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Russland bekommt die Quittung vom Kapitalmarkt

Veröffentlicht am 29.04.2014, 16:47

An den Börsen könnte es eigentlich blendend laufen – wenn da nicht immer wieder die Krise in der Ukraine wäre. Eine Verschärfung des Konflikts ließ am Donnerstag wieder einige Aktionäre zweifeln und sorgte beim Dax für sprunghafte Bewegungen.

Androhung einer militärischen Invasion verschreckte die Anleger

Aussagen Wladimir Putins, nach denen Russland gegen die Ukraine militärische Optionen in Erwägung zieht, sollte die Regierung in Kiew weiterhin militärische Einsätze gegen prorussische Separatisten im Osten des Landes durchführen, gaben der Krise eine neue Dimension. Zumal den Worten auch noch Taten folgten, als russische Streitkräfte nahe der Grenze zur Ukraine erste Manöver starteten.
Zuvor waren ukrainische Sicherheitskräfte gegen pro-russische Milizionäre vorgegangen und dabei mehrere Separatisten getötet worden.

Finanzmärkte sind wie ein scheues Reh

Finanzmärkte sind wie ein scheues Reh. Das muss auch Putin inzwischen leidvoll erfahren. Das Verhalten von Russlands Machthaber ist unberechenbar, doch Unsicherheit mögen die Börsen nicht. Und so verweigern die Anleger derzeit Investitionen in das riesige Land. Das russische Finanzministerium muss eine Anleiheauktion nach der anderen absagen, weil sich einfach keine Abnehmer für die Schuldtitel finden.

Russland bekommt die Quittung vom Kapitalmarkt

Am Mittwoch ist erneut eine geplante Auktion geplatzt, nachdem keine Gebote zu akzeptablen Preisen eingegangen waren. Es war bereits der siebte von acht Terminen, der in den vergangenen Wochen ohne Kapitaleinnahmen für den russischen Staat endete. Und dabei ging es zuletzt gerade einmal um rund 20 Milliarden Rubel (406 Millionen Euro), die die Auktionen einbringen sollten. Doch selbst für diese relativ kleinen Emissionen fanden sich keine Käufer.

Wegen Kapitalflucht muss Russland höhere Zinsen zahlen als krisengeplagte Euro-Staaten

Angesichts der geopolitischen Unruhen haben Investoren in diesem Jahr bereits so viele Milliarden Dollar (die genannten Zahlen schwanken je nach Quelle zwischen 40 und 90 Milliarden) aus Russland abgezogen, wie sonst in einem ganzen Jahr nicht. Diese Kapitalflucht führt zu fallenden Kursen bei ausstehenden Anleihen und im Gegenzug zu steigenden Renditen. Rubel-Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit rentieren derzeit bereits bei 9,17% und damit inzwischen deutlich höher als bei den (nicht mehr ganz so) krisengeplagten Euro-Staaten.

Ebenso führen die Abflüsse von Kapital zu einer Belastung des russischen Rubel, der gegen den Dollar rund 10% an Wert verloren hat.

Der russischen Wirtschaft droht die Rezession

Und nicht zu vergessen die vom Westen wegen der Ukraine-Krise verhängten Sanktionen, die wirtschaftlichen Schaden anrichten, wie Putin inzwischen einräumen musste. Die russische Wirtschaft wird das Wachstum von 1,3% des Vorjahres wohl im laufenden Jahr nicht wiederholen können. Finanzminister Anton Siluanow rechnet 2014 mit einem mageren Wachstum von lediglich 0,5%. Es könnte jedoch sogar eine Rezession drohen.

Russlands Kreditrating in höchster Gefahr

Dies alles ruft nun auch noch die US-Ratingagenturen (Moody’s, Standard & Poorʼs und Fitch) auf den Plan, die (vielleicht auch unter Druck der US-Regierung) eine Überprüfung des russischen Kreditratings vornehmen.

Die Rating-Agentur Standard & Poorʼs legte bereits vor und stufte die Kreditfähigkeit des Landes mit der schlechteren Note BBB/A-2 statt mit BBB-/A-3 ein. Das ist nur eine Stufe über dem sogenannten Ramschbereich (Non Investment Grade), das spekulative Anlagen kennzeichnen soll.

Für das Schwellenland wird es damit tendenziell noch schwieriger, sich bei ausländischen Gläubigern Geld zu leihen. Sollten weitere Abstufungen folgen, würden sich die Kredite für Putin weiter verteuern.

Russlands Zentralbank musste den Leitzins erhöhen

Die Kapitalflucht, der Verfall des Rubels und sich daraus ergebende Inflationsgefahren zwangen inzwischen die russische Zentralbank zu harten Schritten. Die russische Notenbank erhöhte den Leitzins, zu dem sich Banken für eine Woche Geld leihen können, am Freitag überraschend um einen halben Prozentpunkt auf 7,5%. Mit der geldpolitischen Straffung soll es gelingen, die Inflationsrate, die im März bei 6,9% (!!) im Jahresvergleich lag, bis Ende des Jahres auf 6% zu drücken.

Die Eurokrise lief ähnlich ab

Fällt ihnen etwas auf? In Russland passiert gerade etwas ganz ähnliches wie das, was zuvor in Europa zu einer schweren Krise geführt hat. Auch in Europa floh zuerst das scheue Kapital (wenn auch natürlich aus einem ganz anderen Grund). Dadurch stiegen die Zinsen der Staatsanleihen, weshalb sich die Euro-Länder nicht mehr refinanzieren konnten. Durch sinkende Ratings verteuerten sich anschließend die Kredite zusätzlich und letztlich mussten Hilfsmaßnahmen beschlossen werden, um einzelne Länder vor der völligen Zahlungsunfähigkeit zu bewahren.

Russland könnte ohne Retter dastehen, aber auch keine benötigen

Das Problem für Russland ist nur: Es gibt keine Währungsgemeinschaft, innerhalb derer andere Länder einspringen könnten, wie es im Euro-Raum der Fall war.

Allerdings verfügt das Land über die dritthöchsten Devisenreserven der Welt (500 Milliarden US-Dollar) und durch die sprudelnden Einnahmen aus Geschäften mit Öl und Gas ist der Staatshaushalt fast ausgeglichen. Die gesamte russische Staatsverschuldung beträgt nach Angaben der Ratingagentur Standard & Poor's nur rund 11% der russischen Wirtschaftsleistung, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Und der Haushalt schloss das Jahr 2013 mit einem Defizit von 0,6% des BIP ab. Zum Vergleich: In Europa liegt die Defizitquote bei über 3%, die Schuldenquote bei rund 80%, letztere in Japan sogar bei 245%.

Hilfsgelder für die Ukraine könnten über Gasgeschäfte an Russland gehen

Nicht ohne Grund hat Russland der Ukraine erst kürzlich eine milliardenschwere Rechnung gestellt, weil das um die Halbinsel Krim erleichterte Land die Abnahmemenge bei Gas im vergangenen Jahr angeblich nicht eingehalten hat.

Dieses Vorgehen Russlands stellt den Westen vor neue Herausforderungen: Wie soll der Westen der Ukraine finanziell helfen, z. B. über den IWF, wenn Russland dieses Geld gleich über höhere Gasrechnungen abschöpft. Das Geld, was Russland wegen der westlichen Sanktionen abhandenkommt, nimmt Putin einfach über den Gashahn wieder ein.

Die Krim-Krise wird uns vermutlich (leider) noch lange beschäftigen…


Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Sven Weisenhaus

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