Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1824 (06:28 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1727 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103,45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122,30. EUR-CHF oszilliert bei 1,0682.
An den Finanzmärkten ergeben sich derzeit zwei Tendenzen
Der USD steht am Währungsmarkt und gegenüber Edelmetallen unter Druck. Das Wahldebakel in den USA ist für ein westliches Land, das die Führung der westlichen Nationen beansprucht und deren Eliten gerne vom „American Exceptionalism“ (Obama) sprechen, schlicht weg und ergreifend beschämend. Dieses Land, das seine Aufgabe auch darin sieht, andere Länder mit zum Teil fragwürdigen Methoden (internationales Recht) zur Demokratie unter US-Führung zu zwingen (geht es vielleicht doch nur um andere Themen?), sollte erst einmal die eigenen Probleme bewältigen, bevor es den Schulmeister in der globalen Arena spielt. In der internationalen Arena verspielen die USA zunehmend und wahrnehmbar ihren Führungsanspruch bezüglich der Werte, die sie für sich beanspruchen, aber nicht leben (Ex-Präsident Carter 2016: „Die USA sind keine Demokratie mehr“, BLM, Umfragen in den USA). Ein zweiter für Finanzmärkte relevanterer Aspekt stellt die US-Notenbankpolitik dar (siehe nachfolgender Teil). Verstärkte expansive Maßnahmen der Fed zeichnen sich ab und mindern die USD-Attraktivität.
Risikofreude (Aktienmärkte) kehrt an den Märkten seit der nicht abgeschlossenen US-Wahl und trotz prekärer Corona-Situation ein. Eine belastbare Grundlage ist darin zu sehen, dass der Anlagenotstand perspektivisch noch kritischer wird, als er ohnehin schon war. Insbesondere die entscheidenden Teilnehmer am Aktienmarkt scheinen bereit, durch die temporäre Corona-Krise durchzuschauen und sich auf die perspektivische Erholung hin zu positionieren. Restrisiken sind irrelevant.
FOMC: „Whatever it takes“!
Wenn Politik handlungsunfähig oder handlungsunwillig ist, wie das zuletzt in den USA bezüglich der Verabschiedung eines neuen Hilfsprogramms der Fall war, oder das beschämende US-Wahldebakel zu temporärer Handlungsunfähigkeit und grundsätzlicher Unsicherheit führt, fällt Zentralbanken in Krisensituationen Verantwortung zu, die ihnen nicht zusteht, zu der sie aber aus Staatsräson faktisch verpflichtet sind. Vor diesem Hintergrund fand die Offenmarktausschusssitzung der Federal Reserve statt.
Die US-Notenbank beließ den Leitzins in der Spanne von 0,00%-0,25%. Auch quantitativ und qualitativ wurde nichts verändert. Das entsprach den Erwartungen.
Fed-Chef Powell sagte, man hätte das Anleiheprogramm analysiert und diskutiert. Die Fed sei bei Bedarf entschlossen, mit kraftvollen Instrumenten die Wirtschaft noch stärker zu stützen. Dauer, Umfang und Zusammensetzung des Kaufprogramms könnten angepasst werden (derzeit Ankaufprogramm von 120 Mrd. USD pro Monat). Hier wurde das „Whatever it takes“ geliefert, was durch die Möglichkeiten einer Zentralbank erbracht werden kann.
Der Offenmarktausschuss der Federal Reserve wird am 16. Dezember zur letzten Sitzung per 2020 zusammenkommen. Sollte sich die wirtschaftliche und politische Lage bis dahin nicht positiver und/oder klarer gestalten, ist die Wahrscheinlichkeit einer Ausweitung der expansiven Fed-Politik erheblich, denn die US-Notenbank hat in jüngster Zeit immer wieder die Notwendigkeit neuer fiskalischer Hilfsprogramme betont und sie von der Politik laut vernehmbar eingefordert. Diese Position der Fed deckt sich mit unserer Analyse, dass die selbsttragenden Kräfte der US-Wirtschaft schon in Normalzeiten unausgeprägt sind. Das gilt umso mehr in der aktuellen Krisenlage.
