Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0739 (05:38 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0683 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 154,11. In der Folge notiert EUR-JPY bei 165,50. EUR-CHF oszilliert bei 0,9403.
Märkte: Europa an den Märkten abgestraft! - Tag der Zinssenkungen
Der Finanzmarkt lieferte in den letzten 24 Stunden nicht nur klare, sondern unmissverständliche Signale.
Kommentar: Regionen in dieser Welt, in denen Rationalität, eine interesseorientierte Politik mit Leistungsanreizen (u.a. Steuern) verfolgt werden und Energie günstig verfügbar ist oder wo diese Themen jetzt auf der Agenda stehen, lagen klar auf der Gewinnerseite.
Regionen dieser Welt, in denen weniger Rationalität, in denen kaum Interessenorientiertheit, in denen mehr Ideologie und die Anspruchsgesellschaft (Motto: Erfolg gibt es ohne Leistung) forciert wurden und werden, fanden sich auf der Verliererseite.
Zu den Fakten: Die US-Wahl bedeutet nichts anderes, als dass die Themen der Demokraten nicht goutiert wurden. Trumps Wahl ist ein Bekenntnis zu den Ursprüngen der früheren US-Stärke. Mit attraktiven Anreizsystemen Menschen zu Leistung und Selbstverantwortung zu motivieren, ist dasZiel Trumps. Dabei baut er positives psychologisches Momentum auf (Aufbruchstimmung). Er fokussiert sich mehr nach innen, als nach außen, anders als die von Neocons durchsetzten Demokraten. Trump agiert voraussichtlich nach dem Motto: "Frieden ernährt, Unfrieden verzehrt!"
Die darauf erfolgte initiale Marktreaktion fällt dynamisch positiv aus, ein interessantes Votum!. Die Reaktion an den Finanzmärkten sah für Europa völlig anders aus. Gegen den sehr positiven US-Trend kam der europäische Aktienmarkt, aber auch der Euro unter Druck. Die im Raum stehenden US-Handelspolitiken, die ohne wenn und aber Schäden bei uns generieren werden, belasteten. Dieses Argument ist zu eindimensional, denn wir fallen seit Jahren zurück.
Darüber hinaus belastet entscheidender, dass die Politik Europas nichts anderes darstellt als die Fortsetzung der Agenda, die von den US-Demokraten auch verfolgt wurde und dort klar abgewählt wurde. Anders als in den USA fehlt Europa aber die Interessenorientiertheit (u.a. Energie!).
Die Versuche des Souveräns eine Veränderung auch in Europa herbeizuführen scheiterten bisher daran, dass das Wahlsystem in Europa anders funktioniert. Der Konsens der Bevölkerungen entspricht hier nicht dem Konsens, den Parteienbündnisse nach Wahlen politisch umsetzen. Das kann zu weiterer Frustration des Souveräns führen. Diese Divergenz macht den Standort nicht stabiler und damit auch nicht im internationalen Vergleich attraktiver.
Als Fazit lässt sich ziehen, dass Finanzmärkte ein Votum über Zukunftsfähigkeit abgaben. Europa war messbar in den letzten Jahren der Verlierer auf globaler Bühne. Das bleibt so!.
Ohne massive Neuausrichtung wird sich die negative Dynamik Europas im Vergleich zum Rest der Welt verstärken, denn die Kapitalzufuhr (Kapitalstock!) als auch qualitativ hochwertige Immigration wird dort stattfinden, wo die Rahmenbedingungen attraktiv sind (Steuern, Bürokratie, innere Sicherheit, funktionierende und effiziente Verwaltung, Kinderfreundlichkeit, Zukunftsorientierung, Aufbruchstimmung). Kann man in Brüssel und Berlin bis drei zählen?
Heute stehen Zentralbanksitzungen auf der Agenda. Die Riksbank in Schweden eröffnet den Reigen. Hier wird eine Senkung um 0,50% von 3,25% auf 2,75% erwartet. Bisher senkte die Notenbank seit April 2024 ausgehend von einem Leitzins bei 4,00% dreimal um jeweils 0,25%. Es scheint zu pressieren (Verbraucherpreise aktuell bei 1,6%), ergo jetzt 0,50%?
Dann folgt die Sitzung der Bank of England. Hier wird unterstellt, dass man sich auf eine Zinssenkung um 0,25% auf dann 4,75% verständigt (Verbraucherpreise 1,7%). Der Realzins (Leitzins abzüglich der Verbraucherpreise) liegt bei +3,3%. Das entspricht nahezu Merkmalen eines „Wirtschaftsverbots“. Ergo gibt es eine kleine Chance auf einen Schritt um 0,50%.
