Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,2198 (06:09 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,2133 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109,68. In der Folge notiert EUR-JPY bei 133,79. EUR-CHF oszilliert bei 1,0966.
An den Finanzmärkten tut sich nicht allzu viel. Die Aktienmärkte mäandern auf hohen Niveaus, ohne neues Momentum zu entwickeln. Der USD neigt zu unterschwelliger und unausgeprägter Schwäche gegenüber dem EUR und den edlen Metallen. An den Zinsmärkten ist die Aufgeregtheit der Vergangenheit verflogen.
WTO: Welthandel läuft!
Der globale Warenhandel zieht nach Einschätzung der WTO mittlerweile deutlich an. Das entsprechende WTO-Barometer stieg per Mai von zuvor 103,9 auf 109,7 Zähler. Im Frühjahr 2020, als im Zuge weltweiter Lockdowns der Warenhandel um circa 15% kollabierte, brach es auf einen Tiefstand von 88,1 Punkten ein. Zuletzt hätten internationale verfügbare nationale Daten eine breit angelegte Erholung (Anstieg Importe und Exporte) und einen beschleunigten Welthandel signalisiert.
Diese Entwicklung stehe im Einklang mit der WTO-Prognose, wonach der weltweite Warenhandel in diesem Jahr um 8% steigen dürfte (2020: -5,3%). Allerdings sei die Erholung nicht homogen. Regionale Ungleichgewichte und anhaltende Schwäche im Handel mit Dienstleistungen lägen weiter vor. Auch belaste die Impfsituation in armen Ländern. Die größten Zuwächse ergäben sich bei Exportaufträgen, Luftfracht und elektronischen Komponenten. Automobilprodukte und landwirtschaftliche Rohstoffe, liefen gut. Die Containerschifffahrt zeigte sich robust.
Die Daten und daraus abgeleiteten Meinungen, die wir Ihnen in den letzten Monaten hier darlegten, stehen in vollem Einklang mit den WTO-Erkenntnissen.
USA: Regierungsprognosen zum BIP
Die US-Regierung geht laut New York Times, die sich auf Regierungsprognosen beruft, von einem schwächeren BIP-Wachstum ab 2023 aus. Dann würde die Zunahme des BIP bei circa 2% erwartet. Ab Mitte der 2020er Jahre dürfte das Wachstum dann bei 1,8% liegen. Laut Regierungsprognosen wird ab 2023 eine Arbeitslosenquote von 3,8% erwartet. Die erwähnten Prognosen sind die Grundlage für den US-Haushaltsentwurf, der für das anstehende Haushaltsjahr 2021/2022 bei circa 6 Billionen USD liegt und ein erwartetes Haushaltsdefizit in Höhe von circa 1,8 Billionen USD inkludiert.
Dänemark: Loyal zu den USA! - Illoyal gegenüber Europa?
Der dänische Geheimdienst hat laut Dänischem Rundfunk (in Kooperation mit NDR, WDR und SZ) dem US-Auslandsgeheimdienst NSA beim Abhören europäischer Politiker geholfen (u.a. Angela Merkel, Frank-Walter Steinmeier, Peer Steinbrück). Man fragt sich, ob Dänemark zu den USA oder der EU gehört! Das war Verrat!
Der dänische Auslands- und Militärgeheimdienst FE ermöglichte der NSA die Nutzung der geheimen Abhörstation Sandagergardan nahe Kopenhagen. Hier befindet sich ein wichtiger Internetknotenpunkt verschiedener Unterseekabel, den die Nachrichtendienste angezapft hätten.
Stellen Sie sich einmal vor, das würden europäische Geheimdienste in den USA veranstalten. Was wäre dann wohl los?
Die dänische Regierung habe von der Überwachung europäischer Nachbarländer den Angaben zufolge wohl spätestens seit 2015 gewusst, heißt es.
Hier ist ein Zusammenhang zu den Veröffentlichungen von Snowden gegeben. Ergo hat Snowden Europa geholfen, massiven Schaden durch die USA zu erkennen und (zwingend) zu unterbinden. Die Reaktionen Europas auf diese Erkenntnisse durch Snowden sind ein Affront gegen alle Werte, die Europa vorgibt zu haben, denn faktisch sanktionieren wir Herrn Snowden im Fahrwasser der US-Interessen für seine Selbstaufopferung.
Was sagt das über die Interesselagen in Europa und unser Selbstverständnis unserer Souveränität aus? Wollten wir diese Erkenntnisse, die in meinen Augen den größten Spionageskandal seit Ende des 2. Weltkriegs definieren, gar nicht wissen, um nicht darauf reagieren zu müssen (auch Snowden U-Ausschuss im Bundestag!)? Sieht so die Interessenvertretung der europäischen Bürger aus?
