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SAP zieht sich aus dem CRM-Wettbewerb mit Salesforce zurück

Veröffentlicht am 31.01.2023, 09:47
Aktualisiert 11.01.2024, 08:21

SAP zieht sich aus dem CRM-Wettbewerb mit Salesforce zurück und konzentriert sich auf seine Kernbereiche


Letzte Woche hat Deutschlands größer Softwarekonzern SAP (ETR:SAPG) Q-Zahlen vorgelegt, die im Rahmen der Erwartungen liegen: 12% Umsatzwachstum auf 8,44 Mrd. Euro und 17% Gewinnwachstum auf 1,71 Mrd. Euro. Der Cloud-Umsatz ist um 30% auf 1,71 Mrd. Euro gewachsen. Für das Jahr 2023 prognostiziert SAP einen Gewinn von 8,8 - 9,1 Mrd. Euro, etwas mehr als von Analysten erwartet. Die Aktie war in den vergangenen drei Monaten um 30% angesprungen und gab nach den Zahlen etwas ab.

3.000 Stellen möchte SAP (716460) weltweit streichen, das sind etwa 2,7% des Personals. CFO Luka Mucic erwartet davon Einsparungen in Höhe von 300 - 350 Mio. Euro. Ich gehe in unserer aktuellen Heibel-Ticker Ausgabe auf die Stellenstreichungen der IT-Branche gesondert ein.

Die eigentlich interessanten Themen befanden sich jedoch im Kleingedruckten. CEO Christian Klein möchte SAP auf das Kerngeschäft fokussieren. Qualtrics (XM) wurde 2018 vom damaligen CEO Bill McDermott gekauft, um die Online-Datenanalyse in die SAP-Produkte einzubinden. Es war der Versuch, dem erfolgreichen Wettbewerber Salesforce (NYSE:CRM) etwas entgegen zu setzen.

Während SAP ursprünglich in der Finanzbuchhaltung zu Hause war und seine Expertise auf die Beschaffungslogistik ausweiten konnte, punktete Salesforce beim Vertrieb und dem Kundenmanagement. SAP-Software wird daher als ERP (Enterprise Resource Planning) bezeichnet, während Salesforce CRM (Customer Relationship Management) anbietet.

Trennung von Qualtrics

Wer von Ihnen in einem großen Konzern arbeitet, weiß, dass der Vertrieb stets eine besondere Machtposition innehat, weil der Kontakt zum Kunden stets zu den wichtigsten Werten eines Unternehmens gehört. So müht sich SAP seit Jahrzehnten ab, insbesondere den CRM-Teil seines Softwarepakets zu verbessern.

Doch CEO Klein hat mit diesem Ziel nun gebrochen. Qualtrics (NASDAQ:XM) als Köder für Vertriebsmannschaften wird abgestoßen. Online-Marktforschungsdaten sind laut CEO Klein auch in die SAP-Software integrierbar, wenn Qualtrics nur noch Partner und nicht mehr Tochter ist. Das heißt aber auch, dass Qualtrics seine Daten künftig auch Wettbewerbern, vielleicht sogar Salesforce, zur Verfügung stellen kann.

Außerdem würden die Stellenstreichungen insbesondere im Bereich der CRM-Software vorgenommen, da man dort nicht Marktführer sei. Das Unternehmen konzentriere sich auf seine Kernprodukte, mit denen man Marktführer sei und weltweit weiter Marktanteile hinzugewinne, so CEO Klein.

SAP hält noch 70% an Qualtrics. Beim aktuellen Kurs würde SAP die für 8 Mrd. USD übernommene Qualtrics zu etwas mehr als 8 Mrd. USD an den Markt bringen. Obwohl Qualtrics seinen Kundenstamm unter dem Dach von SAP in den vergangenen vier Jahren verdreifachen konnte, wird das Unternehmen nun Plusminus Null verkauft. Die Aktie von Qualtrics sprang letzten Donnerstag um 30% an. Daran ist ablesbar, dass SAP wohl eher eine Last für das Unternehmen darstellte.

Die 3.000 Stellen, die SAP abbauen möchte, befinden sich überwiegend im Bereich des CRM. So ist es ein Doppelschlag gegen die CRM-Ambitionen des Konzerns. Die Aktie von Salesforce, Tickersymbol CRM, ist letzten Donnerstag um 5% angesprungen. Allerdings hat Salesforce seine eigenen Meldungen, so dass der Kurssprung nicht 1:1 auf die Meldung von SAP zurückzuführen ist.

(Neue) Fokus-Bereiche von SAP

Donnerstag Abend war CEO Christian Klein im Interview auf CNBC zu sehen. Seine Botschaft sendete er gleich zweimal in dem 8 Minuten kurzen Interview: SAP hilft Unternehmen in drei Bereichen.

