Seit Jahresbeginn liegt Palladium nahezu unverändert und hält sich wesentlich besser als die anderen Edelmetalle. Spekulative Marktteilnehmer haben sich aber in Position gebracht und rechnen mit fallenden Kursen. Für eine anhaltende Schwäche gibt es gute Gründe. Wir stellen die Einschätzung der Ophirum-Experten vor…
Unter dem Strich ist seit Jahresbeginn bei Palladium nicht viel passiert, wie bereits Anfang Januar steht der Preis auch jetzt bei rund 2.000 Dollar je Feinunze. Im März wurden kurzzeitig sogar mehr als 3.300 Dollar aufgerufen und damit so viel wie nie zuvor. Verglichen mit anderen Edelmetallen können Anleger mit der Entwicklung bei Palladium sogar zufrieden sein: Gold verbilligte sich seit dem Jahreswechsel um fünf Prozent, Platin um elf und für Silber zahlen Investoren sogar 20 Prozent weniger.
Allerdings zeichnen sich auch für Palladium zunehmend schwierigere Zeiten ab. So mehren sich die Hinweise, dass die US-Wirtschaft eine Rezession durchläuft. Sowohl die Inversion bei den amerikanischen Staatsanleihen als auch der Ölpreisschock sind kritisch zu sehen und waren in der Vergangenheit recht gute Indikatoren für einen wirtschaftlichen Abschwung. Dabei bildeten die Edelmetalle nach Beginn der Rezession meist ihr Hoch aus und erreichten eine untere Wende, bevor sich die Konjunktur wieder erholte. Da der Beginn einer Rezession nicht selten erst mit einigen Monaten Verzögerung festgestellt werden kann, passt das bisherige Kursverhalten bei Palladium seit Jahresbeginn zum Konjunkturverlauf.
Palladium bleibt unter Druck
Sollte die Konsumneigung aufgrund der hohen Inflation und nachlassenden Konjunkturdynamik sinken, dürfte zeitnah auch die Palladiumnachfrage aus der Automobilindustrie fallen. Ähnlich wie Platin wird Palladium vor allem in Katalysatoren eingesetzt. Die Verwendung von Palladium in Autokatalysatoren wird aber nicht nur durch die sich eintrübenden Wirtschaftsaussichten belastet. Auch die stetig steigenden Verkäufe batterieelektrischer Fahrzeuge dämpfen die Fantasie auf Sicht der kommenden Jahre. Zuletzt lag deren Marktanteil in den USA bereits bei gut fünf Prozent. Die stetig wachsende Modelloffensive im Bereich der Elektroautos dürfte dazu führen, dass die Nachfrage nach dem vergleichsweise teuren Palladium in Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor spürbar sinken wird.
Bisher erwarten Analysten im laufenden Jahr für die US-Palladiumnachfrage noch einen Anstieg von fünf Prozent auf gut 1,5 Mio. Unzen. Mit Blick auf die zahlreichen Risikofaktoren könnte sich dies aber als zu optimistisch herausstellen. Schon jetzt werden die Prognosen für die Produktion von Leichtfahrzeugen für 2023 nach unten genommen. Entsprechend könnte die Überschusssituation bei Palladium länger anhalten als bisher erwartet. Wenig überraschend setzen daher große spekulative Akteure an den Terminmärkten auf weiter fallende Kurse und sind Netto-Short aufgestellt. Auch im Frühjahr mit Beginn des russischen Einmarsches in der Ukraine setzte die Mehrheit bereits auf eine Preiskorrektur. Da sich seitdem die fundamentalen Rahmenbedingungen weiter verschlechtert haben, sollten Anleger Geduld für eine nachhaltige Erholung beim Palladiumpreis mitbringen.