Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0915 (05:41 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0873 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 145,88. In der Folge notiert EUR-JPY bei 159,22. EUR-CHF oszilliert bei 0,9576.
Blick auf den Markt: Leichte Stabilisierung – Fokus BRICS
An den Finanzmärkten ergab sich in den letzten 24 Handelsstunden weit überwiegend eine Stabilisierung. Weder der Bundesbank-Monatsbericht, in dem die Bundesbank von ihrem zarten Konjunkturoptimismus des Vormonats zurückruderte (siehe unten), noch prekäre Umfragewerte der IFO-Umfrage im Wohnungsbau (siehe unten) hatten nachhaltige Marktwirkungen, insbesondere nicht am Devisenmarkt. Am Rentenmarkt ergaben sich Zinsversteifungen.
Heute früh rentiert die 10 jährige Bundesanleihe mit 2,69% (Vortag 2,62%) und die 10-jährige US- Staatsanleihe mit 4,34% (Vortag 4,30%). Der USD verlor gegenüber dem EUR leicht an Boden. Gold, aber insbesondere Silber konnten gegenüber dem USD an Boden gewinnen.
Der Fokus an Märkten, in der Politik und in den Medien ist auf den heute beginnenden BRICS-Gipfel in Johannesburg gerichtet. BRICS-Länder stehen vor der Erweiterung für 42% der Weltbevölkerung, für 30% der Landfläche dieser Welt und mehr als 30% des Welt-BIP (Basis KKP).Sie sind schon jetzt auf Basis der Kaufkraftparität wirtschaftlich größer als die G-7 Veranstaltung. Es ist ein historisches Treffen. 30 Länder haben ihre Teilnahme bestätigt, 67 hochrangige Politiker aus dem Globalen Süden als auch 20 Vertreter der Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union und regionalen Wirtschaftsgemeinschaften Afrikas sind geladen.
Nie haben mehr Staatschefs und bedeutende Führungspersönlichkeiten teilgenommen. Laut der südafrikanischen Außenministerin Pandor (sehr schätzenswert) hätten 40 weitere Staaten Interesse an einer Mitgliedschaft. 23 Länder haben konkrete Bewerbungen laufen, darunter Saudi-Arabien, UAE, Algerien, Ägypten, Iran, Kuwait, Venezuela, Iran, um nur einige zu nennen. Augenfällig ist, dass eine große Zahl der Länder für die Weltversorgung mit Rohstoffen verantwortlich zeichnet.
Das Machtpotenzial dieser Gruppe ist massiv. Die Frage ist, ob dieses Potenzial im Sinne der Veranstaltung durch homogene Ausrichtung und organisatorische Strukturen gehoben werden kann, denn die Interessenlage sind in vielen Bereichen heterogen. Fakt ist, dass in den kommenden Tagen Geschichte geschrieben wird. Unsere Welt wird nach diesem Gipfel verändert sein. Was heißt das für Europa? Ist Demut gefragt oder Belehrung durch deutsche und europäische Außenpolitik?
Bundesbank- Monatsbericht: "Ernüchtert"
Hintergrund: Im 4. Quartal 2022 und im 1. Quartal 2023 sank das BIP im Quartalsvergleich und hatte im 2. Quartal 2023 stagniert. Deutschland fiel im internationalen Wachstumsvergleich mit Abstand an das Ende der Skala. Der deutsche Staat wird laut Bundesbank per 2023 ein deutliches Haushaltsdefizit verzeichnen. Es dürfte gegenüber 2022 (-2,7% des BIP) rückläufig sein. Verglichen mit dem Vorjahr dürften temporäre Stützungsmaßnahmen insgesamt an Gewicht verlieren. Dies gelte auch für 2024.
Kommentar: Die Situation ist prekär. Noch prekärer als die Situation ist das Investitionsdilemma. Leuchtturmprojekte, die mit den historisch größten Subventionsmaßnahmen "erkauft" werden, sind nicht Ausdruck einer angemessenen internationalen Konkurrenzfähigkeit und einer nachhaltigen Investitionskultur.
Aktueller Bundesbank-Monatsbericht: Die deutsche Konjunktur tritt laut der Bundesbank im Sommer weiter auf der Stelle. Im 3. Quartal 2023 würde die deutsche Wirtschaftsleistung im Quartalsvergleich weitgehend unverändert bleiben.
Kommentar: Im aktuellen Monatsbericht rudert die Bundesbank bei der Bewertung der Konjunkturlage moderat zurück. Im vorherigen Monatsbericht erwartete die Bundesbank ab dem 2. Quartal 2023 eine zögerliche Erholung der deutschen Volkswirtschaft.
Zur Begründung der Bewertung seitens der Bundesbank: Aufgrund der stabilen Beschäftigung und kräftiger Lohnsteigerungen bei rückläufigen Inflationsraten dürfte sich die Erholung des privaten Konsums fortsetzen. Das gebe den Dienstleistern Unterstützung. Teilbereiche der Industrie und des Baus lebten von ihren Auftragspolstern. Aufgrund nachlassender Lieferengpässe könnten die Bestellungen schneller abgearbeitet werden.
Die Industrieproduktion würde aber zunächst schwach bleiben, denn die Auslandsnachfrage war tendenziell rückläufig. Die hohen Finanzierungskosten dürften auf den Investitionen lasten. Auch dämpfen sie nach wie vor die Nachfrage im Bausektor, was sich verstärkt in der Produktion niederschlagen dürfte. Die deutsche Wirtschaft bliebe kraftlos bei weiterhin hoher Inflation.
Kommentar: Bei den Investitionen sind es nicht primär die hohen Finanzierungskosten, sondern insbesondere die Themen nachhaltige Energieversorgungssicherheit und Preislichkeit. BDI und DIHK haben sich dazu eindeutig geäußert.
Deutschland: IFO-Wohnungsbauindex stürzt auf Allzeittief
Per Juli stellte sich die Zahl der Unternehmen, die über Auftragsmangel klagten laut IFO-Institut Umfrage auf 40,3% (Vorjahr 10,8%) nach zuvor 34,5% per Juni. Damit wurde ein neuer Negativrekord markiert.
Kommentar: Die Dichte, Breite und Tiefe der negativen Konjunkturmeldungen und der negativen strukturellen Standortbedingungen nimmt zu. Nimmt Berlin das wahr?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
Eurozone: Deutschland - Erzeugerpreise deutlich rückläufig
Deutschland: Die Erzeugerpreise sanken per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich um 1,1% (Prognose -0,2%) nach zuvor -0,3%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 6,0% (Prognose -5,1%). Nur in der Phase der Krise 2009 von Juli bis Oktober 2009 gab es größere Rückgänge im Jahresvergleich in der bis 1950 zurückgehenden Historie.
Taiwan: Negativserie der Exportaufträge setzt sich in milderer Form fort
Die Exportaufträge Taiwans sanken per Berichtsmonat Juli im Jahresvergleich um 12,0% (Prognose -16,5%) nach zuvor -24,9%. Seit Juli 2022 kommt es zu Rückgängen im Jahresvergleich.
Hongkong: Entspannte Inflationslage
Die Verbraucherpreise nahmen per Berichtsmonat Juli im Jahresvergleich um 1,8% (Prognose 2,0%) nach zuvor 1,9% zu.
Südkorea: Index des Verbrauchervertrauens kaum verändert
Der Index des Verbrauchervertrauens stellte sich per Berichtsmonat August auf 103,1 nach zuvor 103,2 Zählern.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1,0820 – 1,0850 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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