  1. Im Bereich der Transformation, wenn also bspw. ein Energieversorger auf Wasserstoff umstellen wolle, könne er den Transformationsprozess mit Hilfe der SAP ERP-Software leichter umsetzen. Ich nehme an, er meint damit, dass SAP im Bereich der Finanzbuchhaltung Kunden aus jeglichen Branchen hat und somit entsprechende Umstellungen problemlos im Rahmen vorgefertigter Lösungen abbilden kann.
  2. Im Bereich der globalen Beschaffungsketten müssen Unternehmen resistenter werden, also gleiche Vorprodukte von verschiedenen Lieferanten beziehen, um gegen geopolitische Probleme besser abgesichert zu sein und das Wachstum nicht aufgrund von Lieferengpässen zu gefährden. CEO Klein bezieht sich hier auf die Beschaffungslogistik im SAP ERP-System, das weltweit die meisten Lieferanten angebunden hat und somit reibungslose Prozesse bis hin zur Produktion der Fertigprodukte ermöglicht.
  3. Nachhaltigkeit: SAP habe die Daten, die es Unternehmen ermöglichen, ESG-Kriterien zu erfüllen.

Damit hat er drei Bereiche in den Fokus gerückt, die derzeit das Tagesgeschäft in Deutschland dominieren: Energiewende, Lieferkettenengpässe und ESG-Kriterien.

In den USA geht man jedoch andere Wege: Eine Energiewende braucht man dort nicht, die USA produzieren mehr Energie als sie benötigen. Die Lieferkettenprobleme werden nicht durch eine globale Streuung gefestigt, sondern durch einen Fokus auf die heimische Produktion. Und ESG ist in den USA nice to have. Die ESG-Kriterien gelten als willkürlich oder leicht manipulierbar und eine neutrale, objektive ESG-Bewertung sieht man in den USA noch in weiter Ferne.

Auf den beabsichtigten Verkauf von Qualtrics angesprochen führt Klein an, es sei aus geschäftlicher Sicht kein Unterschied, ob die Partnerschaft mit der Tochter oder dem Partner Qualtrics fortgeführt werde. Für die Anleger jedoch sei der Verkauf vorteilhaft, da man gebundenes Kapital in den Konzern zurück hole.

Dividende ohne Wachstum

Spätestens nach dieser Aussage hat sich für mich mein Blick auf SAP, das einstige Vorzeigeunternehmen Deutschlands, gefestigt: Der Konzern konzentriert sich auf ERP-Software im Bereich der Finanzbuchhaltung und der Beschaffungslogistik. Ein Wachstum von 5-8% p.a. lässt sich in diesem Bereich ohne mutige Investitionen bewerkstelligen. Höhere Wachstumszahlen sind jedoch nicht zu erwarten, da die Ziele im Bereich des CRM nun aufgesteckt wurden.

Bislang lag die Dividendenrendite meist unter 2% und ist somit zu niedrig für eine Dividendenaktie in unserem Portfolio (mind. 2,5%). Alle anderen Kriterien werden jedoch erfüllt, so gab es bspw. in den vergangenen Jahren jedes Jahr eine Dividendenerhöhung. Nur ein Drittel des Konzerngewinns wird als Dividende ausgeschüttet. Und das Gewinnwachstum ist aufgrund der Umstellung auf die Cloud kontinuierlich überproportional zum Umsatzwachstum.

Ein großer Wermutstropfen stellt das Mitarbeiterbeteiligungsprogramm dar: 10% des Umsatzes gingen im Jahr 2021 in Form von SBCs (Aktienausschüttungen) an Mitarbeiter. Ich kenne SAP als sehr mitarbeiterfreundliches Unternehmen. Doch 10% vom Umsatz ist eine Ziffer, die aus dem Rahmen fällt. An die Aktionäre wird eine Dividende in Höhe von 2,28 Mrd. Euro ausgeschüttet, das sind 8% des Umsatzes.

Meine Einschätzung

Immerhin hat CEO Christian Klein die Nachricht verstanden, dass ausufernde Kosten in konjunkturell anspruchsvollen Zeiten nicht toleriert werden. Doch seine Kosteneinsparungen beziehen sich auf Projekte, in denen Phantasie für künftiges Wachstum steckte. Gleichzeitig kündigt er an, die eingesparten Mittel verstärkt in die Überarbeitung des Kerngeschäfts zu stecken. Das verunsichert Kunden, denn die waren davon ausgegangen, dass die Kernprodukte bereits State of the art sind. Gleichzeitig verunsichert das auch Aktionäre, die sich nun fragen, wo denn künftiges Wachstum herkommen soll.

Grundsätzlich ist es natürlich nicht verkehrt, das eigene Produkt sauber aufzustellen und die eigene Kernkompetenz auszubauen. Doch das höre ich von SAP seit 30 Jahren und ich warte vergeblich darauf, dass die tolle Software mal dafür eingesetzt wird, einen neuen Geschäftsbereich als Erstes zu besetzen. SAP wird damit immer mehr zum "Versorger (NYSE:XLU)" der Softwareindustrie, ein Basisinvestment ohne große Marge. Solche Unternehmen sind gute Dividendenbringer, doch eine attraktivere Dividende wird durch eine zu hohe Mitarbeiterbeteiligung vereitelt.

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