Bis zur Gründung eines staatlichen Lithiumunternehmens in Chile werden noch Jahre vergehen, sagt die Bergbauministerin. Es gibt jedoch eine Interimslösung. Die Regierung sieht Interesse bei potenziellen Investoren und verweist auf Anfragen aus China und Kanada.
Chile will die Lithiumproduktion im Land verstaatlichen. Details der Pläne stehen jedoch noch aus – diese Ungewissheit verunsichert viele Investoren. Die chilenische Bergbauministerin Marcela Hernando verriet gegenüber dem Magazin Mining.com nun weitere Details.
Hernando betonte, das Land habe eher eine Strategie als eine Politik angekündigt. Zur Politik werde das Vorgehen erst, wenn es legitim sei und von "allen politischen Kräften des Landes unterstützt" werde. Jüngst hatte das konservative Lager die Wahl zum Verfassungskonvent klar gewonnen – eine herbe Niederlage für die linksgerichtete Regierung um Präsident Gabriel Boric.
Codelco und Enami sind am Zug
Insofern ist diese Aussage auch als Zugeständnis an die Opposition zu interpretieren. Ferner sagte Hernando, dass es "Jahre dauern" können, bis der Plan zur Gründung eines nationalen Lithiumunternehmens umgesetzt werden könne.
Zunächst sind die beiden staatlichen Unternehmen Codec und Enami am Zug. Diese wurden durch den Präsidenten damit beauftragt, die interimsweise öffentlich-private Partnerschaften zu gestalten. So soll Codelco für den Staat eine Beteiligung an den Betrieben von Albemarle (NYSE:ALB) und SQM aushandeln. Enami soll Partner für neue Vorhaben gewinnen. Die interimsweisen gestalteten Verträge von Enami und Codelco sollen später durch das nationale Lithiumunternehmen übernommen werden.
Zudem hat die Regierung an diesem Dienstag ein "Lithium- und Salzebenen"-Komitee gegründet. Beteiligte sind Ministerien und andere öffentliche Einrichtungen sowie die Regionalregierungen. Das Komitee soll unter anderem als technisches Beratungsgremium auftreten.
Lithium Exploration in Chile: Drei Optionen liegen auf dem Tisch
Hernando zufolge liegen drei Optionen für die öffentlich-privaten Partnerschaften auf den Tisch.
In der ersten Variante übernehmen Codelco oder Enami die Exploration und handeln anschließend Bedingungen für die weitere Entwicklung von Projekten mit Interessenten aus.
In der zweiten Variante gründet der Staat eine öffentlich-private Partnerschaft mit einem Unternehmen, das die Exploration übernimmt und handelt mit diesem Unternehmen auch die Bedingungen für weiteren Entwicklungsstadien aus.
In der dritten Variante könnte die Regierung Explorationslizenzen direkt an Privatunternehmen vergeben und anschließend die Ergebnisse bewerten.
"Unsere Strategie zielt darauf ab, dem Land dabei zu helfen, ein Ökosystem zu schaffen, in dem mehr Wert für seine Lithiumindustrie geschaffen wird, insbesondere im Hinblick auf Themen wie Technologietransfer und Arbeitskräfteschulung", sagte Hernando. Es geht also perspektivisch wie auch in anderen Ländern um einen größeren Anteil an der Wertschöpfungskette.
Produktion soll ausgeweitet werden
Hernando erklärte auch, dass die Regierung nur bei strategisch eingestuften Projekten die operative Kontrolle ausüben werde – und dies nicht nur durch Mehrheitsbeteiligungen, sondern über verschiedene Mechanismen.
Bei nicht-strategischen Projekten sollten private Unternehmen generell mit Vertretern von Enami oder Codelco verhandeln. Die Ergebnisse der Verhandlungen sollen dann einem Ausschuss vorgelegt werden, in dem die Minister für Bergbau, Finanzen, Wirtschaft und Umwelt, der Vizepräsident des Wirtschaftsförderungsverbands Corfo und der Präsident sitzen.
Bislang ist die Atacamawüste das einzige strategische Lithiumgebiet in Chile. Dort produzieren bereits SQM und Albemarle – die auch laufende Lizenzen wohl nachverhandeln müssen. Die Regierung will die Produktion jedoch in der Atacamawüste und in weiteren Salzebenen ausweiten.
Kanada und China melden Interesse an
Interessenten gibt es nach Angaben der Ministerin durchaus. So hätten sich bereits 50 Unternehmen und Länder an chilenische Behörden gewandt – darunter China und Kanada. Es liegen allerdings keine Informationen über den Inhalt solcher Anfragen vor. Wirtschaftsminister Nicolás Grau hatte gegenüber Mining.com betont, dass die Regierung keinem bestimmten Land den Vorzug gebe.
Laut dem Minister hätten potentielle Partner die Initiative die Regierung begrüßt, da es nun einen Mechanismus für den Markteintritt in Chile gebe.
Nach der Ankündigung der Verstaatlichung des Lithiumabbaus hatte es allerdings auch harsche Kritik an aus der Branche gegeben. Analysten von Fastmarkets hatten zudem vorgerechnet, dass der Weltmarktanteil Chiles bei der Lithiumproduktion von aktuell knapp einem Drittel auf nur noch 12 % schrumpfen könnte.
Das Land hofft, durch hohe Umweltanforderungen bei Produzenten punkten können, die bzw. deren Kunden ihrerseits hohe Ansprüche an ESG-Kriterien stellen. Die Regierung will zu diesem Zweck auch ein öffentliches Forschungsinstitut einrichten, um neue Raffinierungstechnologien zu entwickeln und z.B. das Batterierecycling im Land voranbringen.
Lithiumproduzenten sollten jedoch keine technologischen Entscheidungen aufgezogen werden. "Vielmehr werden wir regulieren, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen und dabei die umgebende Artenvielfalt zu berücksichtigen", sagte Hernando.
Aufgrund der Dynamik des Lithiummarktes ist allerdings fraglich, ob ein mehrjähriger Zeitrahmen bis zu Etablierung eines vollständigen Regulierungsrahmens für Lithiumproduzenten akzeptabel ist. Bis dahin führt der Weg in den chilenischen Markt über Codelco und Enami – wobei unklar ist, welche Vorgaben der Politik für die Interimslösung existieren.