- Kraft Heinz-Aktien sind seit ihrem 12-Monats-Hoch am 13. Mai um 15 % gefallen
- Für die kommenden Jahre wird ein leicht negatives Gewinnwachstum erwartet
- Der Wall Street-Konsens ist neutral
- Die marktimplizierten Aussichten sind neutral mit einer leichten Aufwärtsneigung bis Anfang 2023
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- Inflation
- Geopolitische Turbulenzen
- Disruptive Technologien
- Steigende Zinssätze
Die Aktien des globalen Lebensmittel- und Getränkeriesen Kraft Heinz (NASDAQ:KHC) sind seit dem Erreichen ihres 12-Monats-Hochs bei einem Schlusskurs von 44,29 USD am 13. Mai um mehr als 14 % gefallen.
Die Aktien zogen zu Beginn des Jahres 2022 an und erzielten in der Hoffnung, dass das Unternehmen seine Margen selbst bei steigender Inflation aufrechterhalten kann, bisher eine Gesamtrendite von +7,6 %. Die Gesamtrendite über die letzten 12 Monate beträgt jedoch -9,2 %, gegenüber -6,3 % für die gesamte Verpackungsindustrie im Lebensmittelsektor.
Weil die Verbraucherpreise weiter steigen und sich der in Pittsburgh ansässige Lebensmittelhersteller angesichts der Herausforderungen in der Lieferkette dem Druck ausgesetzt sieht, die Preise für seine Produkte zu erhöhen, nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass seine Kunden auf preiswertere Handelsmarken ausweichen.
Quelle: Investing.com
Obwohl KHC die Gewinnerwartungen in 12 aufeinanderfolgenden Quartalen geschlagen hat, gibt es noch keine Anzeichen für einen Übergang zum Gewinnwachstum über die letzten vier Jahre. Laut Konsensmeinung dürfte das EPS in den nächsten drei bis fünf Jahren leicht rückläufig sein (-0,72 % pro Jahr). Das Unternehmen konnte die erwarteten Skalenvorteile seit der Fusion von Kraft und Heinz im Jahr 2015 immer noch nicht realisieren.
Quelle: E-Trade. Quelle: E-Trade. Grüne (rote) Werte sind Beträge, um die das EPS den erwarteten Konsenswert übertrifft (verfehlt).
KHCs aktuelle Dividendenrendite ist mit 4,23 % recht hoch. Nach einer erheblichen Kürzung um 36 % gegenüber 2018 ist die Dividende seit 2019 konstant. Zwar wurde die Dividendenkürzung als notwendig zur Stärkung der KHC-Bilanz angesehen, doch neigen Einkommensanleger eher dazu, sich von Unternehmen ohne beständiges Dividendenwachstum fernzuhalten.
Am 17. November stufte ich die Aktie unverändert mit neutral/hold ein. Heute ist der Aktienkurs praktisch identisch mit dem von damals. Zum damaligen Zeitpunkt waren die Hauptsorgen dieselben wie heute: Inflation, Störungen in der Lieferkette und mangelndes Gewinnwachstum. Das Konsensrating der Wall Street war neutral und das Konsenskursziel für die nächsten 12 Monate lag etwa 7 % über dem damaligen Aktienkurs. In Verbindung mit der (damaligen) Dividendenrendite von 4,3 % ergab sich eine erwartete Gesamtrendite von 11,3 % für die nächsten 12 Monate, die jedoch im Verhältnis zum erwarteten Risiko (annualisierte Volatilität von 25,3 %) nicht hoch genug war, um ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis zu bieten.
Neben den von der Wall Street vorgegebenen Trends und den Fundamentaldaten einer Aktie stütze ich mich auch auf die vom Markt implizierten Aussichten, d. h. auf die von den Optionspreisen für diese Aktie implizierte Tendenz. Bei meiner Analyse im November waren die vom Markt implizierten Aussichten bis Mitte 2022 neutral bis leicht bearish.
Für Leser, die mit dem Konzept der vom Markt implizierten Prognose nicht vertraut sind, ist eine kurze Erläuterung erforderlich. Der Preis einer Aktienoption spiegelt die übereinstimmende Einschätzung des Marktes über die Wahrscheinlichkeit wider, dass der Aktienkurs bis zum Ablauf (dem Verfall) einer Option höher (Call-Option) oder niedriger (Put-Option) als ein bestimmtes Niveau (der Ausübungspreis der Option) sein wird. Die Analyse der Preise von Kauf- und Verkaufsoptionen mit unterschiedlichen Strikes (Ausübungspreisen), die aber alle das gleiche Verfallsdatum haben, ermöglicht eine probabilistische (auf der Wahrscheinlichkeitstheorie beruhende) Preisprognose unter Einbeziehung aller Preise im Optionsmarkt. Dieses Konzept wird als marktimplizite Prognose bezeichnet. Lesern, die sich für diese Materie interessieren und ihr Wissen dazu vertiefen wollen, empfehle ich die Monographie des CFA Institute (in englischer Sprache).
Im Rahmen der Überprüfung meines Gesamtratings habe ich die marktimplizierten Aussichten für KHC bis Anfang 2023 berechnet und diese mit den aktuellen Konsensaussichten der Wall Street verglichen.
