Nachdem es bei einer Auktion zu einem Rückgang der Preise für Lithium kam, gingen Aktien von Lithiumunternehmen auf Talfahrt. Was ist passiert?
Das australische Bergbauunternehmen Pilbara Minerals (WKN: A0YGCV, ISIN: AU000000PLS0) hat sich auf Lithium und Tantalit spezialisiert. In dieser Woche führte das Unternehmen wie jeden Monat eine Auktion von Lithium-Spodumen-Konzentrat durch – und berichtete über einen Rückgang der Preise.
Lithiumpreis in Auktion geringer – Aktie fällt
Wie das Unternehmen mitteilte, wurde bei der Auktion im Dezember ein durchschnittlicher Preis von 7.552 USD pro metrischer Trockentonne (5,5 % Spodumenkonzentrat auf FOB-Basis von Port Hedland) erzielt. Bei der Aktion im November waren es noch 7.805 USD erlöst worden.
Sinkende Preise für Lithium sind die Markteilnehmer nicht gewöhnt. Die Preise für den begehrten Rohstoff schienen in den letzten Monaten nur eine Richtung zu kennen: Nach oben. Der Grund dafür ist die hohe Nachfrage aus dem Batteriesektor. Das Angebot an Lithium wird derzeitigen Schätzungen zufolge selbst unter Berücksichtigung neuer Minenprojekte auf Jahrzehnte hinaus die Nachfrage kaum decken können.
Die Pilbara Minerals Aktie gab infolge der Mitteilung um mehr als 11 % nach. Das Unternehmen betreibt die Pilgangoora-Mine in Westaustralien.
Auch andere Lithium-Aktien verloren deutlich an Wert. Mineral Resources (gemessen an der Markkapitalisierung von 15,6 Milliarden AUD die größte Lithium Aktie am Börsenplatz Sydney) gab um 4,7 % nach, Allkem (ASX:AKE) verlor und 5 %, IGO um mehr als 4 %. Auch kleinere Lithium Unternehmen – die sich häufig noch in einer Explorationsphase befinden – gaben zum Teil deutlich nach.
Benchmark Mineral Intelligence: Erster Preisrückgang seit Mai
Dem Branchendienst Benchmark Mineral Intelligence zufolge sind die Lithiumpreise zum ersten Mal seit Mai gefallen. Der Dienst führt als Grund die Unsicherheit über die Nachfrage in China an. Dort laufen Subventionen für Elektrofahrzeuge demnächst aus.
Von einem Preisverfall bei Lithium lässt sich allerdings kaum sprechen. Benchmark Mineral Intelligence betont, dass chinesisches Lithiumhydroxid in Batteriequalität ab Werk immer noch 170 % teurer ist als zum Jahresbeginn. In den ersten beiden Dezemberwochen wurden demnach durchschnittlich 81.000 USD pro Tonne gezahlt. Ähnlich sei die Entwicklung der Preise für Lithiumcarbonat verlaufen.
Laut Benchmark Mineral sind die Preise für Spodumen in diesem Jahr um 257 % gestiegen. Ein großer Teil des Marktes basiert auf individuellen Verträgen, die sich allerdings am Spotmarkt orientieren. Hier sind laut Benchmark Preisklauseln neu verhandelt worden, was zu einer schnelleren Umsetzung von Änderungen am Spotmarkt geführt habe.
An der London Metal Exchange (LME) ist bislang nichts von sinkenden Preisen zu sehen. Zum Monatswechsel stieg der Preis für Lithiumhydroxid CIF (Fastmarkets MB) von 84.100 USD auf 85.000 USD pro Tonne. Seitdem Verlauf der Preis laut LME-Daten konstant.
BGH: Lithium ist Schlüsselrohstoff und limitierender Faktor für die Verkehrswende
An der grundsätzlichen Knappheit von Lihium dürfte sich jedoch wenig ändern, auch wenn in einigen Elektroautomärkten zunächst ein Nachfragerückgang erwartet wird. Dies gilt etwa für Deutschland, wo zum Jahreswechsel umfangreiche Subventionen auslaufen.
Langfristig ist Lithium unter anderem nach Auffassung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ein „Schlüsselrohstoff und limitierender Faktor für die Verkehrswende“. Die Behörde stellte im Sommer in einer Beurteilung klar: „Das Leichtmetall ist aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften in aktuellen Lithium-Ionen-Batterien, unabhängig von der Batteriezusammensetzung, nicht ersetzbar.“
Die Behörde schätzt, dass die globale Nachfrage nach Lithium je nach Szenario bis zum Jahr 2030 auf ca. 316-559.000 t ansteigen wird. Dann wird der Anteil des Batteriesektors an der Nachfrage rund 90 % ausmachen (aktuell: 67 %). Die Lithiumförderung muss nach Berechnungen der BGR kommenden Jahren mit dem Faktor 4-7 ausgebaut werden, um den Bedarf decken zu können.
Die Lithiumgewinnung ist bislang oligopolistisch. Das Angebot an Rohstoffen wird derzeit durch Australien und Chile mit rund 75 % der globalen Bergwerksförderung gestellt. Bis 2030 könnten andere Länder jedoch erhebliche Marktanteile hinzugewinnen. Bei den Raffineriekapazitäten liegt bislang China weit vorn – auch hier könnten andere Länder aufholen.