Die Art und Weise, wie diese aktuelle Nachrichtensituation geschildert wird, wirft Fragen auf. Soll hier suggeriert werden, dass der dänische Geheimdienst bis 2015 ohne Wissen der dänischen Regierung agierte (erinnert ansatzweise an Iran/Contra Affäre/Ronald Reagan)? Wenn das so wäre, müsste dieser Geheimdienst in einem demokratischen Land sofort "beerdigt" werden. Die Verantwortlichen gehörten strafrechtlich verfolgt. Da das alles nicht passierte, stellt sich die Frage, wie glaubwürdig diese Darstellung ist, die aktuell feilgeboten wird (wie Iran/Contra!).
Vielleicht soll die Nachrichtendarstellung suggerieren, dass nur "etwas" schiefgelaufen sei, um die dänische Loyalität zu Europa nicht in Frage zu stellen. Aber liegt die denn wirklich vor (auch dänisches Verhalten bei Nordstream II)?
Fazit: Wenn Kontinentaleuropa eine souveräne Zukunft haben will, müssen sich viele Dinge und Personalien ändern (u.a. US of Europe nur auf Basis Eurozone)!
Datenpotpourri der letzten 48 Handelsstunden:
China: Composite Index höher
Der vom NBS (staatlich) ermittelte NBS Composite Index nahm per Mai von zuvor 53,8 auf 54,2 Punkte zu. Der Index für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich auf 51,0 (Prognose 51,1) nach zuvor 51,1 Punkte. Der Index für den Dienstleistungssektor verbesserte sich im Monatsvergleich von 54,9 auf 55,2 Zähler.
Eurozone: Stimmung legt zu - gute Daten bis auf BIP in F
Der Economic Sentiment Index stieg per Berichtsmonat Mai von zuvor 110,5 (revidiert von 110,3) auf 114,5 Zähler (Prognose 112,1) und markierte den höchsten Indexstand seit Januar 2018.
Das BIP Frankreichs sank laut finaler Berechnung im Quartalsvergleich um 0,1% (Prognose +0,4%) nach zuvor +0,4%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 1,2% nach zuvor 1,5%.
In Spanien legten die Einzelhandelsumsätze per April im Jahresvergleich um 41,0% (Vorjahr -31,6%) nach zuvor 14,3% (revidiert von 14,9%) zu.
In den Niederlanden stiegen die Einzelhandelsumsätze per April im Jahresvergleich um 10,2% (Vorjahr 0,0%) nach zuvor 9,0% (revidiert von 8,2%)
In Irland nahmen die Einzelhandelsumsätze per April im Jahresvergleich um 90,1% (Vorjahr -43,3%) nach zuvor 8,5% zu.
USA: Grundsätzlich positive Daten
Die persönlichen Einkommen sanken per April im Monatsvergleich um 13,1% (Prognose -14,1%) nach zuvor +20,9% (revidiert von 21,1%) in der Taktung des "Helikoptergelds" seitens des US-Staats. Die persönlichen Ausgaben nahmen per April im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 0,5%) nach zuvor 4,7% (revidiert von 4,2%) zu. Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago stieg per Mai unerwartet von zuvor 72,1 auf 75,2 Punkte (Prognose 68,0). Der Index des Verbrauchervertrauens nach Lesart des Universität Michigan stellte sich laut finaler Berechnung per Mai auf 82,9 Punkte (vorläufiger Wert 82,8).
Südkorea: Positive Entwicklungen
Die Industrieproduktion nahm per April im Jahresvergleich um 12,4% (Prognose 11,2%) nach zuvor 4,4% (revidiert von 4,7%) zu. Die Einzelhandelsumsätze legten per April im Monatsvergleich um 2,3% nach zuvor 2,3% zu.
Japan: Positiv, aber Erwartungen verfehlt
Die Industrieproduktion stieg per April im Jahresvergleich um 14,4% nach zuvor 1,0% (Monatsvergleich 2,5%/Prognose 4,1%, Vormonat 1,7%). Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten per April im Jahresvergleich eine Zunahme um 12,0% (Prognose 15,3%) nach zuvor 5,2%. Der Index des Verbrauchervertrauens Japans sank per Mai von zuvor 34,7 auf 34,1 Zähler. Die Neubaubeginne nahmen per April im Jahresvergleich um 7,1% (Prognose 3,5%) nach zuvor 1,5% zu.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone im Währungspaar EUR/USD bei 1.1690 - 1.1720 neutralisiert den positiven Bias des EUR.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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