Berg- und Talfahrt: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche erheblich geschwankt, letztlich aber erneut nachgegeben. Für die extreme Nervosität der Anleger sorgten vor allem die Turbulenzen im Bankensektor. Zu den Problemen einiger US-amerikanischer Regionalbanken kamen hier die Schwierigkeiten der ohnehin unter Beobachtung stehenden Credit Suisse und deren Bitte um ein Hilfspaket hinzu. In der Folge ging es nicht nur bei den Titeln der betroffenen Werte, sondern bei Bankaktien (NASDAQ:KBWB) insgesamt nach unten, was auch negative Auswirkungen auf den Gesamtmarkt hatte. Daneben beschäftigte das Zinsthema die Anleger weiterhin. Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) wurde dabei überwiegend positiv aufgenommen. Die EZB hatte ihren Leitzins wie überwiegend erwartet um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Dies war als Vertrauensbeweis für das europäische Bankensystem gewertet worden. Zudem hatte die EZB Signale gesendet, wonach sich das Zinstempo reduzieren könnte. Zu Ende der Handelswoche verstärkte der große Verfallstermin an den Terminbörsen die ohnehin erheblichen Schwankungen zusätzlich.Wir stellen den Marktkommentar von Robert Ertl, Börse München, vor.
Sorge um Banken lässt Kurse einbrechen
Der Deutsche Aktienindex (Dax) sackte im Wochenvergleich um 4,3 Prozent ab auf 14.768,20 Punkte. Der MDax verlor 5,5 Prozent auf 26.446,93 Zähler. Der TecDax gab um 0,9 Prozent auf 3.226,19 Punkte nach. Der m:access All-Share büßte 0,8 Prozent auf 1.656,91 Zähler ein.
Wie bereits in der Vorwoche hatten auch in der vergangenen Woche vor allem Banktitel zu leiden. So fielen im Dax die Titel der Deutschen Bank auf Wochensicht um 10,9 Prozent, die der Commerzbank sogar um 18,9 Prozent. Daneben zählten die Titel von Volkswagen und von Mehrheitseigner Porsche Holding mit Abschlägen um 9,7 beziehungsweise 10,3 Prozent zu den großen Wochenverlieren. Volkswagen (ETR:VOWG) hat das Margenziel für seine Kernmarke gesenkt, zusätzlich belasteten Analystenstimmen.
Anleihen: Hohe Volatilität
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche bei hoher Volatilität weiter zugelegt. Die Turbulenzen im Bankensektor sorgten für Nervosität der Anleger, die daraufhin bei den als sicher geltenden Bundespapieren zugriffen. Zudem reduzierten sich die Zinserwartungen, einerseits wegen der Bedenken um die Folgen für die unter Druck stehenden Banken, andererseits durch zurückgegangene Inflationsdaten aus den USA sowie teils enttäuschend ausgefallene Konjunkturdaten. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen Bundesanleihe sank im Wochenvergleich von 2,49 auf 2,12 Prozent. Die Umlaufrendite fiel von 2,61 auf 2,26 Prozent.
USA: Uneinheitlicher Handel
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche nach starken Schwankungen uneinheitlich geschlossen, im Gegensatz zu ihren hiesigen Pendants zwischenzeitliche Verluste aber überwiegend wettgemacht. Die Krisen einiger Banken und die erheblichen Stützungsmaßnahmen bestimmten die Stimmung der Marktteilnehmer wesentlich. Der Dow-Jones-Index sank im Wochenvergleich leicht um 0,1 Prozent auf 31.861,98 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index rückte dagegen um 1,4 Prozent vor auf 3.916,64 Zähler. Der von Technologiewerten dominierte Nasdaq-100-Index gewann 5,8 Prozent auf 12.519,87 Punkte.
Ausblick: Besorgter Blick auf die Fed
Wichtigster Termin in der aktuellen Woche dürfte für die Anleger an den deutschen Aktienbörsen der Mittwoch sein, wenn die US-Notenbank Fed das Ergebnis ihrer Ratssitzung bekannt gibt. Dabei wird überwiegend mit eine Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkte gerechnet, an eine vor Kurzem noch befürchtete deutlichere Erhöhung glaubt angesichts der Turbulenzen im Bankensektor kaum ein Marktteilnehmer mehr. Spannend bleibt die Frage, was die Fed in Bezug auf ihr weiteres Vorgehen signalisieren wird. Einige Beobachter können sich eine Abkehr von Kurs der geldpolitischen Straffung vorstellen.
Die Bankenkrise bleibt im Fokus
Auch über die Auswirkung auf die Geldpolitik hinaus dürfte das Thema Bankenkrise weiter Einfluss auf die Märkte haben. Neben den in Schwierigkeiten geratenen US-Regionalbanken steht dabei weiter die Credit Suisse im Fokus. Auch nach der von einigen als Not-Übernahme durch die UBS bezeichneten Fusion dürften die Märkte das weitere Geschehen interessiert verfolgen. Abzuwarten bleibt zudem, wie sich die Stimmung in Bezug auf den gesamten Bankensektor entwickeln wird. Auf die Anleger dürften in jedem Fall weitere Nerven-kostende Tage zukommen.
Unter den Einzelwerten könnten neben Bankwerten HeidelbergCement und RWE interessieren, die ihre vollständigen Geschäftszahlen und Ausblicke präsentieren. Zudem steht im Dax wieder eine Änderung an, zu Wochenbeginn ersetzt Rheinmetall Fresenius Medical Care im Index, der Dialyse-Spezialist notiert ab sofort im MDax.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 20.03.: Erzeugerpreise in Deutschland; Handelsbilanz der Eurozone; Zinssatzentscheidung der chinesischen Notenbank
Dienstag, 21.03.: ZEW-Konjunkturerwartungen (Deutschland); Verkäufe bestehender Häuser in den USA
Mittwoch, 22.03.: Ergebnis der Ratssitzung der US-Notenbank
Donnerstag, 23.03.: Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of England; Chicago Fed Nationaler Aktivitätsindex (USA); Verkäufe neuer Häuser in den USA
Freitag, 24.03.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA; S&P Global PMI Gesamtindex (USA)
Mittwoch, 22.03.: Ergebnis der Ratssitzung der US-Notenbank
Donnerstag, 23.03.: Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of England; Chicago Fed Nationaler Aktivitätsindex (USA); Verkäufe neuer Häuser in den USA
Freitag, 24.03.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA; S&P Global PMI Gesamtindex (USA)