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Nach 30 Jahren beendet die nordamerikanische Schnellrestaurantkette, McDonald’s (NYSE:MCD), sein Geschäft in Russland. Als Antwort auf die Ukraine-Krise hat das Unternehmen die meisten Restaurants schon im März geschlossen. Nun steht die Entscheidung: McDonald’s zieht sich komplett aus Russland zurück. An den wenigen noch geöffneten Restaurants stehen die Menschen Schlange, um noch ein letztes Mal in den Genuss eines Big Macs zu kommen.
Insgesamt sollen 84% der Restaurants an einen nationalen Käufer verkauft werden, welcher aber weder das bekannte Logo noch das Menü benutzen darf, ebenso wie alle anderen Aspekte, die dem Markenrecht unterliegen. Was mit dem restlichen Anteil geschieht, ist bislang unklar. Da vom Markenrecht allerdings nicht zurückgetreten wurde, beziehungsweise die Marke weiterhin in Russland geschützt bleibt, lässt der Konzern sich noch eine Hintertür offen, um eventuell in Zukunft wieder zurück in diesen Markt einzusteigen.
Die Entscheidung von McDonald’s ist die jüngste Entwicklung im Bereich der Sanktionen gegen Russland. Viele internationale Unternehmen haben sich aus dem Land zurückgezogen und sich so dem medialen und gesellschaftlichen Druck gebeugt, sich gegen Russland zu positionieren. Allerdings ist die Situation bei McDonald’s deutlich politischer als bei anderen Unternehmen.
Eröffnet wurde das erste Restaurant Ende Januar 1990 und setzte den Starschuss für eine Erfolgssträhne des Unternehmens. Mit dem Einbruch der Soviet Union fluteten nordamerikanische Unternehmen das Land, was gewissermaßen auch als ideologischer oder kultureller Feldzug gesehen wurde. Ähnlich wie Coca-Cola (NYSE:KO) (übrigens im nächsten Dow30-Update an der Reihe), wurde McDonald’s zum Kulturträger der USA – oder es wurde zumindest so aufgefasst. Obwohl der Hamburger das Nationalgericht der Nordamerikaner ist, wurde er durch McDonald’s in die Welt hinausgetragen und ist in fast jedem Land vertreten.
In der Politikwissenschaft gibt es im Rahmen der liberalen Schule eine Theorie, die besagt, dass keine zwei Länder, in denen McDonald´s operativ ist, miteinander Krieg führen würden. Dies stimmt zwar so nicht ganz, da es ja den Falkland-Krieg 1982 zwischen Argentinien und Großbritannien gab, aber die Idee dahinter ist ja nicht auf dem Restaurant aufgebaut. Vielmehr geht es mehr darum auszudrücken, dass McDonald’s repräsentativ für den liberalen Kapitalismus ist, und Länder, die auf diesen Prinzipien basieren, keinen Krieg miteinander führen würden. Diese sogenannte „Golden Arches Theory of Conflict Prevention“ des mehrfachen Pulitzer-Preisträgers, Thomas Friedman, ist in Fachkreisen sehr umstritten, aber auch ebenso als Basis vieler akademischer Schriften geworden.
Durch die vielen anderen kulturellen Güter, wie Filme, Mobiltelefone, Musik und Sportarten, ist die Rolle des Big Macs als Kulturträger nicht mehr so prominent, löst aber im aktuellen Kontext wieder die alten Assoziationen ins Gedächtnis. Persönlich denke ich, dass sich McDonald´s maximal nur mittelfristig aus Russland verabschiedet, da dieser Markt monatlich rund $50 Millionen einbrachte. Nur eine komplette und langfristige Desintegration Russlands aus der Weltwirtschaft würde eine Situation darstellen, in der Russen wirklich lange keinen Big Mac mehr zu Gesicht bekommen würden.
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