Nun ist sie also da, die lang ersehnte Korrektur. Wieder einmal kam Sie überraschend und heftig, ja sogar crashartig. Immer dann, wenn die Angst vor Kursverlusten gering ist, kommt es häufiger zu solch dynamischen Abwärtsbewegungen, wie wir sie in dieser Woche gesehen haben.
Wenn keiner damit rechnet…
Dass die Nervosität der Anleger zuletzt extrem gering war, ließ sich unter anderem an den sehr geringen Schwankungen in diversen Märkten ablesen und entsprechend auch an den Volatilitätsindizes, die auf Rekordtiefs notierten.
So zum Beispiel der VIX (siehe Chart), der die erwartete Schwankungsbreite des US-amerikanischen Aktienindex S&P 500 anzeigt. Dieser notierte Anfang Juli mit einem Stand von unter 12 Punkten noch extrem niedrig und zeigte damit eine absolute Sorglosigkeit der Anleger an. Im Zuge der aktuellen Korrektur ist der Volatilitätsindex nach oben gesprungen.
Mit Volatilitätsindizes gegen fallende Aktienkurse absichern
Dass die Volatilitätsindizes ein perfektes Instrument sind, um sich kurzfristig gegen fallende Aktienkurse abzusichern, hatten wir Ihnen in der Ausgabe des Geldanlage-Briefs vom 1. Juni erklärt. Damals schrieben wir auch, dass wir uns im „Geldanlage Premium Depot“ bereits mit einer Long-Position auf den VIX für eine nun jederzeit mögliche Korrektur gerüstet hatten.
Und genau diese Position ist alleine in dieser Woche um über 45 Prozent angestiegen (siehe folgender Chart), wodurch Verluste in anderen Positionen des Depots fast vollständig ausgeglichen wurden.
Besser zu früh als zu spät!
Rückblickend betrachtet waren wir vielleicht etwas früh dran mit unseren Warnungen, doch angesichts der herben Verluste, die nun so viele Aktien innerhalb kürzester Zeit hinnehmen mussten, zeigt sich endlich eindeutig, wie richtig wir damit lagen.
Beruhigung der Märkte abwarten
Jetzt gilt es Ruhe zu bewahren und eine Beruhigung der Märkte abzuwarten. Erst dann wird sich zeigen, ob es sich wieder nur um kleinere Korrekturen innerhalb der Abwärtstrends handelt oder sich die Kursverluste noch weiter fortsetzen.
Konsolidierung oder Korrektur? - Frage beantwortet!
In jedem Fall ist nun die Frage der letzten Wochen, ob wir es mit einer Konsolidierung oder einer Korrektur zu tun bekommen, endlich beantwortet. Doch was hat die Abwärtsbewegung eigentlich ausgelöst?
Eine Vielzahl an enttäuschenden Geschäftszahlen aus Deutschland
Die geopolitischen Krisen (Ukraine, Sanktionen gegen Russland, Gaza etc.) wurden schon längere Zeit als Belastungsfaktor für die Börsen angesehen. Die Kurse zeigten sich jedoch relativ unbeeindruckt. Auch die Staatspleite Argentiniens, die bereits längere Zeit wie ein Damokles-Schwert über den Märkten hing, konnte den Kursen nichts anhaben. Doch womit wohl die wenigsten Anleger wirklich gerechnet hatte, ist die Vielzahl an enttäuschenden Geschäftszahlen (nicht nur) aus Deutschland.
