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KI lässt Aktienkurse weiterhin explodieren

Von Stockstreet GmbH (Sven Weisenhaus)Marktüberblick23.01.2025 10:22
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KI lässt Aktienkurse weiterhin explodieren
Von Stockstreet GmbH (Sven Weisenhaus)   |  23.01.2025 10:22
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US-Präsident Donald Trump hat erneut mit Strafzöllen auch gegen die EU gedroht. „Die Europäische Union ist sehr, sehr schlecht zu uns“, sagte er vor Journalisten. Als Grund nannte er erneut die Handelsüberschüsse gegenüber den USA, die besorgniserregend seien. „Also werden sie mit Zöllen rechnen müssen. Das ist der einzige Weg, wie man Fairness bekommt“, so Trump. Konkreter äußerte er sich allerdings auch dieses Mal nicht.

China geriet ebenfalls erneut ins Visier der neuen US-Regierung. Bereits im nächsten Monat werde man die Einführung eines Strafzolls in Höhe von 10 % auf chinesische Importe erwägen, weil weiterhin das Opioid Fentanyl aus China über Mexiko und Kanada in die USA geliefert werde.Zolldrohungen: 

Folgen den Worten keine Taten?

Doch an den Börsen scheint man die Drohungen nicht so recht ernst zu nehmen. Zumal die nun in Betracht gezogenen 10 % weit unter den im Wahlkampf genannten 60 % liegen. Vor diesem Hintergrund setzte sich die neuerliche Rally an den Aktienmärkten unbeeindruckt fort.

Fast könnte man den Eindruck bekommen, die Anleger wollten noch schnell mit Aktien Gewinne erzielen, bevor eine konkrete Umsetzung der Zollandrohungen die Rally beendet. Das wäre allerdings mit hohen Risiken verbunden, da Trump einen solchen Beschluss jederzeit verkünden könnte. Er ist schließlich für seine impulsive und wenig berechenbare Art bekannt. Und er hatte ein hohes Tempo bei all seinen Plänen angekündigt.

Binnen kurzer Zeit bereits Zahlreiches auf den Weg gebracht

Dieses Tempo legt er derzeit aber vor allem bei Themen wie Bürokratieabbau, Deregulierung und Personalabbau bei Behörden an den Tag. Damit möchte er weitere Investitionen im eigenen Land fördern. Passend dazu konnte Trump gerade Investitionsversprechen großer US-Konzerne in Rechenkapazitäten für Künstliche Intelligenz (KI) im Umfang von sagenhaften 500 Milliarden US-Dollar verkünden. Und nach wie vor reicht offenbar schon die Nennung der Buchstabenkombination „KI“, um die Aktienkurse durch die Decke gehen zu lassen.

KI-Investitionen lassen Aktienkurse weiterhin explodieren

Siehe dazu das an den geplanten Investitionen beteiligte Unternehmen Oracle (NYSE:ORCL): Der Datenbank- und Cloud-Anbieter will zusammen mit dem Microsoft-Partner und ChatGPT-Erfinder OpenAI und dem japanischen Tech-Investor Softbank (TYO:9434) in den kommenden 4 Jahren die oben genannte Summe für ein sogenanntes Stargate-Projekt aufbringen, im laufenden Jahr davon bereits 100 Milliarden US-Dollar. Und obwohl das für die Unternehmen zunächst hohe Kosten sind, von denen unklar ist, ob überhaupt, und wenn ja, wann und in welcher Höhe sie sich auszahlen, sprang der Aktienkurs von Oracle gestern im Hoch um mehr als 18 % (!) in die Höhe, nachdem er sich 2024 schon zeitweise fast verdoppelt (!) hatte. – Der Wahnsinn geht im 3. Jahr in Folge weiter.

Auch Softbank-Aktien sprangen um mehr als 10 % nach oben, was andere Tech-Unternehmen sowie KI-Infrastrukturausrüster und somit den Gesamtmarkt mit nach oben zog.

Auch Zölle sollen Investitionen in die USA holen

Das Ziel, Unternehmensinvestitionen ins Land zu holen, verfolgt Trump auch bei seinen Zollplänen. Indem er Importgüter verteuert und diese somit gegenüber heimischen Produkten weniger konkurrenzfähig macht, will er die Produktion aus dem Ausland ins Inland holen. Und diese Zukunftsaussichten sind wohl die Gründe für die aktuelle Rally am Aktienmarkt.

