Gemischte Prognosen lassen RBA abwarten (von Arnaud Masset)
Nach dem Test des Schlüsselwiderstands bei 0,7489 $ (Fibonacci 38,2% auf die Abwertung vom November) ist das nun das zweite mal in der letzten Woche, dass der AUD/USD den Widerstand nicht nach oben durchbrechen konnte - der australische Dollar beschleunigte seinen Rückgang, nachdem die Reserve Bank of Australia - wie weitgehend erwartet - beschloss, ihren Leitzins nicht zu ändern und auf einem Rekordtief von 1,50% zu belassen. Der Governor der Zentralbank, Philip Lowe, änderte den Begleitkommentar geringfügig ab, wiederholte aber erneut, dass die Wirtschaft "ihren Übergang nach dem Investmentboom im Bergbau weiter fortsetzt", und fügte hinzu, dass auch wenn sich die Arbeitslosenquote dieses Jahr verbessert hat, "werden die Arbeitsmarktindikatoren weiter durchwachsen bleiben", da die Teilzeitbeschäftigung stark bleibt.
Soweit es die Inflation betrifft, blieb Lowe vorsichtig, da das "gedämpfte Wachstum bei den Arbeitskosten" einen Schatten auf die Inflationsprognosen wirft. Der jüngste Inflationsbericht wurde vor kurzem veröffentlicht (Ende Oktober) und enthielt eine leicht positive Überraschung (1,3% im Jahresvergleich gegenüber 1,1% erwartet). Da der Markt jedoch eine Schrumpfung des BIP-Wachstums im dritten Quartal erwartet (-0,1% im Quartalsvergleich ggü. 0,5% im Juni-Quartal), sollte der Kerninflationsdruck im Septemberquartal weiter gedämpft geblieben sein - der größte Teil des Anstiegs könnte aus dem Anstieg der Rohstoffpreise kommen.
Am Devisenmarkt wird der Aussie sehr wahrscheinlich in den kommenden Monaten schwächer werden, da die Händler ihre Investitionen in die USA umschichten könnten. In den letzten paar Monaten haben sich die Anleger weltweit schwer getan, höhere Renditen zu finden, was dazu geführt hat, dass sie mehr Risiko eingegangen sind. Dies hat Rohstoffwährungen von hoher Qualität wie den Aussie und Kiwi angehoben, aber auch die Währungen der Schwellenländer allgemein. Dennoch könnte diese gesegnete Zeit für die Währungen mit höherer Rendite ein Ende haben, da sich die Prognosen für die US-Renditen verbessert haben. Wir glauben daher, dass es für den AUD/USD ein Abwärtsrisiko gibt, da eine weitere Zinssenkung durch die RBA ansteht.
Das Schicksal des Brexit liegt nun beim Obersten Gericht (von Yann Quelenn)
Die Anhörung zum Brexit vor dem britischen Obersten Gericht geht nun in den zweiten Tag der wichtigsten Verfassungsfälle in der britischen Rechtsgeschichte. Der Oberste Gerichtshof verhandelt einen Einspruch der Regierung zur Aufhebung einer Entscheidung des High Courts, die es PM Theresa May erlauben würfde, Artikel 50 auszulösen und damit im nächsten Frühjahr den formellen Ausstiegsprozess einzuleiten.
Diese Anhörung ist Ausdruck eines Gefühls, dass das Ergebnis des Brexit-Referendums von den Menschen gestohlen werden könnte. Die Finanzmärkte spiegeln bereits eine niedrigere Wahrscheinlichkeit eines britischen Ausstiegs wider. In der Tat wird das Pfund weiter aufgewertet, solange die Short Squeezes zunehmen. Das Pfund hat ein Zweimonatshoch gegenüber dem Dollar erreicht und ein Dreimonatshoch gegenüber der Einheitswährung.