Anleger strafen Unternehmen massiv ab
Einige Beispiele hatten wir Ihnen bereits in der Ausgabe des Geldanlage-Briefs vom vergangenen Mittwoch genannt, als wir schrieben: „Was mit solchen Aktien passieren kann, wenn die Geschäftszahlen den Anlegern nicht schmecken, haben jüngst die Unternehmen Drägerwerk (WKN 555063 und 555060), Software AG (WKN 330400) oder Wincor Nixdorf (WKN A0CAYB) gezeigt. Diese wurden vom Markt mit Kursverlusten von zwischenzeitig deutlich mehr als 10 Prozent abgestraft, weil die Geschäftsziele nicht erreicht werden (konnten).“
(erstellt mit: Ariva.de) Kursverlauf 1 Monat
In einer Sondermeldung, die wir unseren Abonnenten des „Geldanlage Premium Depot“ am Freitag geschickt hatten, nannten wir weitere Namen: „Jüngst hat es zum Beispiel SMA Solar erwischt, weil das Unternehmen statt eines Gewinns einen Verlust erwartet. Mehr als 13 Prozent verlor der Aktienkurs am Mittwoch und fiel damit auf Jahrestief. Osram enttäuschte am selben Tag die Anleger – die Aktie verlor weit mehr als 8 Prozent. Nur einen Tag später verlor Adidas rund 15 Prozent an Marktwert. Zuvor war bereits Solarworld dran, deren Aktien allein seit Donnerstag vergangener Woche rund 12 Prozent abgeben mussten.“
(erstellt mit: Ariva.de) Kursverlauf 5 Tage
In der anschießend verschickten Hauptausgabe schrieben wir zu dem Thema noch, dass anscheinend weitere Unternehmen hinzuzukommen, bei denen das erreichte Aktienniveau nicht gerechtfertigt war. „Jüngstes Beispiel ist Fuchs Petrolub aus dem MDAX, dessen Aktien von über 30 auf 27 Euro um rund 10 Prozent abrauschten, weil der Schmierstoffhersteller seine Gewinnziele fürs Gesamtjahr gesenkt hatte“, hieß es dazu.
(erstellt mit: Ariva.de) Kursverlauf Fuchs Petrolub, 5 Tage
Und bereits am Donnerstag schrieben wir den Lesern, dass an diesem Tag unzählige Werte Kursverluste von 5 Prozent und mehr hinnehmen mussten: „Im DAX waren es zwei, im MDAX drei, im SDAX ganze elf und im TecDAX immerhin noch neun. Gewinner gab es dagegen nur wenige. Im TecDAX nur einen einzigen, im SDAX fünf, im MDAX zwei und im DAX vier. Die vier deutschen Indizes vereinen 160 Unternehmen. Und von diesen konnten nur 12 Aktien Gewinne verbuchen. So etwas kommt nicht sehr oft vor“.
Kurse kehren zu einem fairen Bewertungsniveau zurück
Die Börsen waren gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) längst nicht mehr günstig bewertet, in den USA noch weniger als in Deutschland. Doch weil nun wohl diverse Gewinnerwartungen drastisch gesenkt werden müssen, steigt die KGV-Bewertung, ohne dass es dazu weiter steigender Aktienkurse bedurfte. Im Umkehrschluss müssen die Notierungen daher nun fallen, um zum ursprünglichen KGV zurückzukehren.
Für uns ist dies, neben einer rein charttechnischen Reaktion auf die vorangegangenen starken Kursgewinne, aktuell die plausibelste Erklärung für die jüngst sehr starken Verluste – die Berichtssaison läuft einfach zu enttäuschend.
Am Ende von QE stürzen die Kurse ab
Und dann sieht das Ganze auch noch so aus, als würden wir eine Wiederholung dessen erleben, was in der Vergangenheit stets ablief, wenn zu es einer Beendigung der jeweiligen QE-Programme der Fed kam. - Jedes Mal, nachdem ein QE (Quantitative Easing) auslief, stürzten die Kurse ab.
Fed beschloss am Mittwoch eine erneute Reduzierung der Anleihekäufe
Dieses Mal sind die Börsen etwas früher dran, denn auf der jüngsten Notenbanksitzung der Fed in dieser Woche wurde zwar beschlossen, die Anleihekäufe (QE) erneut zu reduzieren, doch mit einer Senkung um 10 Mrd. US-Dollar werden immer noch monatlich Assets im Wert von 25 Mrd. US-Dollar gekauft. - Man lernt offenbar aus der Vergangenheit, doch geholfen hat dies nicht. Als die ersten durch den Ausgang wollten, folgte schnell die Masse. Und so kam es zu dem Ausverkauf, weil die Anleger panisch wurden.