Wobei in diesem Fall unklar ist, warum auch in Europa die Kurse sehr stark steigen. Denn gehen Trumps Pläne auf, schadet das tendenziell dem Rest der Welt, also auch Europa. Wollen die Anleger also vielleicht doch noch vor den Zollbeschlüssen schnell Gewinne erzielen? Oder herrscht das Prinzip Hoffnung, dass gar keine Zölle kommen, sondern diese nur als Verhandlungsmasse angedroht werden? Wir werden sehen.

EUR/USD legt ohne Zölle stark zu

Für Letzteres spricht jedenfalls auch die plötzliche Stärke des EUR/USD. Anfang des Jahres war der Wechselkurs im Rahmen eines kurzfristigen Abwärtstrendkanals noch bis an das untere Ende eines übergeordneten Abwärtstrendkanals gefallen (rot im folgenden Chart). Dort kam es bereits zu einer leichten Erholung. Doch exakt mit dem Tag der Vereidigung von Donald Trump zum US-Präsidenten legte der Euro gegenüber dem Dollar sehr stark zu (siehe grüner Pfeil).

Und das, obwohl es in diesen Tagen aus den Reihen der Europäischen Zentralbank (EZB) diverse Wortmeldungen gegeben hat, wonach die Inflation trotz der jüngsten Anstiege zum Ziel von 2 % gelangen wird und die Notenbank daher den Leitzins weiter senken kann – laut EZB-Ratsmitglied Klaas Knot voraussichtlich zumindest auf den kommenden beiden Sitzungen – was gewöhnlich den Euro belastet.

Es erscheint somit eindeutig, dass die Anleger mit der Amtseinführung sofortige Zollmaßnahmen erwartet hatten. Und weil diese nicht gekommen sind, kam es zu einer entsprechenden Gegenbewegung bzw. Erleichterungsrally. Und seitdem setzen die Marktteilnehmer darauf, dass es auch dabei bleiben wird.

Sinkende Zinsen durch nachlassende Inflationssorgen

Diese Erwartungshaltung lässt sich auch am Anleihemarkt beobachten. Denn dort sinken die Renditen. Würden die Märkte weiterhin hohe Zölle fürchten, die Güter verteuern und somit die Inflation anheizen, müssten die Renditen eigentlich hoch bleiben oder gar weiter zulegen, wie in der Vergangenheit. Aber das ist aktuell nicht der Fall.

Enttäuschungspotential nimmt zu

Was nicht ist, kann aber noch werden. Und daher spielen die Märkte derzeit ein riskantes Spiel. Das gilt vor allem für den Aktienmarkt. Denn hier waren die Kurse schon vor der aktuellen Rally charttechnisch massiv überkauft und viele Unternehmen hoch bewertet, trotz der jüngsten Rücksetzer zum Jahreswechsel. Und daher ist die Fallhöhe nun wieder gestiegen.

Chancen für einen Long-Trade auf EUR/USD mit Risiken

Auch am Anleihe- und Devisenmarkt waren die Kurse zu weit gelaufen. Die Renditen sind daher relativ hoch und der Euro unterbewertet. Hier waren die aktuellen Gegenbewegungen also fällig, sowohl aus fundamentaler als auch aus charttechnischer Sicht.

Im Chartanalyse-Dienst „Target-Trend-Spezial“, in dem der EUR/USD in kurzen Zeitabständen regelmäßig analysiert wird, war zuletzt wiederholt zu lesen, dass sich die Wellen in dem kurzfristigen Abwärtstrendkanal überschnitten haben. „Daher könnte sich weiterhin ein ‚ending diagonal‘ bilden, welches bullish zu werten wäre, da die Kurse gewöhnlich nach oben ausbrechen und es sich um eine Trend(w)ende-Formation handelt“, schrieb ich den Lesern am 20. Januar, also am Tag vor Trumps Vereidigung. Und so kommt der aktuelle dynamische Anstieg nicht überraschend. Die Formation wurde idealtypisch nach oben aufgelöst.

Fazit

Solange Trump keine konkreten Zölle beschließt, dürften sich die aktuellen Kursentwicklungen fortsetzen. Aber seien Sie sich der derzeitigen Risiken bewusst! Der US-Präsident kann jederzeit mit nur einem Satz heftige Rücksetzer an den Aktienmärkten auslösen.

Ich wünsche Ihnen jedenfalls weiterhin viel Erfolg an der Börse
Ihr
Sven Weisenhaus

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