinlich, dass die Aktie allzu sehr von den Ergebnissen dieser Woche profitieren wird.
Die auf die Kreditvergabe spezialisierte Bank setzte im Juli vorübergehend ihre Aktienrückkäufe aus, um höhere Kapitalanforderungen zu erfüllen und sich auf einen möglichen Konjunktursturm einzustellen. CEO Jamie Dimon warnte gar vor einem wirtschaftlichen "Wirbelsturm" und verwies auf die Herausforderungen, vor denen die Federal Reserve (Fed) bei der Inflationsbekämpfung steht.
Im Rahmen der Telefonkonferenz erhoffe ich mir weitere Einblicke in die Prognosen der Geschäftsleitung zu den Rückstellungen für Kreditausfälle und zu den erwarteten Kreditverlusten sowie über die Fähigkeit zur Wiederaufnahme der Aktienrückkäufe.
Offenlegung: Haris Anwar besitzt keine der in diesem Artikel genannten Aktien. Die in diesem Artikel dargelegten Ansichten geben ausschließlich die Meinung des Verfassers wider und sind nicht als Anlageberatung zu verstehen.