Die letzten acht Jahre waren für die Kaffee-Bären das reinste Fest. Mehr als 67 Prozent verlor der Kaffeepreis vom Hoch im Jahr 2011 bis auf das Tief vom April diesen Jahres. Seit dem ist ihm eine Stabilisierung gelungen, die in den letzten zwei Monaten sogar zu einer dynamischen Rallye geführt hat, die den Preis der Bohne in der Spitze um knapp 50 Prozent verteuerte. Mit 142,40 US-Cents erreichte der Kaffeepreis in dieser Woche den höchsten Stand seit August 2017. Vom Mehrjahreshoch ging es im Anschluss daran etwas mehr als 5 Prozent nach unten.
"Volatilität ist auf diesen Niveaus garantiert", sagte Carlos Mera, Analyst bei Rabobank International in London. "Es kann in beide Richtungen gehen, also sollten sich Anleger besser anschnallen. Nur der brasilianische Real gilt als neuer bullischer Faktor, aber auch hier ist alles spekulativ."
Wettersorgen und der zweijährige Zyklus bei Arabica-Kaffee in Brasilien, das für mehr als ein Drittel der weltweiten Ernte verantwortlich ist, tragen zur gegenwärtigen Angebotsverengung bei und lassen die Preise steigen.
Die brasilianische Staatsagentur Conab erwartet, dass die brasilianische Kaffeeernte für dieses Jahr mit 49,31 Millionen Sack gut 20 Prozent niedriger ausfallen wird als 2018. Dieser Ertragsrückgang sei vor allem auf den zweijährigen Zyklus bei Arabica-Kaffee sowie auf die rückläufige Anbaufläche zurückzuführen.
Damit fällt die Ernte zwar niedriger aus als im Vorjahr, aber ist im historischen Vergleich noch immer recht hoch.
Der brasilianische Real hat sich nach dem Erreichen seines Rekordtiefs zum US-Dollar wieder moderat erholen können. Mit 4,0719 Real bleibt die Samba-Währung aber noch immer recht billig zum US-Dollar bewertet. Allerdings gab die jüngste Aufwertung des BRL und COP gegenüber dem US-Dollar dem Kaffeepreis einen zusätzlichen Schub.
Da der USD/BRL nun aber auf einer nicht unwichtigen Unterstützung aufgesetzt hat, besteht die Chance auf eine kurzfristige Aufwärtskorrektur bis auf 4,11/4,18 Real, was den Kaffeepreis etwas Wind aus den Segeln nehmen dürfte. Erst ein Rutsch unter 3,96 würde ein mittelfristiges Top anzeigen.
Die Experten von Capital Economics schrieben Ende November in einer Notiz, dass die Abwertung des BRL hauptsächlich auf die Zunahme des Leistungsbilanzdefizits und die Sorge, dass das Reformtempo nachlässt, zurückzuführen war. "Wir gehen davon aus, dass der Real schwach bleiben wird. Unsere aktuelle Prognose für Ende 2020 sieht den Real bei 4,25, aber die Risiken sind nach unten gerichtet", so William Jackson, Chefökonom Emerging Markets bei CE.
Ein schwächerer brasilianischer Real fördert in der Regel das Exportwachstum. Sobald mehr Angebot auf den Markt gelangt, fallen die Preise für Kaffee - und umgekehrt.
In der Woche bis 10. Dezember haben Money Manager ihre Netto-Longposition auf den höchsten Stand seit März 2017 ausgebaut, wie die aktuellen CFTC-Daten vom 13. Dezember ergaben. Das ist zweifellos ein bullischer Faktor.
Am selben Tag senkte die USDA ihre Prognosen für die globale Kaffeeproduktion. Das US-Landwirtschaftsministerium erwartet, dass die globale Kaffeeproduktion in der Erntesaison 2019/20 mit 169,3 Millionen Sack 5,3 Millionen Sack niedriger ausfallen wird als in der letzten Saison, während der globale Konsum mit 166,4 Millionen Sack ein neues Rekordhoch erreichen dürfte. Die Kaffeebestände dürften um 400.000 auf 35 Millionen Sack sinken.
Ein Angebotsdefizit ist damit aber nicht gegeben, was dem Kaffeepreis mittelfristig das Aufwärtsmomentum rauben dürfte.
Fernando Maximiliano, Analyst bei INTL FCStone weist auch darauf hin, dass der Markt trotz der höheren Preise im Hinblick auf die Fundamentaldaten weiterhin besorgt ist. "Das Gefühl des Marktes ist, dass wir Anfang 2020 ein engeres Angebot sehen, aber es ist immer noch wichtig, sich daran zu erinnern, dass sich die Bestände auf einem komfortablen Niveau innerhalb der historischen Vergleichsdaten befinden", sagte er.
Der jüngste Anstieg des Kaffeepreises aus Furcht vor einem engeren Angebot im Vergleich zu den Vorsaisons mag aus spekulativen Gründen zwar gerechtfertigt sein. Aber ohne ein extremes Wetterereignis, welches den Markt in ein massives Angebotsdefizit stürzt, dürfte der Preisanstieg mittelfristig allerdings so gut wie ausgereizt sein.
Das legt auch der von JP Morgan berechnete z-score nahe, der jüngst über 3 stieg und damit einen möglichen Wendepunkt bei Arabica-Kaffee anzeigt. Charttechnisch sehen die Analysten der US-Großbank zwar noch die Chance auf eine interne dritte Welle, mit einem Ziel von 159,5 US-Cents. Allerdings dürfte dies nur mit zwischenzeitlich heftigen Abverkäufen an Zwischenhochs einhergehen.
Ich persönlich glaube, dass der Kaffeepreis unter Einbezug der o.g. Faktoren aus technischer Sicht sein Aufwärtspotenzial mit dem Erreichen der im unteren Chart (logarithmische Darstellung) aufgeführten langfristigen Trendlinie ausgereizt hat. Zwar gab es noch kein handfestes Verkaufssignal, da er sich noch oberhalb der sekundären Trendlinie bei 131,00/129,4 US-Cents halten kann. Wer mutig ist, kann allerdings an Erholungsschüben in Richtung 140,00 US-Cents Shortpositionen aufbauen, wie ich es gestern in unserem Kaffee-Forum angegeben hatte. Den Stopp habe ich dabei knapp über 145 US-Cents platziert.
Sollte der Short nicht gelingen, plane ich einen weiteren Versuch bei 158,60 US-Cents.
Ziele auf der Unterseite habe ich bei 126,50/123,50 US-Cents und dann bei 114 US-Cents.
Positiv stimmt mich auch die Konstellation der technischen Indikatoren, die sich weniger begeister von der jüngsten Entwicklung des Kaffeepreises zeigen und in Form der Slow Stochastik und dem RSI Verkaufssignale aufweisen. Auch scheint der PMO allmählich an Schwung zu verlieren. Hier liegt aber noch kein Verkaufssignal vor. Allerdings nimmt das Momentum gemäß MACD-Histogramm ab.