Dieser Artikel erschien zuerst auf GoldGeldWelt
Einer der bedeutendsten europäischen Finanzinvestoren, die schwedische Nordic Capital, will die beiden dominierenden Unternehmen Interhyp und Hypoport (ETR:HYQGn) herausfordern. Wie bekannt wurde, ist der schwedische Private-Equity-Fonds dabei, eine Allianz (ETR:ALVG) zwischen der Hamburger Baufi24, Hüttig & Rompf AG aus Frankfurt am Main und der Kölner Creditweb GmbH zu schmieden.
Die drei Baufinanzierungsmakler sind zwar im Vergleich zu Interhyp und Dr. Klein deutlich kleiner, vermitteln jedoch zusammen ein Volumen von etwa 5 Milliarden Euro. Zur Einordnung: Bei der Hypoport SE (WKN: 549336) erzielte das B2C-Geschäft im vergangenen Jahr 9,9 Milliarden Euro Umsatz – also eine andere Größenordnung. Baufi24, Hüttig & Rompf und Creditweb (alle drei gehören zu den Top 10 der deutschen Baufinanzierungsvermittler) bleiben als eigenständige Unternehmen erhalten. Die drei Unternehmen werden jedoch in eine neu gegründete Holdinggesellschaft eingebracht, die unter dem Namen Bilthouse Group firmieren wird. An der Holding sind auch die verschiedenen Altgesellschafter beteiligt. Dazu zählen neben den jeweiligen Gründern ebenso die beiden Venture‑Capital‑Gesellschaften btoV und Helvetia, welche im letzten Jahr eine Finanzierungsrunde über 6,7 Millionen Euro für Baufi24 aufbrachten.
Nordic Capital hält über 50 Prozent an neuer Holdinggesellschaft
Nordic Capital wird künftig über die Hälfte der Anteile und somit die Mehrheit an der Holdinggesellschaft halten. Allein Baufi24 soll mit rund 130 Millionen Euro bei der Transaktion bewertet worden sein. Nach dem vermittelten Volumen (2,85 Mrd. Euro im Jahr 2021) ist Hüttig & Rumpf aber noch größer als Baufi24. Da jedoch Baufi24 als schnell wachsend und digital geprägter Akteur gilt, haben die Hamburger vermutlich die höhere Bewertung im Zuge der Transaktion erreicht.
Nordic Capital hat neben der Übernahme, auch 30 Millionen Euro in bar in das neue Unternehmen investiert.
Die neue Gruppe wird von einem ehemaligen Interhyp-Manager geführt
Baufi24 startete als Spezialist für Lead-Akquisition. Bedeutet: Als 2006 gegründetes Start-up sammelte das Unternehmen zunächst durch Online-Marketing die Kontakte von Interessenten für Baufinanzierungen, um diese Kontakte an Baufinanzierungsvermittler und andere Marktteilnehmer weiterzugeben. In den letzten Jahren hat sich das Hamburger Unternehmen jedoch zunehmend selbst zum Vermittler gewandelt.
Mit der Einstellung von Thomas Peeters, einem ehemaligen Manager der ING (AS:INGA) Diba und vor Baufi24 Vorstandsmitglied beim Mitbewerber Interhyp, nahm diese Entwicklung Fahrt auf. Inzwischen wurde auch der ehemalige Interhyp-Chef Michiel Goris zum neuen Chef der Aufsicht ernannt. Etwa zur gleichen Zeit wurde das Berliner Fintech Loanlink übernommen, das sich auf CRM-Systeme für Baufinanzierungen spezialisiert hat.
Baufi24 dürfte Führungsrolle in neuer Holding übernehmen
In der neuen Dreierstruktur mit Hüttig & Rompf und Creditweb wird wohl Baufi24 die Führungsrolle übernehmen. Dies ist auch daran zu erkennen, dass CEO Peeters auch die Rolle des CEO innerhalb der neuen Holding übernimmt.
Dennoch soll in dem neuen Bündnis ein komplementärer Charakter herrschen, wie aus ersten Unternehmensmeldungen zu vernehmen war.
So scheinen sich die Geschäftsmodelle tatsächlich zu ergänzen:
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Die Frankfurter Hüttig & Rompf AG lebt als Offline-Player (rund 300 Mitarbeiter) von seinen Kooperationen mit großen Bauunternehmen und Immobilienmaklern. In der Praxis sind das zum Beispiel auf Wohnimmobilien spezialisierte Bauträger.
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Creditweb gilt dagegen als stark in Vertriebspartnerschaften.
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Baufi24 hat wiederum in den letzten Jahren neben seiner Online-Kompetenz auch einen Offline-Kanal aufgebaut. Das Hamburger Unternehmen betreibt rund 80 Geschäftsstellen, meist auf Franchise-Basis. Inklusive der physischen Standorte von Hüttig & Rompf und Creditweb verfügt die neue Holding über rund 130 Geschäftsstellen.
Mutiger Einstieg von Nordic Capital
Der Einstieg von Nordic Capital in den deutschen Markt für Baufinanzierungsvermittlung ist mutig. Schließlich hat sich bis jetzt kein Fintech oder traditioneller Player ernsthaft gegen Interhyp und Hypoport aufgelehnt. Im B2B-Segment ist die marktbeherrschende Stellung von Interhyp mit der Plattform Prohyp und den drei Hypoport-Plattformen Europace, Genopace und Finmas wohl kaum zu knacken. Aber auch im B2C-Segment ist der Abstand zu den Marktführern hoch.
So dürfte die Rechnung der Nordic Group wohl lauten: Wenn sich die Plattformisierung der privaten Baufinanzierung fortsetzt, wird es im Markt genug Platz für einen dritten großen B2C-Player geben.