Ordentliche US-Arbeitsmarktdaten – Fed dürfte an ihrem Plan festhalten
Zumal die Fed angesichts der jüngsten Arbeitsmarktdaten vom Freitag an ihrem bisherigen Plan festhalten wird und spätestens im Oktober dann tatsächlich das QE-Programm beendet sein dürfte. Der ADP-Beschäftigungsreport fiel mit einer Zahl von 218,000 zwar niedriger als erwartet aus (die Marktprognosen hatten auf 230.000 getippt), aber die Zahl liegt weiterhin über der Marke von 200.000. Zumal ein gewisser Rückschlag von den 281.000 des Vormonats unvermeidlich wohl war.
Der offizielle Arbeitsmarktbericht von heute bestätigte den ADP-Bericht. Demnach lag die Zahl der neugeschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft im Juli bei 209.000. Erwartet wurden auch hier 230.000, nach 288.000 zuvor.
(Quelle: Markt-Daten.de) neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft in den USA
Die Arbeitslosenquote beträgt im Juli 6,2%. Erwartet wurden 6,1% nach 6,1%.
(Quelle: Markt-Daten.de) Arbeitslosenquote in den USA
Frühjahrsdelle vollständig aufgeholt
Und auch die BIP-Daten geben der Fed den nötigen Spielraum für das Ende von QE3,5. Denn nicht nur die Zahlen für das 2. Quartal übertrafen alle Erwartungen bei Weitem - das Wachstum lag bei +4,0 Prozent, während die die Prognose nur auf +3,0 Prozent lautete - sondern auch das 1. Quartal und die Zahlen der gesamten zweiten Hälfte des vergangenen Jahres wurden nach oben revidiert. Damit stieg das reale US-BIP-Wachstum im Jahre 2013 von 2,6 Prozent auf 3,1 Prozent.
(Quelle: Markt-Daten.de) Bruttoinlandsprodukt in den USA
Darüber hinaus wuchs der Kern-Index für den Individualkonsum im 2. Quartal („PCE-Deflator“) auf einer annualisierten Basis um 2,0 Prozent, womit das Federal Open Market Committee (FOMC) bereits eines seiner zwei Ziele erreicht hat.
Die bessere Wirtschaftslage und die höhere Inflation spiegelten sich sodann auch im FOMC-Statement wieder. So war diesem zu entnehmen, dass sich die Inflation nun in Richtung ihrer Zielmarke bewegt, und dass die Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt sich verbessert haben.
Ausblick
Entsprechend könnten sich die Märkte im Hinblick auf das Ende von QE noch etwas belastet zeigen, letztlich erwarten wir aber, dass sich die US-Wirtschaft nun endlich selbst trägt, ein weiteres QE-Programm also nicht nötig sein wird, und die Märkte dies letztlich auch erkennen und positiv werten werden. Denn eine sich selbsttragende Wirtschaft ist langfristig gesehen besser für die Aktienmärkte als eine liquiditätsgetriebene Rallye ohne solides Fundament in Form von Wirtschaftswachstum.
Wir sind also entsprechend nur kurzfristig skeptisch und hatten zum Glück einige Depot-Positionen rechtzeitig mit einem StopLoss abgesichert. So waren am Donnerstag die Aktien von E.ON und ein Discount-Zertifikat auf die Allianz mit jeweils rund 10 Prozent Gewinn aus dem Depot geflogen. E.ON ist seitdem vom Verkaufskurs bei 14,35 Euro auf 13,595 Euro kräftig abgestürzt – um 5,3 Prozent in nur zwei Tagen.
Und auch das Allianz-Zertifikat (unterer Teil im folgenden Chart) ist nach dem Verkauf deutlich zurückgekommen, weil die Aktie (oberer Teil im Chart) ebenfalls kräftig abgerutscht ist.
Langfristig sind wir aber absolut bullisch. Und dies spiegelt sich auch in den jüngsten Käufen wider, die wir nach den herben Kursverlusten für unser „Geldanlage Premium Depot“ zu deutlich günstigeren Preisen vorgenommen haben.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 03.08.2014, Autor: Sven Weisenhaus)
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