Analyse vom 12.9.2016 von Ellen R. Wald, Ph.D. aus dem Englischen übersetzt.
In der vergangenen Woche sorgten Russland und Saudi-Arabien bei dem G20-Gipfel für ein Preishoch beim Öl. Ölminister der beiden Nationen trafen sich am Rande des Gipfels zu einem inoffiziellen Gespräch, um eine Stabilisierung des Ölmarktes zu besprechen. Dies entbehrt angesichts der darauffolgenden Ereignisse nicht einer gewissen Ironie.
Gegen 08:00 Uhr GMT ließen die beiden Minister (durch eine PR-Agentur) bekannt geben, dass sie um 09:30 Uhr GMT eine Mitteilung herausgeben werden. Daraufhin begann der Ölpreis, rasant anzusteigen (um bis zu 4 %); vermutlich gingen die Händler von einer Einigung über ein Einfrieren der Produktionsniveaus aus. Die eigentliche Mitteilung enthielt natürlich keine solchen Zusagen und die Preise fielen sofort wieder.
Gut informierte Spekulanten machten sich den Anstieg zunutze und kauften, sobald die Meldung über die Meldung herauskam. Ihnen war klar, dass es keine Produktionseinschränkungen geben wird, und sie verkauften unmittelbar vor der tatsächlichen Mitteilung und dem darauffolgenden Preisverfall wieder.
Für die kommenden Wochen, während des Internationalen Energieforums (IEF), dürfen wir von etlichen weiteren solcher Preis-Spikes ausgehen. Auch wenn das Treffen am 26.-28. September in Algerien keine offizielle OPEC-Konferenz ist, nehmen alle Mitglieder der Organisation daran teil.
In der Zwischenzeit trifft sich Generalsekretär der OPEC Mohammad Barkindo in kleinen Gruppen mit den einzelnen OPEC-Mitgliedern. Am vergangenen Dienstag empfing er die Vertreter Irans und am Freitag steht ein Gespräch mit Saudi-Arabien und Algerien in Paris an.
Trotz optimistischer Stimmung einiger Mitglieder wie Algerien ist es höchst unwahrscheinlich, dass es zu einem Einverständnis über Produktionsdrosselungen zwischen den einzelnen OPEC-Ländern oder zwischen der OPEC und Russland kommen wird. Etliche OPEC-Mitglieder brauchen dringend einen Anstieg der Ölpreise und bemühen sich deshalb um einen hoffnungsvollen Ton. Aber diese Hoffnung hat nichts mit der Realität zu tun. Als der algerische Ölminister in der vergangenen Woche betont hatte, „alle Lösungen sind möglich“, ging es ihm nur darum, die gegenwärtige Situation in einem möglichst positiven Licht darzustellen. Algerien würde extrem von einer Produktionskürzung profitieren. Er mag auch gehofft haben, dass positive Kommentare von ihm und seinen Amtskollegen einen kurzfristigen Spike bei den Ölpreisen auslösen würden, wie das so oft der Fall ist.
Etablierte Großproduzenten wie Saudi-Arabien und Russland bleiben in ihren Aussagen dagegen verhalten. So bemerkte der russische Erdölminister Alexander Nowak kürzlich, er sehe keinen Grund für Produktionsdrosselungen, wenn der Ölpreis weiter bei rund 50 USD pro Barrel bleibe. Und dennoch plant er beim IEF ein Treffen mit seinem saudischen Amtskollegen, um Maßnahmen zur Marktstabilisierung und Methoden zur Zusammenarbeit zu besprechen.
Ungeachtet dessen, ob es in den kommenden Wochen zu einer Übereinkunft der Ölproduzenten kommen wird, sollten die Tageshändler angesichts der hohen Volatilität ein Auge auf die zahlreichen Treffen und Bekanntgaben (oder Bekanntgaben über Bekanntgaben) haben. Diese könnten in der nächsten Zeit für ein extremes Auf und Ab der Ölpreise sorgen.