von Robert Zach
Die türkische Lira hat zum Euro nach dem Wahlsieg von Recep Erdogan moderat aufgewertet. Auch die türkischen Aktien haben nach dem Sieg bei den türkischen Präsidentschaftswahlen kräftig zugelegt.
Bei den Präsidentschaftswahlen kommt Erdogan auf 52,5 Prozent der Stimmen. Bei den Parlamentswahlen kommt seine AKP-Partei nur auf 42,5 Prozent und verliert damit die absolute Mehrheit. Als möglicher Koalitionspartner kommt die rechtsradikale MHP-Partei in Frage.
Dank des überzeugendes Siegs bei den Präsidentschaftswahlen kann Erdogan jetzt fast uneingeschränkt in der Türkei regieren. Damit steht die Unabhängigkeit der türkischen Zentralbank auf sehr wackeligen Beinen.
Aufgrund von wirtschaftlichen Turbulenzen droht der kalte Entzug jener Unabhängigkeit, in die Erdogan die türkische Zentralbank 2001 entlassen hatte. Entgegen seinem Willen und etlicher Warnungen hatte die Zentralbank in den letzten Monaten die Zinsen massiv erhöht. In der Folge drohte Erdogan mit der Änderung des Zentralbankgesetzes.
Wie Markus Fugmann in seinem Bericht von heute morgen schreibt, ist „die Wahrscheinlichkeit, dass Erdogan per Dekret die Notenbanker der türkischen Zentralbank aus dem Amt entfernt, größer denn je.“
Erdogan ist ein Fan der ultralockeren Geldpolitik, vor allem deshalb, weil niedrige Zinsen der Wirtschaft helfen. Jedoch ist in den letzten Monaten die Inflation aus dem Ruder gelaufen, so dass Zinserhöhungen notwendig waren. Zugleich ist massiv Geld aus dem Land geflossen.
Beide Faktoren rechtfertigten die Zinserhöhungen der türkischen Zentralbank. Erdogan beharrt aber wie ein sturer Bock auf tiefe Zinsen, die er wohl mit dem historischen Wahlsieg bei den Präsidentschaftswahlen wohl auch bald bekommen wird.
Politische Klarheit lässt türkische Lira steigen
Nachdem jetzt feststeht, dass Erdogan weiter Präsident der Türkei bleiben wird, könnten die Gewinne der türkischen Lira aus der politischen Klarheit heraus entstanden sein. Anleger können sich nun darauf einstellen, was in der Zukunft passieren wird.
Erdogan will tiefere Zinsen und die wird er wohl auch bekommen. Die Inflation wird er damit nicht in den Griff bekommen und auch nicht die Kapitalabflüsse aufhalten können.
Eine weitere Theorie für eine steigende türkische Lira ist, dass es aufgrund der massiven Zugewinne der letzten Monate, nun zu deutlichen Gewinnmitnahmen kommen könnte.
Insofern ist es möglich, dass wir aktuell eine Korrektur in der türkischen Lira sehen könnten, die sich über die nächsten Tage ausweiten könnte.
Erst wenn Erdogan tatsächlich in die Unabhängigkeit der Zentralbank eingreift, und per präsidialem Dekret die Notenbanker aus deren Ämtern entfernt, sollte es zum nächsten Abwertungszyklus in der türkischen Lira kommen.
Mit der Charttechnik kann man im Euro zur türkischen Lira derzeit nur sehr wenig anfangen. Ein neuer Aufwertungszyklus im EUR/TRY könnte bei einem Spurt über 5,54 auf der Agenda stehen. In diesem Bereich sollten sich etliche Stops befinden, die den Kurs deutlich nach Norden befördern sollten.
Unter 5,17 dagegen droht eine tiefgreifende Korrektur im EUR/TRY. Nächster Halt wäre dann die 5,05.