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Krise der Rohstoffhändler: Notenbanken befürchten Marktversagen

Veröffentlicht am 01.04.2022, 12:14
Aktualisiert 02.02.2022, 16:25
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Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt

Im Kreis der Notenbanken machen sich offenbar wachsende Sorgen um die großen Rohstoffhändler breit. Liquiditätsengpässe könnten die Unternehmen gefährden – und zu einem gefährlichen Marktversagen führen.

Andrew Bailey, Gouverneur der Bank of England, sieht in der hohen Volatilität an den Rohstoffmärkten infolge der russischen Invasion in die Ukraine ein handfestes Risiko für die Finanzstabilität heraufziehen. Die Herausforderungen für die Weltwirtschaft sind Bailey zufolge aktuell größer als nach der globalen Finanzkrise.

Hohe Volatilität + hohe Preise = Knappe Liquidität

Das Problem: Die Preise an Energie-, Metall- und Agrarmärkten sind drastisch gestiegen und gleichzeitig extrem volatil. Dies führt bei Rohstoffunternehmen zu einer gefährlichen Verknappung von Liquidität, weil Marginanforderungen sich vervielfachen.

Bailey zufolge sind die Rohstoffmärkte der Wirtschaftssektor mit der größten Vulnerabilität in Bezug auf Belastungen des Finanzsystems. Resilienz könne in diesem Bereich nicht als selbstverständlich angesehen werden, ließ Bailey Anfang der Woche im Rahmen einer Veranstaltung bei einem Think Tank in Brüssel durchblicken.

Bereits in der vergangenen Woche hat sich die Europäische Zentralbank (EZB) besorgt über die Situation an den Rohstoffmärkten geäußert. Die EZB will den Markt für Rohstoffderivate nun sehr genau beobachten. Die Notenbank fürchtet Stresssituationen auf den Märkten infolge der erhöhten Volatilität.

Die Sorgen beschränken sich nicht auf Zentralbankreise. Bereits Anfang März hatte ein Branchenverband von Energiehändlern Regierungen und staatliche Banken um die Bereitstellung von Notfallliquidität ersucht.

„Sprunghafte Änderung der Risikokosten“: Bank of England fürchtet Marktversagen

Bailey fürchtet, dass das Risiko und die Volatilität an den Rohstoffmärkten durch die Unternehmen des Sektors eingepreist werden. Man müsse nun sehr genau beobachten und sicherstellen, dass eine „sprunghafte Änderung der Risikokosten nicht zu einem Marktversagen führt“.

Er verwies in diesem Zusammenhang auch auf einen engen Zusammenhang zwischen Geldpolitik und Rohstoffmärkten. Schließlich bekämpften die Zentralbanken derzeit eine steigende Inflation – die ihre Ursache wiederum ganz wesentlich in steigenden Preisen für Energie und Rohstoffe hat.

Auf eine rasche Fortsetzung des britischen Leitzinserhöhungszyklus (die Bank of England hat den Leitzins bereits dreimal auf nunmehr 0,75 % erhöht) wollte sich Bailey denn auch nicht festlegen. Die Situation sei volatil, die Risiken für die Inflation seien zweiseitig – eine typische Notenbankformulierung für eine abwartende Haltung.

Knappe Liquidität erhöht Volatilität zusätzlich

Für die Möglichkeit eines Marktversagen spricht, dass sich bestimmte Prozesse an den Märkten selbst verstärken. Die Nachrichtenagentur Bloomberg zitierte kürzlich Huw Jenkins, Chairman und Chief Executive Officer von Engelhart Commodities Trading Partners.

Jenkins zufolge werde die Liquidität vor allem in den angespannten und hochvolatilen Märkten immer geringer. Die Marktteilnehmer haben aufgrund extrem hoher Nachschussforderungen Schwierigkeiten, Positionen aufzubauen und abzusichern. Ziehen sich Akteure aus dem Markt zurück, verschlechtert dies die Liquidität zusätzlich – was direkt in einem weiteren Anstieg der Volatilität und damit erneut steigenden Marginanforderungen resultiert.

Beinahe jeden Tag gibt es drastische Beispiele für die extreme Volatilität. Als der russische Präsident Vladimir Putin am Mittwoch etwa ankündigte, Zahlungen für Gaslieferungen künftig nur noch in Rubel zu akzeptieren, stieg der Preis für europäisches Erdgas (TTS) um bis zu 34 %.

Der Handel mit Nickel musste an der London Metal Exchange (LME) zeitweise unterbrochen werden. Das Metall war an lediglich zwei Handelstagen um 250 % gestiegen. Terminkontrakte auf Weizen an der Chicago Terminbörse stiegen im März an mehreren Tagen nacheinander über das Limit. Das bedeutet, dass der erste festgestellte Kurs eines Handelstages weiter entfernt vom letzten Kurs liegt, als es die Terminbörse erlaubt.

Wie lange machen die Banken noch mit?

Rohstoffhändler sind bei der Finanzierung ihrer Positionen auf Bankkredite angewiesen. Durch die angespannte Situation werden jedoch Finanzierungslimits ausgeschöpft. Dies wiederum führt dazu, dass selbst offenkundige Arbitragemöglichkeiten nicht ausgenutzt werden – aus Mangel an Liquidität. Dadurch wiederum verstärkt sich die Schieflage des Marktes zusätzlich.

Auf der Suche nach Auswegen zeigen sich die Rohstoffhändler offen. So werden mittlerweile Absicherungsgeschäfte außerbörslich über Banken platziert.

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