Die OPEC- und OPEC+-Gipfel sind noch einen Monat entfernt, aber das Gerede im Vorfeld beeinflusst bereits die Ölpreise. Sowohl Brent als auch WTI standen in den Mittagsstunden des 6. November um fast 1,5% tiefer, nachdem die OPEC, anders als zuvor berichtet, tiefere Produktionskürzungen nicht wirklich in Erwägung zieht.
Spekulationen von Kartellmitgliedern angeheizt
Die Frage, ob die OPEC und ihre Freunde auf der Dezembersitzung tiefere Einschnitte am derzeitigen Quotensystem vornehmen werden, wurde erstmals Anfang Oktober von OPEC-Generalsekretär Mohammed Barkindo aufgeworfen, als er den Reportern sagte, dass weitere Produktionssenkungen beim nächsten OPEC- und OPEC+-Treffen auf dem Tisch sein würden.
Die Spekulationen wurden vom neuen saudischen Ölministers Prinz Abdulaziz bin Salman am 29. Oktober weiter angefacht. Nigerias Ölminister zufolge ist Prinz Abdulaziz der Ansicht, dass Saudi-Arabien “sehr wohl bereit ist, noch tiefer zu gehen“. Noch vor wenigen Tagen, am 4. November, hatte der iranische Ölminister Bijan Zangeneh angedeutet, dass tiefere Produktionskürzungen von der OPEC kommen könnte, wenn die Gruppe zusammentritt.
Händler sollten dieses Gerede mit Vorsicht genießen. In Wahrheit sind Änderungen an den derzeitigen Quoten äußerst unwahrscheinlich und es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass die OPEC-Produzenten auf der Dezember-Sitzung sich auf weitere Kürzungen der Förderquoten einigen können oder werden. Schon ohne die Möglichkeit zusätzlicher Kürzungen ist der Zusammenhalt der Gruppen angespannt.
Vorsicht vor irreführender Rhetorik
Die Sprache, in der “Produktionskürzungen“ für den nächsten Monat beschrieben werden, sollte eingehend untersucht werden, als das Treffen näherrückt.
Gestern sagte Prinz Abdulaziz, dass er die OPEC mit Nachdruck dazu drängen will, Maßnahmen zu ergreifen, um die Ölmenge auf dem Markt zu reduzieren, indem er Druck auf die üblichen Quotenbrecher - vor allem Irak und Nigeria - ausübt, damit diese ihre Produktion endlich im Einklang mit den derzeit vereinbarten Quoten senken. Dies wurde jedoch einfach als “Produktionskürzungen“ beschrieben und gemeldet.
Technisch gesehen ist eine Verringerung der Produktion eine Produktionskürzung, jedoch nicht in dem Sinne, dass die Quoten geändert werden, sondern vielmehr, dass die Erzeuger die bestehenden Quoten besser einhalten.
Dies ist nicht das erste Mal, dass der neue saudische Ölminister irreführende Aussagen macht. Auf der Pressekonferenz, die Prinz Abdulaziz über die Angriffe auf Abqaiq und Khurais hielt, gab es große Verwirrung über seine Verwendung der Begriffe “Ausstoß“ und “Produktion“ und darüber, wie viel Öl Saudi-Arabien nun für den Export produzieren würde und in welchem Maße es seine Exporte durch den Rückgriff auf die Öllager abdecken werde.
Die Verwendung von vagen Begriffen, um Dinge zu suggerieren, die es nicht gibt, scheint ein Trend zu werden. Marktbeobachter müssen entschlüsseln, welche Sprache verwendet wird und ob die OPEC über eine Kürzung der Produktionsquoten oder über Möglichkeiten zur Reduzierung der Ölproduktion im Rahmen des aktuellen Systems nachdenkt.
Irak-Proteste könnten Produktion lähmen
Ein weiteres wichtiges Thema sind die Proteste im Irak. Am 8. Oktober schrieb ich, dass wenn die Demonstranten ihre Forderungen nicht erfüllt sehen, sie die Ölexporte des Landes behindern könnten, ohne die Anlagen zu beschädigen, in dem sie verhindern, dass das Öl verladen wird oder Arbeiter zu Anlagen und Häfen gelangen, was allein ausreichen würde, um die Öleinnahmen der Regierung zu beschneiden.
Diese Risiken scheinen jetzt wahr zu werden, als die Demonstrationen beginnen Iraks Ölanlagen in Mitleidenschaft zu ziehen. Je nachdem, wie die Proteste verlaufen, könnte dies dem Irak, der immer noch über seiner Quote produziert, unfreiwillige Produktionskürzungen einbringen.
Weitere wichtige Faktoren
Die OPEC-Produzenten spielen jeweils Spiele, um ihre Interessen besser zu wahren, und eine Einigung über weitere Kürzungen ist unwahrscheinlich.
Der Iran ist eine Ausnahme und befürwortet Produktionsbeschränkungen, da er davon ausgenommen ist und jegliche Kürzungen durch andere Mitglieder nur zu seinem Vorteil sein können.
Saudi-Arabien hat die Produktion erhöht, aber seine Quote eingehalten, da es die Ölvorräte wieder aufgestockt hat, die nach den Angriffen auf Aramcos Anlagen einspringen mussten. Viele fragen sich, ob sich der Börsengang von Aramco - der wenige Tage nach dem Treffen stattfinden soll - auf die Politik Saudi-Arabiens in der Organisation auswirken wird. Anstatt sich für weitere Einschnitte auf breiter Front einzusetzen, wird Prinz Abdulaziz vielmehr mit Nachdruck darauf bestehen, dass die Mitglieder die bestehenden Kürzungen einhalten, um Öl vom Markt fernzuhalten.
Der Irak, der für seine Nichteinhaltung der Qutoen notorisch ist, spürt die Auswirkungen von Protesten auf seine Ölindustrie und dies könnte zu einer unfreiwilligen Einhaltung der Quoten führen.
Fazit
Erwarten Sie nicht, dass die OPEC-Mitglieder auf der Dezember-Sitzung Produktionskürzungen vereinbaren werden. Eine Verringerung der Ölproduktion dürfte eher durch andere Faktoren zustande kommen.