ESG-Scoring und ESG-Mandate sind ein Thema, mit dem wir uns bereits seit seinem Aufkommen im Jahr 2020 auseinandersetzen. Der Druck des „woke Aktivismus“ auf und durch Unternehmen, unklare oder künstliche Standards zu erfüllen, hat zu mehreren schmerzhaft unerfreulichen Ergebnissen geführt.
Der Begriff ESG bezieht sich auf die Risiken in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, die theoretisch mit jedem Unternehmen verbunden sind. Bei ESG-Investitionen geht es zwar darum, diese Risiken bei Investitionsentscheidungen zu berücksichtigen, allerdings sind das alles Dinge, die NICHT in der Bilanz oder der Gewinn- und Verlustrechnung eines Unternehmens stehen. Das ist das eigentliche Problem.
Natürlich ist auch die Wall Street angesichts des jüngsten Aufschwungs liberaler Politik, von Woke-Aktivismus und der Forderung nach sozialer Gerechtigkeit mehr als bereit, Produkte zu verkaufen, die einen solchen Bedarf decken. Es überrascht nicht, dass ESG-Anlagen aufgrund der umfangreichen Medienberichterstattung zu einem riesigen Business wurden.
Nach der Finanzkrise hatten ESG-Fonds einen Marktanteil von NULL am gesamten verwalteten Vermögen (AUM). Im Jahr 2020 überstieg das Volumen der Fonds mit ESG-Themen in den Vereinigten Staaten 16 Bio. USD. Die Prognosen lassen vermuten, dass die thematischen Anlagen bis 2025 50 Bio. USD übersteigen würden. Demgegenüber verzeichneten die USA, auf die 11 Prozent des ESG-Fondsvermögens entfallen, im letzten Quartal 2022 Abflüsse in Höhe von 6,2 Mrd. USD.
Wie kam es zu diesen Abflüssen bei den ESG-Fonds? Die Antwort überrascht wohl niemanden.
„Zunächst einmal schneiden ESG-Fonds in finanzieller Hinsicht schlecht ab. In einer kürzlich erschienenen Veröffentlichung im Journal of Finance analysierten Forscher der University of Chicago die Morningstar-Nachhaltigkeitsbewertungen von mehr als 20.000 Investmentfonds, auf die über 8 Bio. USD an Anlegergeldern entfallen. Obwohl die Fonds mit den höchsten Nachhaltigkeitsratings sicherlich mehr Kapital anzogen als Fonds mit dem niedrigsten Rating, schnitt keiner der Fonds mit dem höchsten Nachhaltigkeitsrating besser ab als die Fonds mit dem niedrigsten Rating.
Dieses Ergebnis wird nicht überraschen, und es ist möglich, dass die Anleger gerne bereit wären, für eine bessere ESG-Leistung auf finanzielle Erträge zu verzichten. Leider scheinen ESG-Fonds auch keine bessere ESG-Performance zu erzielen.“ - Harvard Business Review
Der Tod ist unvermeidlich
In unseren früheren Erörterungen zum Thema ESG haben wir davor gewarnt, dass die gesamte Vorgehensweise stark fehlerbehaftet ist. Ich habe die Links zu diesen Kommentaren unten angegeben:
Der Performance-Aspekt war von vorneherein der Grund, warum ESG-Anlagen scheitern müssen. Wir wissen das, weil wir derartige Investitionsthemen schon in der Vergangenheit erlebt haben. In den späten 90er Jahren ging die Wall Street dazu über, Investitionen in „sündige“ Aktien wie Glücksspiel, Tabak usw. einzuschränken. Genau wie damals sprangen die Anleger zunächst auf diesen Zug auf, doch als die Renditen die Benchmark nicht schlagen konnten, ging diese „Modeerscheinung“ zu Ende.
Dasselbe geschah im Jahr 2021 mit Anlegern, die sich von Beteiligungen an „disruptiven“ Unternehmen ein „gutes Gefühl“ versprachen. Die spekulative Nachfrage änderte sich aber sehr schnell, als die erhoffte Wertentwicklung ausblieb.
RBC Wealth Management hat kürzlich über 900 Kunden in den USA befragt. 49 % gaben diesmal an, dass Performance und Rendite für sie eine höhere Priorität haben als die ESG-Belange. 2021 waren es noch 42 %.
„Die Moral von der Geschichte ist, dass man nicht auf Rendite verzichten muss, um ESG-Kriterien zu fördern. Allerdings gingen dabei alle von der Annahme aus, dass man genau das gleiche Renditeprofil wie bei einer traditionellen Benchmark erhalten würde. Das stimmt aber absolut nicht, denn die traditionellen Benchmarks berücksichtigen keine ESG-Faktoren.“ - Kent McClanahan, VP Responsible Investing bei RBC.
Die Kunden von RBC äußerten sich auch skeptisch zur ESG-Kennzeichnung. 74 % der Befragten gaben an, dass von vielen Unternehmen irreführende Informationen zu ihren ESG-Initiativen kommen.
„Investmentmanager und Banken nutzen unsere kollektive Bereitschaft, etwas zur Bekämpfung des Klimawandel beizutragen, aus. Der gesamte ESG-Bereich ist nämlich, vorsichtig ausgedrückt, ein Irrenhaus.
