Im aktuelle BLS-Beschäftigungsbericht ist der Prozentsatz der Vollzeitarbeitsplätze im Verhältnis zur Bevölkerung stark zurückgegangen.
Das robuste Stellenplus von 216.000 hat die meisten Marktkommentatoren zu der Annahme veranlasst, dass eine "sanfte Landung" wahrscheinlich sei. Der Rückgang der Vollzeitbeschäftigung deutet jedoch darauf hin, dass die Rezessionsrisiken höher sind als angenommen.
Um zu verstehen, warum das so ist, müssen wir zunächst untersuchen, warum das derzeitige wirtschaftliche Umfeld robuster ist als erwartet.
Mitte 2023 haben wir darüber diskutiert, wie die massiven Liquiditätsspritzen die Wirtschaftstätigkeit unterstützt haben, und wir haben eine Rezession im "Industriesektor" erlebt, aber keinen Konjunktureinbruch.
"2011 stand die Welt vor einem Produktionsstillstand, als Japan durch ein Unterseebeben und einen Tsunami lahmgelegt wurde. Die Überflutung Japans löste dazu noch eine Kernschmelze aus.
Gleichzeitig wurden die USA in eine Debatte über die Schuldenobergrenze, eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit und eine drohende Zahlungsunfähigkeit verwickelt.
Angesichts dieser Kombination von Ereignissen schrumpfte der verarbeitende Sektor der Wirtschaft und überzeugte viele Beobachter, dass eine Rezession unmittelbar bevorstand. Wie wir wissen, hat es diese Rezession jedoch nie gegeben."
Wie in den Jahren 2011-2012 schrumpft das verarbeitende Gewerbe seit mehr als einem Jahr. Festmachen lässt sich dies am ISM-Einkaufsmanagerindex
Eine Rezession konnte vermieden werden, weil der Dienstleistungssektor die US-Wirtschaft über Wasser hielt. Anders als in der Vergangenheit, als das verarbeitende Gewerbe eine wichtige Komponente der Wirtschaftstätigkeit darstellte, entfallen heute fast 80 % der Ausgaben auf den Dienstleistungssektor.
Es ist nicht das erste Mal, dass das verarbeitende Gewerbe schrumpft, die Dienstleistungen aber robust genug blieben, um die Gesamtwirtschaft vor einer Rezession zu bewahren. Die Wirtschaft hat auf ähnliche Weise schon 1998, 2011 und 2015 eine Rezession vermieden.
Wir wollen an dieser Stelle einen zusammengesetzten Index konstruieren und den Dienstleistungssektor und das verarbeitende Gewerbe im Verhältnis zum aktuellen Umfeld gewichten. So können wir deutlicher erkennen, warum die Wirtschaft eine Rezession vermeiden konnte.
Was hat das nun mit der Vollzeitbeschäftigung zu tun?
Die wirtschaftliche Bedeutung von Vollzeitarbeitsplätzen
Wie konnte sich der Dienstleistungssektor angesichts der hohen Inflation und der hohen Zinssätze so gut halten? Diese Entwicklung ist auf die enorme Menge an Liquidität zurückzuführen, die in die Wirtschaft geflossen ist.
Wie oben gezeigt, hat sich das Wachstum der Dienstleistungen jedoch verlangsamt, als diese "Zuschüsse zu den Ersparnissen" ausgingen. In Zukunft werden Lohnwachstum und Beschäftigung die tragenden Faktoren für die Wirtschaftstätigkeit sein, und das muss man unbedingt verstehen.
Die USA sind eine konsumbasierte Wirtschaft. Die Verbraucher können jedoch nicht konsumieren, ohne vorher etwas zu produzieren. Die Produktion muss an erster Stelle stehen, damit das für den Konsum erforderliche Einkommen erzielt werden kann. Dieser Zyklus ist in der nachfolgenden Abbildung zu sehen.
Wenn man die Produktionsphase des Zyklus umgeht, indem man Schecks direkt an die Haushalte schickt, ist das erste Ergebnis natürlich ein starker Wachstumsschub.
Wie die nachstehende Abbildung zum BIP zeigt, ist der massive Anstieg des Wirtschaftswachstums im 2. Quartal 2021 unmittelbar auf diese Geldverteilungspolitik des Staates zurückzuführen.
Sobald jedoch die Menschen diese Stimulus-Gelder ausgegeben haben, flaut die Wirtschaftstätigkeit ab, da die Produktionsseite der Gleichung immer noch hinterherhinkt. Dass ist der entscheidende Punkt zum Thema Vollzeitstellen.
"Damit ein Haushalt wirtschaftlich nachhaltig konsumieren kann, benötigt er nämlich eine Vollzeitbeschäftigung. Solche Arbeitsplätze bieten höhere Löhne, Sozialleistungen und eine Krankenversicherung, mit der man eine Familie ernähren kann. Teilzeitjobs geben das nicht her."
