In China setzen die Lithiumpreise ihren Abwärtstrend fort. Wie der Branchendienst Fastmarkets berichtet, sanken die Preise für Lithiumcarbonat in Batteriequalität (99,5 %) auf dem chinesischen Festlandmarkt zuletzt um knapp 8 %. Um knapp 10 % gaben die Preise für Lithiumhydroxid (56,5 %) nach.
Auch die Metallbörse London Metal Exchange (LME) sieht den Preis für Lithiumhydroxide in einem Abwärtstrend. Wurden Mitte Juni noch rund 47.000 USD pro Tonne gezahlt, liegt der Preis aktuell bei 35.500 USD pro Tonne.
Lithium: Käufer halten sich zurück
Die Käufer seien vorsichtig und hielten sich zurück, da sie davon ausgingen, dass die Spotpreise für Lithium in China ihren Tiefpunkt noch nicht gesehen haben, berichtet Fastmarkets unter Berufung auf einen chinesischen Lithiumproduzenten. Ein chinesischer Kathodenhersteller berichtet, dass es im Mai zu einer Auffüllung der Lagerbestände gekommen sei, woraufhin die Preise gestiegen seien. Nun seien die Lager jedoch voll, wodurch die Nachfrage am Spotmarkt sinke.
Für Lithiumhydroxide sind die Prognosen in der Volksrepublik schwächer als für Lithiumcarbonat, da der Nickel-Kobalt-Mangan-Kathodensektor (NCM) in China im Vergleich zu Lithiumeisenphosphatsektor (LFP) kleiner ist. "Lithiumproduzenten bieten kein Hydroxid an, da keine Nachfrage nach Spot-Einheiten besteht. Sie liefern nur bei langfristigen Bestellungen", äußerte ein Produzent gegenüber Fastmarkets.
Zusätzliches Angebot von südkoreanischen Batterieherstellern?
Einige Händler werfen demnach Hydroxid auf den Markt, um weiter sinkenden Preisen zuvorzukommen. Auch einige südkoreanische Batteriehersteller versuchen offenbar, nicht verbrauchte Lithiumvorräte über den Spotmarkt zu verkaufen. Dies ist ein eindeutiges Signal für die gegenwärtig schwache Nachfrage in Asien.
Die Preisrückgänge Europa und Nordamerika führt Fastmarkets dagegen vorwiegend auf saisonale Effekte zurück. So lag die Spanne für Lithiumcarbonat (99,5 %) zuletzt bei 36-38 USD pro Kilo, nachdem eine Woche zuvor noch 38-41 USD pro Kilo gezahlt worden waren. Dies sei vor allem auf den Höhepunkt der Sommerperiode zurückzuführen. "Marktteilnehmer senden Anfragen nur, um zu erfahren, wo sich die Preise befinden, während das echte Kaufinteresse noch begrenzt ist", kommentierte ein Händler gegenüber Fastmarkets.
Die größten Lithiumproduzenten rechnen aufgrund eines knappen Angebots allerdings mit wieder anziehenden Preisen für das Batteriemetall oder zumindest einer Stabilisierung. Albemarle (NYSE:ALB) etwa konkretisierte die Prognose für den Jahresumsatz bei der Vorlage von Quartalszahlen Anfang August.
Demnach erwartet der weltweit größte Hersteller nun Erlöse im Bereich 10,4-11,5 Mrd. USD, nachdem die Spanne zuvor bei 9,8-1,5 Milliarden USD veranschlagt worden war. Die höheren Erlöse resultieren aus einem größeren Volumen und der Erwartung höherer Durchschnittspreise im Vergleich zum zweiten Quartal.
Albemarle: Markt auch im nächsten Jahr angespannt
"Wir glauben, dass der Markt auch im nächsten Jahr weiterhin recht angespannt bleiben wird", kommentierte Albemarles Lithiumchef Eric Norris. Allerdings musste Albemarle genauso wie der Konkurrent Livent (NYSE:LTHM) im zweiten Quartal einen Umsatzrückgang zum Vorquartal hinnehmen – bei beiden Unternehmen ein Resultat gesunkener Preise. Livent rechnet für das Gesamtjahr 2023 jedoch ebenso wie Albemarle mit einem deutlichen Umsatzzuwachs.
Die Lage auf dem Spotmarkt könnte sich bald umkehren. Marktteilnehmer verweisen auf Produktionsstörungen aufgrund der Stromrationierung in wichtigen Produktionsregionen Chinas, die in der Vergangenheit typischerweise zu Beginn des vierten Quartals auftraten.
Ein Großteil des Lithiummarktes findet ohnehin fernab des Spotmarktes statt. Abnehmer wie etwa Batteriehersteller schließen Direktverträge mit Lithiumproduzenten. Die Preise im Rahmen dieser Verträge können erheblich von denen Spotmarkt abweichen.