Es gibt überall Greenwashing in epischen Dimensionen: Von den 253 Fonds, die im Jahr 2020 in den USA auf einen ESG-Fokus umgestellt haben, haben 87 Prozent ein Rebranding vorgenommen, indem sie Begriffe wie „nachhaltig“, „ESG“, „grün“ oder „Klima" in ihren Namen aufgenommen haben.
Dennoch änderte zu diesem Zeitpunkt keiner die Aktien- oder Anleihenbestände.“ - The Great Wall Street Heist
Bedauerlicherweise ändert die Änderung eines Namens nichts an der Leistung. Wie RBC feststellte, ist die Performance letztlich das Einzige, was für die Anleger wirklich zählt.
Die gesamte ESG-Initiative ist von Anfang an eine extrem fehlerbehaftete Konstruktion gewesen.
Eine extrem fehlerbehaftete Konstruktion
Eines der größten Probleme der ESG-Thematik ist, dass die Anwendung nicht messbarer Faktoren auf Unternehmen unweigerlich schlechte Entscheidungen mit sich bringt. Umwelt- oder Sozialthemen hören sich als Argumente gut an, die Umsetzung dieser Ziele kann jedoch extrem kostspielig sein.
„Warum schneiden die ESG-Fonds so schlecht ab? Ein Teil der Erklärung könnte einfach darin liegen, dass ein ausdrücklicher Schwerpunkt auf ESG-Aspekte überflüssig ist: Auf wettbewerbsorientierten Arbeits- und Produktmärkten sollten Unternehmensmanager, die versuchen, den langfristigen Shareholder Value zu maximieren, von sich aus auf die Interessen von Mitarbeitenden, Kunden, Gemeinden und Umwelt achten. Auf dieser Grundlage kann die Festlegung von ESG-Zielen die Entscheidungsfindung tatsächlich verzerren. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Unternehmen ESG in der Öffentlichkeit als Ausrede für schlechte Geschäftsergebnisse nutzen. In einer kürzlich erschienenen Arbeit von Ryan Flugum von der University of Northern Iowa und Matthew Souther von der University of South Carolina wurde berichtet, dass Manager, die die Gewinnerwartungen (der Analysten, die ihr Unternehmen verfolgen) nicht erfüllten, häufig öffentlich ihren Fokus auf ESG-Aspekte ansprachen. Wenn sie hingegen die Gewinnerwartungen übertrafen, gaben sie, wenn überhaupt, nur wenige öffentliche Erklärungen zum Thema ESG ab. Manager von nachhaltigen Fonds, die ihre Anlagen auf Unternehmen ausrichten, die sich öffentlich zu ESG-Grundsätzen bekennen, beteiligen sich daher möglicherweise zu stark an Unternehmen mit einer unterdurchschnittlichen Wertentwicklung.“ - Harvard Business Review
Mit anderen Worten: Unternehmen werden sich auf diejenigen Themen konzentrieren, die sie in einem wettbewerbsorientierten, kapitalistischen Umfeld am produktivsten machen. Wenn Unternehmen jedoch gezwungen sind, Entscheidungen zu treffen, die auf der Erfüllung eines fiktiven Ziels oder einer unrealistischen Agenda basieren, sind diese Entscheidungen möglicherweise nicht im besten Interesse des Unternehmens. In jüngster Zeit haben wir bei Unternehmen wie Anheuser-Busch, Target (NYSE:TGT) und anderen Unternehmen Anzeichen für echte Probleme aufgrund solcher Entscheidungen gesehen.
Wenn diese Unternehmen aufgrund der Verärgerung großer Teile ihres Kundenstamms unter den Gegenreaktionen leiden, ist das möglicherweise nicht allein ihre Schuld.
Blackrock (NYSE:BLK) verwaltet über 10 Bio. USD an Vermögenswerten und hat fast jeden Bereich der Finanzwelt infiltriert. Aufgrund ihrer massiven finanziellen Präsenz hält Blackrock große Beteiligungen an diesen Unternehmen, die die ESG-Agenda von Blackrock vorantreiben.
Natürlich haben das nicht nur die Anleger verstanden, sondern auch die staatlichen Pensionsfonds.
„Die Gesetzgeber aus republikanischen Bundesstaaten haben BlackRock für seinen toxischen „Woke-Kapitalismus“-Vorstoß in amerikanischen Unternehmen kritisiert. Neben Florida haben auch Staaten wie Louisiana, South Carolina, Utah, Arkansas, West Virginia, Missouri und Texas Gelder von diesem Vermögensverwalter abgezogen.“
Während die Verbraucher in letzter Zeit sicherlich Unternehmen abgestraft haben, die ihre Grenzen bei ESG-Themen überschritten haben, ist das Unternehmen, das wir wirklich boykottieren sollten, vielleicht Blackrock selbst. Eine konzertierte Aktion, entweder Gelder abzuziehen oder nicht in ihre Produkte zu investieren, könnte die deutlichste Botschaft aussenden, dass der tatsächliche Schwerpunkt in erster Linie auf der fundamentalen Performance liegen sollte.
Die Anleger stimmen mit ihrem angelegten Geld ab - und genau das erklärt, warum das Thema ESG einen unvermeidlichen Tod sterben wird.