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Die Zinssätze sind 2019 in den USA abgesackt, mit den Renditen der 10-Jahres und der 30-Jahresanleihe beide auf die niedrigsten Werte seit Jahren: Diese befinden sich jetzt auf ihrem niedrigsten Niveau seit 2016 und die letzteren auf einem Allzeittief. Wie Ende August deutlich wurde, haben diese Zinssätze ihren Tiefpunkt erreicht. Die Renditen könnten sich nun auf einem Weg befinden, der die Zehnjahresrendite auf 2,15% und die Dreißigjahresrendite auf 2,65% hoch führt, was einer Erhöhung um jeweils etwa 40 Basispunkten entspräche.
Die Charts für beide Renditen haben technische Umkehrmuster gebildet, die einen Anstieg unterstützen. Für höhere Renditen sprechen auch die Spreads zwischen US-amerikanischen und deutschen Anleihen, die auf den niedrigsten Stand seit Januar 2018 gefallen sind, während die Spreads zwischen US-amerikanischen und japanischen Anleihen sich auf dem tiefsten Stand seit Ende 2016 befinden. Damit diese Spreads erhalten bleiben, müssten die Zinsen zumindest mit den steigenden Renditen in diesen beiden Ländern Schritt halten.
US-Renditen könnten steigen
Die Rendite der 10-Jahresanleihe fiel Ende August auf ein Tief von rund 1,45%, war jedoch seit April rückläufig. Es entstand ein technisches Muster, bekannt als fallender Keil, das ein Umkehrmuster. Die Rendite der 10-jährigen durchbrach dann Mitte Oktober den Abwärtstrend und stieß dann auf einen technischen Widerstand bei 1,95%. Es ist allerdings jetzt klar geworden, dass sich bei den 10-Jahresanleihen ein deutlicher Aufwärtstrend gebildet hat und sollte dieser über den Widerstand steigen, dürfte er sich auf sein nächstes signifikantes Widerstandsniveau bei 2,15% zubewegen.
Unterdessen bildete die Rendite der 30 Jahre laufenden US-Staatsschulden ein Umkehrmuster, das als „Bump and Run“ bezeichnet wird. Dies lässt sich daran ablesen, dass sich der Renditerückgang der 30-jährigen ab Ende April verlangsamt hat und im August sich eine Talsohle bildete. Jetzt steigen die Renditen und sollten einen Abwärtstrend bei rund 2,3% überwinden, sodass die Verzinsung auf rund 2,45% stiegen könnte. Ein Übersteigen dieser Marke könnte dann in 2020 einen weiteren Anstieg auf bis zu 2,67% zur Folge haben.
Spreads werden enger
Ein weiterer Hinweis darauf, dass die Leitzinsen in den USA möglicherweise nach oben gehen, ist, dass die Spreads zwischen den Renditen in den USA und in Deutschland auf ein seit Januar 2018 nicht mehr gesehenes Niveau zurückgegangen sind. Darüber hinaus hat sich die Spanne zwischen den Zinsen der 10-Jahresanleihen aus den USA und Japan auf ein seit November 2016 nicht mehr gesehenes Niveau verringert.
Interessanter ist, dass der Spread auf US- und japanische Anleihen auf eine Widerstandsregion zu stoßen scheint, die vermuten lässt, dass die Renditedifferenz weiter schrumpfen wird. Es scheint sich ein Fortsetzungsmuster zu bilden, das als steigendes Dreieck bekannt ist. Dies ist ein Hinweis darauf, dass sich der Spread weiter verengen wird. Das heißt, wenn die japanischen Renditen ihren Anstieg seit Ende August fortsetzen, müssten auch die US-Renditen steigen, um mit den höheren Renditen in Japan Schritt zu halten und zu vermeiden, dass der Spread sich umkehrt und wieder verbreitert.
Gleiches gilt für die Spreads zwischen den USA und Deutschland. Die Renditen in Deutschland sind ebenfalls gestiegen und um den Spread neutral zu halten oder weiter schrumpfen zu lassen, müssten die Zinsen in den USA im Gleichschritt steigen.
Rückkehr des globalen Wachstums?
Es ist eine kühne und riskante Annahme, dass die Zinsen im Jahr 2020 steigen werden, insbesondere angesichts des Pessimismus, der angesichts der globalen Wachstumsaussichten unter den Investoren vorherrscht. Es hat jedoch einige aktuelle Daten gegeben, die andeuten, dass die Eurozone auf dem Weg der Besserung ist, ausgehend vom Erholungstrend bei den Einkaufsmanagerdaten für das verarbeitende Gewerbe, während in Japan kürzlich ein 121-Milliarden-Dollar-Konjunkturprogramm ins Leben gerufen wurde - das größte seit drei Jahren.
Selbst wenn die Renditen im Jahr 2020 steigen sollten, darf nicht vergessen werden, dass sie im Jahr 2019 auf einem extrem niedrigen Niveau liegen und eine Erhöhung keine signifikante Bedrohung für die globalen Aktienmärkte oder eine Erholung der Weltwirtschaft darstellen dürfte.