Konsenserwartungen der Wall Street für KHC
E-Trade ermittelt den Konsensausblick der Wall Street für KHC anhand der Einschätzungen 10 renommierter Analysten, die in den letzten 90 Tagen Kursziele und Bewertungen veröffentlicht haben. Das Konsens-Rating ist neutral und das Konsens-Kursziel für die nächsten 12 Monate liegt 11,7 % über dem aktuellen Kurs.
Quelle: E-Trade
Die von Investing.com ermittelte durchschnittliche Erwartungshaltung an der Wall Street gründet sich auf die Einschätzungen und Kursziele von 20 Analysten. Das Konsens-Rating ist neutral und das Konsens-Kursziel für die nächsten 12 Monate liegt 13,5 % über dem aktuellen Aktienkurs.
Quelle: Investing.com
Die von E-Trade und Investing.com ermittelten Konsensprognosen ähneln sich sehr. Das Gesamturteil beider Prognosen lautet neutral. Das durchschnittliche Ertragspotenzial der beiden Konsensschätzungen beläuft sich auf 12,6 %, was einer erwarteten Gesamtrendite von 16,8 % für die nächsten 12 Monate entspricht.
Marktimplizierte Prognose für KHC
Ich habe die marktimplizierte Prognose für KHC für den 7,6-Monats-Zeitraum von heute bis zum 20. Januar 2023 mithilfe der Kauf- und Verkaufsoptionen Optionen berechnet, die zu diesem Termin auslaufen. Ich habe genau dieses Verfallsdatum gewählt, um einen Überblick über die Erwartungen bis Ende 2022 zu erhalten und weil die im Januar-Kontrakte in der Regel am aktivsten gehandelt werden.
Die Standarddarstellung der marktimplizierten Prognose ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung der Kursrendite, wobei die Wahrscheinlichkeit auf der vertikalen und die Rendite auf der horizontalen Achse abgebildet wird.
Quelle: Berechnungen des Autors unter Verwendung von Preisangaben von E-Trade
Der Ausblick bis 20. Januar 2023 ist insgesamt symmetrisch, mit vergleichbaren Wahrscheinlichkeiten für positive und negative Renditen in der gleichen Größenordnung, wenngleich das Maximum der Wahrscheinlichkeit leicht zugunsten negativer Renditen tendiert. Die größtmögliche Wahrscheinlichkeit entspricht einer Kursrendite von -1,5 %. Die aus diesem Ausblick errechnete erwartete Volatilität beträgt 32,3 %.
Um den direkten Vergleich der Wahrscheinlichkeiten für positive und negative Renditen zu erleichtern, habe ich die negative Seite der Verteilung um die vertikale Achse gedreht (siehe den Chart unten).
Quelle: Berechnungen des Autors unter Verwendung von Preisangaben von E-Trade. Die negative Seite der Verteilung wurde um die vertikale Achse gedreht.
In dieser Darstellung wird deutlich, dass die Wahrscheinlichkeiten positiver und negativer Renditen - abgesehen von einer kleinen Bandbreite von Ergebnissen - sehr eng beieinander liegen (die durchgezogene blaue Linie und die gestrichelte rote Linie liegen fast übereinander, außer für Renditen im Bereich von +/- 7%).
In der Theorie sind die vom Markt implizierten Aussichten im Vergleich zu den tatsächlichen Erwartungen der Anleger negativ verzerrt. Der Grund hierfür ist, dass Anleger insgesamt risikoscheu sind und dazu neigen, mehr als den fairen Wert für den Schutz vor Abwärtsrisiken zu zahlen bereit sind. Das Ausmaß dieses Effekts lässt sich jedoch nicht messen. Vor dem Hintergrund dieser möglichen Verzerrung interpretiere ich den vom Markt implizierten Ausblick als neutral bis leicht optimistisch.
Fazit
Kraft Heinz tut sich nach wie vor schwer, die seit der Fusion von Kraft und Heinz gewonnene Größe gewinnbringend einzusetzen. Die aktuellen Herausforderungen durch Inflation und Störungen in der Lieferkette sind nicht gerade hilfreich. In Anbetracht dieser Herausforderungen erzielt das Unternehmen weiterhin recht gute Ergebnisse. Ob das Unternehmen eine positive Gewinndynamik aufbauen kann, bleibt jedoch abzuwarten.
Für Einkommensanleger ist das fehlende Dividendenwachstum trotz der recht hohen aktuellen Rendite ein Minuspunkt.
Der Konsensausblick an der Wall Street ist nach wie vor neutral, mit einem durchschnittlichen 12-Monats-Kursziel, das einer erwarteten Gesamtrendite von 16,8 % entspricht. Als Faustregel für eine Kaufempfehlung will ich eine erwartete Gesamtrendite sehen, die mindestens die Hälfte der erwarteten Volatilität beträgt (in diesem Fall 32,3 % auf Jahresbasis). KHC bewegt sich genau an dieser Schwelle.
Der marktimplizierte Ausblick für KHC ist neutral, wobei er leicht nach oben zeigt. Während das Konsenskursziel und der vom Markt implizierte Ausblick leicht positiv ausfallen, halte ich aufgrund der langfristigen Wachstumsprobleme von Kraft Heinz und des aktuellen Inflationsdrucks mein Gesamturteil 'Neutral' aufrecht.
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