Mehr als die Hälfte der weltweiten Lithiumvorkommen liegen in Lateinamerika. Hochrangige Politiker und CEOs geben sich zwischen Tijuana und Feuerland die Klinke in die Hand. Doch es gibt wachsende politische Hindernisse.
Die Bedeutung kritischer Mineralien für die Energie- und Verkehrswende ist unstrittig. Ebenso unstrittig ist die Bedeutung Lateinamerikas für die Gewinnung dieser Rohstoffe. Allein im sogenannten Lithiumdreieck liegt ein wesentlicher Teil der weltweiten Vorkommen des umkämpften Batteriemetalls. Laut US Geological Survey befinden sich in Argentinien, Bolivien und Chile 53 % der weltweiten Reserven (insgesamt 98 Millionen t).
Lateinamerika beherbergt mehr als 50 % der weltweiten Lithiumvorräte
21 Millionen t liegen in Bolivien, 20 Millionen t befinden sich in Argentinien, 11 Millionen t Chile. Es gibt noch weitere Länder mit signifikanten Vorkommen. So werden die Edition Gesellen Mexikos auf 1,7 Millionen t, jene Brasiliens auf 730.000 t geschätzt. Unter Berücksichtigung dieser Vorkommen entfallen auf Lateinamerika 55,5 % der globalen Reserven. Auch in Peru wurde vor einigen Jahren ein großes Lithiumvorkommen entdeckt.
Lateinamerika entwickelt sich damit – neben Kanada und Australien – zu einem entscheiden Hotspot für die Lithium Produktion in den kommenden Jahrzehnten. Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet damit, dass die Nachfrage nach dem Rohstoff bis zum Jahr 2040 um das 40-fache anwachsen könnte.
Bislang ist Lateinamerika vor allem König der Reserven. Die Produktion findet andernorts statt: 2022 lag Australien mit 61.000 t oder 46,9 % der weltweiten Gesamtproduktion von. In Down Under befinden sich 7,9 Millionen t an identifizierten Reserven. Auf Platz zwei lag Chile mit 39.000 t (30%) gefolgt China mit 19.000 t (14,6%), Argentinien mit 6200 t (4,8%) und Brasilienmit 2200 t (1,7%).
Lithiumproduktion: Schnelleres Wachstum benötigt
Soll die rasant wachsende Nachfrage gedeckt werden, muss das Wachstum der Produktion deutlich schneller werden. Dies zeigt ein Blick auf Chile. 2015 produzierte das Land noch 10.500 t. 2019 wurden 19.300 t und 2021 39.000 t produziert. Eine knappe Vervierfachung in sieben Jahren dürfte bei der aktuellen Dynamik des Marktes kaum ausreichen.
Ein Grund für das – gemessen an den Anforderungen des Marktes – langsame Wachstum: Es gibt lediglich zwei aktive Bergbauunternehmen, die aber den vergangenen 30 Jahren keine einzige neue Mine eröffnet haben. Hier kommt die Politik ins Spiel.
In Chile gibt es aus Sicht von privaten Bergbauunternehmen große Unsicherheiten im Hinblick auf das Eigentum an den Ressourcen. Im vergangenen Spätsommer war der Entwurf einer neuen, für den Bergbau außerordentlich restriktiven Verfassung zwar in einem Referendum abgelehnt worden.
Die Regierung, die um den linksorientierten Präsident Gabriel Boric arbeitet, ist jedoch weiter daran interessiert, die Hürden und Abgaben für Bergbauunternehmen zu erhöhen. Solche Schritte wurden durch zahlreiche Länder bereits durchgesetzt oder sind in Planung.
Wo immer Rohstoffe wie Lithium abgebaut werden sollen, sind zudem Proteste von lokalen Communities und Umweltschützern vorprogrammiert.
Chile ist kein Einzelfall. Die mexikanische Regierung etwa reformierte im vergangenen Jahr das Bergbaugesetz und verstaatlichte die Lithiumressourcen des Landes damit de facto. Per Dekret erteilte Präsident Andrés Manuel López Obrador dem Staat das Exklusivrecht für den Abbau und bestimmte zudem 234.850 ha Land im nordmexikanischen Bundesstaat Sonora zu sogenannten Lithiumreservaten.
Peru leidet unter politischer Instabilität, die längst auch den Bergbau betrifft. So musste MMG die Mine Las Bambas (in der allerdings kein Lithium, sondern Kupfer produziert wird) kürzlich schließen.
Auch in Argentinien regt sich Widerstand. Umweltschützer befürchten ein Absinken des Grundwasserspiegels.
In Panama stritt sich First Quantum Minerals (TSX:FM) mit der Regierung, weil diese bis zu achtmal höhere Steuern verlangte.
Politik und Wirtschaft umgarnen Lateinamerika – aber China liegt vorn
Das Interesse internationaler Konzerne und der Politik an der Regierung ist so groß wie die Lithiumreserven selbst. Im Januar war Bundeskanzler Olaf Scholz in Argentinien und Chile zu Besuch – nicht zuletzt im Interesse von Mercedes-Benz (ETR:MBGn) und Volkswagen (ETR:VOWG). In Argentinien wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet, Chile soll ein Abkommen angeboten werde, das den Hauptkonkurrenten China überbietet.
Und dieser Hauptkonkurrent ist neben den politischen Unsicherheiten auf dem Kontinent ein weiteres Problem. China hat im Rennen um Lithium in Lateinamerika die Nase vorn (wir berichteten). Schon vor der Ankunft von Scholz machten die die chinesischen Firmen Contemporary Amperex Technology samt Tochtergesellschaft Brunp Recycling und das Bergbauunternehmen CMOC Nägel mit Köpfen und schlossen eine Vereinbarung mit Boliviens staatlichem Bergbauunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos ab.
Explorer in westlichen Ländern: Abnahme fast garantiert
Umso stärker richtet sich der Fokus westlicher Konzerne und Regierungen auf Lithiumproduzenten in westlichen Ländern. In Kanada und Australien sind viele Explorer aktiv. Gelingt diesen die Entwicklung von Projekten, sind die Perspektiven erstklassig.
Viele Explorer versuchen deshalb mit Hochdruck, Lagerstätten ausfindig zu machen. Foremost Lithium Resource & Technology Ltd. (CSE: FAT, FSE: F0R0, ISIN: CA3455101012) etwa bearbeitet nicht weniger als fünf Lithium-Hartgesteinsprojekte in der kanadischen Provinz Manitoba. Diese Projekte befinden sich noch in einem frühen Stadium. Doch auch weiter fortgeschrittene Developer wie Snow Lake Lithium (NASDAQ: LITM, WKN: A3C8D9, ISIN: CA83336J2083) sind in dem als Lithium Hotspot bekannten Gebiet unterwegs.