Während die Medien über "starke Beschäftigungsberichte" jubeln, sprechen sie in Wirklichkeit hauptsächlich über die Wiederherstellung von Arbeitsplätzen, die während der Lockdowns verloren gegangen sind. Wie gezeigt, hat sich der Prozentsatz der Vollzeitbeschäftigung an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter erst auf das Niveau vor der Pandemie erholt.
Es gibt zwei in diesem Zusammenhang entscheidende Aspekte. Erstens hat die Wirtschaft NICHT Millionen "neue" Arbeitsplätze geschaffen, wie die der derzeitige Regierung gerne behauptet.
Zweitens ist die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze im Verhältnis zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter drastisch zurückgegangen, was in der Regel zu Beginn von Rezessionen der Fall ist. Kombiniert man diese Entwicklung mit dem Rückgang des Lohnwachstums, wird die potenzielle Belastung des Dienstleistungssektors noch deutlicher.
Da sich die Wirtschaft verlangsamt, kann es nicht überraschen, dass die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze zurückgeht.
CEOs haben den Rotstift bereits gezückt
Wenn man die Erträge und die Rentabilität schützen will, ist der Abbau von Vollzeitstellen, dem größten Kostenfaktor in jedem Unternehmen, am effizientesten.
Zwar wollen Arbeitgeber ihre Mitarbeiter so lange wie möglich halten - letztlich werden die Mitarbeiter aber zugunsten der Profitabilität geopfert. So setzt sich ein einigermaßen vorhersehbarer Zyklus fort, bis der Bodensatz der Erschöpfung erreicht ist.
Jetzt, wo sich die Stimmung der CEOs auf einem Niveau befindet, das üblicherweise mit einer Rezession in Verbindung gebracht wird, sollte es nicht überraschen, dass die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze zurückgeht.
Dies gilt insbesondere für den Zustrom von im Ausland geborenen Arbeitskräften in die Vereinigten Staaten.
Dieser große Pool von Arbeitnehmern, die in der Regel länger für weniger Lohn arbeiten als einheimische Kräfte, bietet den Unternehmen eine alternative Einstellungsmöglichkeit, mit der sie Vollzeit- durch Teilzeitkräfte ersetzen können.
Zu den Alternativen für hochqualifizierte Arbeitskräfte gehört der Ersatz von Vollzeitbeschäftigten durch technologische Verbesserungen, künstliche Intelligenz und Robotik, um die Kosten zu senken.
Wie wir bereits in einem anderen Artikel diskutiert haben, werden Unternehmen ihre Belegschaft reduzieren, wenn ihre Rentabilität gefährdet ist. Dies wurde in einem früheren Bericht des Congressional Budget Office festgestellt:
- Da ein höherer Mindestlohn die Kosten für die Beschäftigung von Niedriglohnempfängern erhöht, veranlasst er Arbeitgeber im Allgemeinen dazu, ihre Belegschaft zu verkleinern.
- Die Auswirkungen auf die Beschäftigung würden auch Preisänderungen und den Einsatz unterschiedlicher Arten von Arbeit und Kapital nach sich ziehen.
- Durch die Erhöhung des Einkommens von Geringverdienern, die ihren Arbeitsplatz behalten, steigert ein höherer Mindestlohn das Realeinkommen ihrer Familien, wodurch einige dieser Familien aus der Armut herausgeholt werden. Für einige Familien sinkt jedoch das Realeinkommen, weil andere Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren, Unternehmer Einbußen hinnehmen müssen und die Verbraucherpreise steigen. Aus diesen Gründen führt eine Steigerung des Mindestlohns unter dem Strich zu einem Rückgang des durchschnittlichen realen Familieneinkommens.
Diesen letzten Satz sollten Sie noch einmal langsam lesen.
Der jüngste Rückgang bei den Vollzeitarbeitsplätzen befindet sich zwar noch in einer frühen Phase, ist aber ein Datenpunkt, den man genau beobachten sollte.
Unabhängig davon, was sonst in der Welt passiert, wird es zu einer Rezession kommen, wenn die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze weiter sinkt. Die Umfrage zur Stimmung der CEOs deutet bereits darauf hin, dass dies der Fall ist.
Sicher. "Diesmal könnte alles anders sein." Allerdings lässt sich nicht wegdiskutieren, dass es in der Vergangenheit eben niemals wirklich anders war.
So ist es möglich, das die Analysten mit ihren optimistischeren Prognosen einer sanften Landung richtig liegen - allerdings sprechen die Wahrscheinlichkeiten immer noch für das, was uns die Indikatoren zeigen.
Vollzeitbeschäftigung ist einer der Indikatoren, den Anleger sehr genau im Auge behalten sollten.
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