Das in New York ansässige Unternehmen Nano Nuclear Energy entwickelt kleine, modulare Reaktoren (SMRs). CEO und Kernphysiker James Walker sieht Bergbaubetriebe mit Projekten in abgelegenen Gegenden als prädestinierte Endkunden.
Die Zielgruppe von Nano bestehe in Unternehmen, deren Energieversorgung im Projektgebiet über Dieselgeneratoren sichergestellt werde. Dies sei häufig an Standorten der Fall, an denen es an Infrastruktur wie z.B. Stromleitungen fehle.
Energieversorgung an abgelegenen Standorten
Die Mikroreaktoren von Nano können dem Unternehmen zufolge nicht nur Energieversorgung an abgelegenen Standorten verbessern, sondern auch ganz neue Standorte erschließen. Die SMRs könnten Walker zufolge "tausende potentieller Minen wirtschaftlich machen". Nano ist Walker zufolge bereits in Gesprächen mit einem großen Bergbauunternehmen. Der potenzielle Kunde wolle Reaktoren installieren, um sein operatives Geschäft zu dekarbonisieren.
Die Lizenzierung durch die Nuclear Regulatory Commission wird bis 2030 erwartet. Im kommenden Jahr will Nano mit der Machbarkeitsstudie zu einem Bergbaubetrieb für das namentlich nicht genannte Bergbauunternehmen beginnen. Nach Abschluss der Studie sollen in den Jahren 2025 und 2026 Demonstrationsprojekte durchgeführt werden, die Power-Mining-Netze imitieren.
Nano-Präsident Jay Jiang Yu betont, dass die Gründung des Unternehmens 2021 mit dem Ziel erfolgte, modulare, tragbare Kernreaktoren zu entwickeln und an Bergbaustandorten einzusetzen. Der technische Konkurrent: Dieselkraftstoff mitsamt den zugehörigen Generatoren. Nano habe deshalb bei der Entwicklung von Beginn an größten Wert auf eine einfache Herstellung, einfachen Transport, einfache Wartung und sichere Aufbewahrung gelegt.
Yu erläutert seine Vorstellung: "Mikroreaktoren stellen Sie ab und müssen sie abgesehen von einigen Wartungsarbeiten zehn Jahre lang nicht auftanken".
Nordkanada könnte ein Schwerpunktgebiet des Unternehmens werden. Aufgrund der schwachen Anbindung an die Infrastruktur werden dort alle Minen mit Diesel betrieben. Diese könnten durch die Reaktoren des Unternehmens ersetzt werden. Aber auch abgelegene Standorte in Afrika kämen in Betracht.
Walker deutet in diesem Zusammenhang das Potenzial der Nanoreaktoren für die globale Rohstoffversorgung an: "Es gibt riesige Landstriche in Afrika, die nicht an ein nationales Infrastrukturnetz oder überhaupt an ein Netz angeschlossen sind. Und das bedeutet, dass es enorme Mengen an Bodenschätzen gibt, die von der Ausbeutung abgeschnitten sind".
Mit Zeus und Odin bis zu 1,5 MW elektrische Leistung
Zur Gruppe der SMR gehören laut Definition der Internationalen Atomenergiebehörde Reaktoren mit maximal 300 MW elektrischer Leistung. Nano verfügt über zwei Mikroreaktordesigns – Zeus und Odin.
Zeus, das erste Modell von Nano, hatte die Größe eines Lastwagens. Der Reaktor mit einem voll stabilen Kern passt dem Unternehmen zufolge in einen Standardschiffscontainer. Zeus wird laut Walker 4 MW thermische Energie erzeugen und diese in rund 1,5 MW elektrische Energie umwandeln. Die Wärme wird über eine Wärmeleitung abgeführt, Kühlung ist nicht erforderlich.
Odin ist mit Maßen von 2 × 3 Fuß (ca. 0,6 x 0,9 m) deutlich kleiner und soll mit 5 MW thermischer Energie ebenfalls 1,5 MW elektrische Leistung erzeugen.
Demonstrationsprojekt in den Startlöchern
Das Ende der Fahnenstange ist laut Walker jedoch noch nicht erreicht. "Beide Designs werden derzeit optimiert, mit der Erwartung, dass beide höhere thermische Megawatt-Leistungen produzieren werden". Nano will im nächsten Jahr ein Demonstrationsprojekt für seinen Zeus-Mikroreaktor zu starten – auch, um den Behörden Informationen für den Lizenzierungsprozess bereitstellen zu können.
Im April hatte Nano eine strategische Partnerschaftsprojektvereinbarung mit dem Idaho National Laboratory unterzeichnet. Das Ziel: Ein Expertengremium für die Designprüfung des Zeus-Reaktors auf die Beine zu stellen.
Offen ist allerdings noch, woher der Brennstoff für die Reaktoren kommen soll. So scheiterten laut US-Energieministerium frühere SMR-Demonstrationsbemühungen am Mangel an angereicherten Uran-Brennstoffzellen.