Die Preise für Platingruppenmetalle (PGM) sind in diesem Jahr recht deutlich gefallen. So liegt der Preis von Rhodium um 63 % niedriger als vor einem Jahr. Palladium ist knapp 30 % billiger als vor Jahresfrist, Ruthenium um mehr als 11 %. Der Platinpreis hat den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 5 % nachgegeben. Lediglich Iridium liegt auf Jahressicht leicht im Plus. Insbesondere die Preise von Platin (-9 %), Palladium (-50 %) und Rhodium (-73 %) haben sich auch auf Sicht der vergangenen drei Jahre sehr schwach entwickelt.
Der World Platinum Investment Council (WPIC) warnt nun in einem aktuellen Bericht: Der Rückgang der Preise für Platingruppenmetalle gefährdet die wirtschaftliche Tragfähigkeit erheblicher Teile des Angebots. Es könne zu einer Verringerung der Produktion kommen, obgleich der Markt absehbar in ein Defizit hineinlaufe.
35 % des Angebots erwirtschaftet negative Cash-Margen
Konkret schätzt der WPIC, dass rund 25 % der PGM-Produktion bei dem aktuellen Spot-Korbpreis von rund 1250 USD negative Cashmargen erwirtschaftet. Werde das "preisneutrale" russische Angebot (das als Nebenprodukt der Nickelproduktion entsteht) außer Acht gelassen, steige dieser Anteil sogar auf 35 %.
Die Fixkosten machen der Analyse zufolge bei Tagebauminen rund 25 % und bei Untertageminen 67 % der Gesamtkosten aus. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres ist deshalb das EBITDA der großen Minenbetreiber mit 54 % deutlich stärker zurückgegangen als der Umsatz (-21 %). Diese Entwicklung wird sich dem Bericht zufolge in der zweiten Jahreshälfte noch verschärfen, da seitdem die Preise weiter gesunken sind.
Die Unternehmen müssen deshalb auf die niedrigen Preise reagieren. Die Reaktion könne in reduzierten Investitionsausgaben, der Verarbeitung und dem Abverkauf überschüssiger Pipelinebestände, der Neuverhandlung von Lieferverträgen oder auch einer Erhöhung der Produktionsmenge zur Senkung der Stückkosten bestehen. Nicht zuletzt Dividendenzahlungen könnten gekürzt werden.
Niedrige Preise: Platinproduktion könnte um 1,3 Mio. oz pro Jahr sinken
Der WPIC schätzt, dass die Stilllegung von Minen aufgrund mangelnder Rentabilität die jährliche Produktion von Platin um 1,3 Millionen oz. und die Produktion von Palladium um 1,2 Mio oz. reduzieren könnte. Dem Bericht zufolge wird die primäre Platinproduktion zwischen 2020 und 2024 im Durchschnitt etwa 5,6 Mio. Unzen pro Jahr betragen, was 9 % unter dem Fünfjahresdurchschnitt von 6,1 Mio. Unzen zwischen 2015 und 2019 liegt. Die Palladiumproduktion könnte um 6 % sinken, so der Rat.
Die Analyse rechnet für den Platinmarkt zwischen 2023 und 2027 mit einem Defizit von durchschnittlich 8 % der Nachfrage – ein Trend, der sich durch zusätzliche Angebotskürzungen noch verschärfen könne. "Darüber hinaus könnte der Übergang von Palladium zu den prognostizierten Überschüssen auf unbestimmte Zeit verschoben werden", heißt es weiter.
"Letztendlich werden die niedrigen Preise wahrscheinlich eine Reaktion des Platinminenangebots auslösen", heißt weiter. Der WPIC rechnet mit einer "Verschärfung der Risiken auf der Angebotsseite", obwohl die Märkte im zwei- bis fünfjährigen Prognosehorizont bereits ein Defizit aufweisen. "Dies stärkt unseres Erachtens nach die Argumente für Investitionen in Platin".
Der Trend zur E-Mobilität wird nach Ansicht des Verbands nicht zu einem flächendeckenden Rückgang der Nachfrage nach Platin führen. Die Nachfrage aus anderen Bereichen werde den Effekt bei Platin neutralisieren. Gleichzeitig werde die Nachfrage nach Ruthenium ansteigen. Insbesondere die Produktion grünen Wasserstoffs führt demnach zu einer erheblichen Steigerung der Nachfrage nach PGM.