Fazit zu Fed und EZB:
Die Expansion kommt seitens der US-Notenbank. Es ist nicht eine Frage des „ob“, nein, es ist lediglich eine Frage des „wann“ und der Frage nach den Mitteln der Intervention.
Was für die Federal Reserve wegen fehlender selbsttragender Kräfte der US-Wirtschaft stringenter gilt, gilt aber grundsätzlich auch für die EZB.
Bundesbankpräsident Weidmann betonte, dass die Deutsche Bundesbank hinter der expansiven Politik der EZB stehe. Verbindet man diese Äußerung mit den Einlassungen von der EZB-Direktorin Schnabel aus dieser Woche, dass alle Instrumente der EZB bei Bedarf genutzt würden, steht eine klare Ansage der bedeutendsten Zentralbanken der westlichen Hemisphäre unmissverständlich im Raum. Zentralbankpolitik wird perspektivisch lockerer.
Als Indizien dürfen die Leitzinssenkung der Reserve Bank of Australia auf ein neues Allzeittief (0,10%) und die unerwartet hoch ausgefallene Erhöhung des Ankaufprogramms der Bank of England in dieser Woche interpretiert werden.
Das Thema Anlagenotstand wird perspektivisch vor diesem Hintergrund prominenter!
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Die EU-Kommission hat neue Konjunkturprognosen vorgestellt. Im laufenden Jahr soll demnach das BIP der Eurozone um 7,8% sinken (zuvor -8,7%). Im kommenden Jahr wird ein Anstieg des BIP in Höhe von 4,2% (zuvor +6,1%) unterstellt (Deutschland: 2020 -5,6% nach zuvor -6,3%, 2021 +3,5% nach zuvor +5,3%).
Eurozone: Perspektivisch „Split Economy“ durch „Lockdown light“
Die deutsche Industrieproduktion verzeichnete per September einen Anstieg um 1,6% (Prognose 2,7%) nach zuvor 0,5% (revidiert von -0,2%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 7,19% nach zuvor -9,02% (revidiert von -10,00%).
Der Auftragseingang der deutschen Industrie stieg per September im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose 2,0%) nach zuvor 4,9% (revidiert von 4,5%).
Der von IHS/Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Konsumsektor der Eurozone sank im Oktober von zuvor 47,5 auf 44,9 Punkte.
Die Einzelhandelsumsätze der Eurozone sanken per Berichtsmonat September im Monatsvergleich um 2,0% (Prognose -1,0%) nach zuvor +4,2% (revidiert von 4,4%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 2,2% (Prognose 2,8%) nach zuvor 4,4% (revidiert von 3,7% w/Basiseffekten/Revision).
USA: Durchwachsen
Laut Challenger Report wurden per Oktober 80.666 nach zuvor 118.800 Entlassungen in der Wirtschaft angekündigt (Vorjahr 50.275).
Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stellten sich per 31. Oktober auf 751.000 (Prognose 732.000) nach zuvor 758.000 (revidiert von 751.000).
Die Produktivität legte laut Erstschätzung im 3. Quartal um 4,9% (Prognose 5,6%) nach zuvor 10,6% (revidiert von 10,1%) zu.
Russland: Devisenreserven geringer
Die Devisenreserven sanken per Berichtswoche 30. Oktober von zuvor 589,8 auf 584,0 Mrd. USD.
Japan: Positive Tendenz im Konsum im Monatsvergleich
Die Ausgaben der privaten Haushalte stiegen per September im Monatsvergleich um 3,8% (Prognose 2,2%) nach zuvor 1,7%. Im Jahresvergleich stellte sich ein Rückgang um 10,2% (Prognose 10,7%) nach zuvor -6,9% ein.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD impliziert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1850 – 80 eröffnet neues Aufwärtspotential.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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