Der Poker um russische Energielieferungen geht weiter. Nachdem die Europäische Union und die G7 die von Putin geforderte Zahlung in Rubel abgelehnt haben, droht der Kreml mit dem Stopp der Lieferungen. Zudem sei mit neuen Schritten gegen sogenannte „unfreundlichen Staaten“ zu rechnen. Während sich die Sanktionsspirale also weiterdreht, setzt die Börse dennoch auf eine baldige Lösung des Konflikts und hofft auf positive Ergebnisse aus den heute in Istanbul startenden Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine. Auch der Ölpreis zeigt sich weiter nahezu unbeeindruckt von der Eskalation im Energiesektor. So hart es mit Blick auf das Leid der Menschen auch klingt, die Börse hat sich scheinbar an den Krieg gewöhnt. Wir stellen den Ausblick von Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets, vor.
Für den Deutschen Aktienindex geht es heute erneut darum, den Widerstand bei 14.550 Punkten zu überwinden, um weiteres Aufwärtspotenzial zu erschließen. Gestern konnten die Gewinne im Tagesverlauf nicht gehalten werden, auch weil viele potenzielle Käufer statt auf Hoffnung lieber auf Fakten setzen. Und diese werden solange noch ein ungünstiges Chance-Risiko-Profil für Aktien sehen, wie die Kampfhandlungen in der Ukraine weitergehen.
Der Windkraftanlagenbauer Nordex (DE:NDXG) hat heute die endgültigen Zahlen vorgelegt und einen vorsichtig optimistischen Ausblick gewagt. Zwar stieg der Verlust im vergangenen Jahr um weitere 100 auf 230 Millionen Euro wegen der explodierenden Rohstoff- und Transportkosten. Nun aber sollten die gestiegenen Energiepreise dem Konzern in die Karten spielen. Am Ende kommt es allerdings darauf, an wieviel Marge hängenbleibt. Und hier hat Nordex eine breite Spanne zwischen einem und 3,5 Prozent für das laufende Jahr prognostiziert. Je nachdem, wie es dem Unternehmen also einerseits gelingt, die höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben und wie stark andererseits der Druck auf die Politik noch wird, den Umstieg auf erneuerbare Energien zu beschleunigen, dürfte auch der Aktienkurs profitieren. Die Euphorie, die in dieser Hinsicht vor vier Wochen aufkam, scheint schon wieder verflogen. Heute aber kann die Aktie zumindest zum Handelsstart ein starkes Plus vorweisen.