Wir glauben, dass es zu einer großen demokratischen Krise in Europa führen würde, wenn man die Meinung der Menschen nicht respektiert. Doch dies wäre nicht das erste Mal. Mit Frankreich im Jahr 2005 und Griechenland 2015 haben wir bereits zwei Beispiele von nicht respektierten Referendenergebnissen aus der Vergangenheit. Mit dem Brexit wäre es jedoch das erste Mal, dass ein Land tatsächlich versucht, aus Europa auszusteigen und es könnte sich zeigen, dass ein Ausstieg einfach ein fast unmöglicher Weg ist. Auch wenn das Urteil erst im neuen Jahr gefällt wird, so wird das oberste Gericht, das voll von Europabefürwortern ist, wohl entscheiden, den MPs die Macht zu geben, über das Schicksal der Zukunft des Vereinigten Königreichs in der Union zu entscheiden.
EURUSD Der EUR/USD ist vor dem nächsten EZB-Treffen am kommenden Donnerstag auf dem Vormarsch. Der stündliche Widerstand bei 1,0686 (Hoch vom 29. 11. 2016) wurde durchbrochen. Eine Unterstützung findet sich bei 1,0506 (Tief vom 5. 12. 2016). Das Paar scheint bei 1,0800 zum Stillstand zu kommen. Achten sie auf aufkommenden bärischen Druck. Langfristig deutet das Todeskreuz auf eine weitere bärische Tendenz hin, obwohl das Paar seit letztem Dezember zugelegt hat. Ein wichtiger Widerstand liegt bei 1,1714 (Hoch vom 24. 8. 2015). Die starke Unterstützung bei 1,0458 (Tief vom 16. 3. 2015) könnte das Ziel sein.
GBPUSD Das bullische Momentum des GBP/USD legt zu. Der Widerstand bei 1,2674 (Hoch vom 11. 11. 2016) wurde durchbrochen. Eine stündliche Unterstützung liegt bei 1,2302 (Tief vom 18. 11. 2016). Achten Sie auf den starken Widerstand bei 1,2271 (Hoch vom 5. 10. 2016). Das langfristig technische Muster ist sogar noch negativer, seit der Brexit den Weg für weitere Rückgänge bereitet hat. Eine langfristige Unterstützung zeigt sich bei 1,0520 (1. 3. 85) und scheint ein anvisierbares Ziel zu sein. Ein langfristiger Widerstand liegt bei 1,5018 (24. 6. 2015) und würde eine langfristige Umkehr im negativen Trend darstellen. Doch dies sieht für den Moment noch ziemlich unwahrscheinlich aus.
USDJPY Das bullische Momentum des USD/JPY hat definitiv wieder eingesetzt. Das Paar steht jetzt vor einem starken Widerstand bei 114,87 (Hoch vom 16. 2. 2016). Eine stündliche Unterstützung zeigt sich bei 111,36 (Tief vom 28. 11. 2016). Eine stärkere Unterstützung findet sich bei 108,56 (Tief vom 17. 11. 2016). Erwarten Sie eine weitere Aufwärtsentwicklung. Wir favorisieren eine langfristig bärische Tendenz. Eine Unterstützung zeigt sich nun bei 96,57 (Tief vom 10. 8. 2013). Ein allmählicher Anstieg in Richtung des Hauptwiderstands bei 135,15 (Hoch vom 1. 2. 2002) scheint nun völlig unwahrscheinlich. Erwarten Sie weitere Rückgänge bis zur Unterstützung bei 93,79 (Tief vom 13. 6. 2013).
USDCHF Der USD/CHF bewegt sich abwärts. Eine wichtige Unterstützung besteht an der Parität. Ein stündlicher Widerstand befindet sich bei 1,0205 (Hoch vom 30. 11. 2016). Es gibt großes Potenzial für weitere Schwäche. Langfristig bewegt sich das Paar seit 2011 noch immer bereichsgebunden, trotz einiger Turbulenzen, seit die SNB den CHF vom EUR entkoppelte. Eine wichtige Unterstützung findet sich bei 0,8986 (Tief vom 30. 1. 2015). Seit der Aufhebung des Bodens im Januar 2015 deutet die technische Struktur gleichwohl auf eine langfristig bullische Entwicklung hin.