Im Fokus steht die Sitzung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve. Konsens ist, dass eine Reduktion des Zielbands der Fed Funds um 0,25% auf dann 4,50% - 4,75% verfügt wird. Anzumerken ist, dass es am Kapitalmarkt (10-jährige US-Staatsanleihen) seit dem 16. September zu einem Renditeanstieg von 3,62% auf aktuell 4,44% trotz der Leitzinssenkung um 0,50% gekommen ist. Das ist eine historische Anomalie. Diese Anomalie grenzt die Möglichkeiten der US-Notenbank ein, obwohl der positive Realzins in den USA aktuell bei nahezu prohibitiven 2,5% angesiedelt ist.
Als Fazit lässt sich ziehen, dass der heutige Tag ein Zinssenkungstag werden wird.
Aktienmärkte in Fernost Stand 06:05 Uhr: Nikkei (Japan) -0,36%, CSI 300 (China) +0,83%, Hangseng (Hongkong) +1,12%, Sensex (Indien) -1,12% und Kospi (Südkorea) +0,39%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,39% (Vortag 2,42%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,44% (Vortag 4,45%) abwirft.
Devisenmärkte: Der USD (EUR -0,0017) gewann weiter gegenüber dem EUR an Boden, korrigierte jedoch den "Ausflug" unter die Marke von 1,0700 (Tief 1,0683). Gold (-68,50 USD) und Silber (-0,94 USD) brachen gegenüber dem USD ein. Am Edelmetallmarkt wird ein "Trump-Bonus" gehandelt.
Eine Regierung kommt – eine andere Regierung geht
Kommentar: n den USA wird mit starker Mehrheit nicht nur eine neue Regierung gewählt, sondern ein massiver Richtungswechsel in der Politik. Eine Regierung kommt mit Momentum! In Deutschland geht eine Regierung (SPD und Grüne) widerwillig, nachdem die Signale aus denLandtagswahlen, die alle mahnend waren, zu größten Teilen in den Gassen Berlins verhallten und nachdem man Deutschland durch eigenes Regierungshandeln auf den letzten Platz im Vergleich zu großen Wirtschaftsnationen manövrierte.
Es verstört, dass nicht adhoc Neuwahlen anberaumt werden. Jeder Tag der vergeht, bedeutet mit einer Minderheitsregierung Blutverlust für dieses Land. Keiner wartet auf uns. Es sollte nicht um Parteiinteressen gehen, sondern um das Allgemeinwohl und die Zukunftsfähigkeit dieses Landes.
Was plant diese Restregierung dem Souverän noch an Zumutungen zu. Reicht es nicht?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: PMIs final noch erholte – starker deutscher Auftragseingang
Die Erzeugerpreise der Eurozone sanken per September im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose -0,6%) nach zuvor +0,6%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 3,4% (Prognose -3,5%) nach zuvor -2,3%. Es war der größte Rückgang seit Mai 2024.
Deutschland: Der Auftragseingang der Industrie nahm per September im Monatsvergleich um 4,2% (Prognose 1,5%) nach zuvor -5,4% zu /revidiert von -5,8%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 1,8% nach zuvor -2,2% (revidiert von -2,9%).
UK: Wirtschaftsdynamik laut PMIs von hohem Niveau rückläufig
Der S&P PMI des Bausektors stellte sich per Oktober auf 54,3 Punkte (Prognose 55,5, Vormonat 57,2). Der PMI für die Gesamtwirtschaft fiel per Oktober im Monatsvergleich von zuvor 53,0 auf 52,0 Zähler.
USA: Hypothekenmarktindex schwächer (steigende Kapitalmarktzinsen)
Der MBA Hypothekenmarktindex stellte sich per 1. November 2024 auf 191,4 nach zuvor 214,5 Punkten. Der Anstieg der Kapitalmarktrenditen wirkt extrem belastend.
Indien: Starke Einkaufsmanagerindices
Der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Dienstleistungssektor lag per Oktober bei 58,5 Punkten, Prognose 58,3, Vormonat 57,9). Der PMI für die Gesamtwirtschaft kletterte per Oktober von zuvor 58,6 auf 59,1 Zähler.
Russland: Dienstleistungssektor gewinnt an Dynamik
Der S&P Einkaufsmanagerindex des Dienstleistungssektor stellte sich per Oktober auf 51,6 nach zuvor 50,5 Punkten.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überschreiten der Widerstandszone bei 1.0990 – 1.1020 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe