Der mediale Aufschrei war groß, als im Februar der Frachter Felicity Ace auf seinem Weg von Emden in Niedersachen nach Übersee mitten im Atlantik in Brand geraten und nach tagelangen Löschversuchen unweit der Inselgruppe der Azoren am 1. März gesunken war. Geladen hatte das Schiff 3965 Neuwagen des Automobilkonzerns Volkswagen (ETR:VOWG), bestimmt für den US-amerikanischen Markt. Das Wichtigste vorweg: Die gesamte Besatzung des Carcarriers konnte rechtzeitig gerettet werden. Dementgegen steht jedoch der Verlust tausender Fahrzeuge der Konzernmarken VW, Audi, Porsche (ETR:PSHG_p), Bentley und Lamborghini, bei denen es sich teils um sündhaft teure Luxus-Karossen und Sonderanfertigungen, aber auch um etliche Elektrofahrzeuge handeln soll. Der gesamte finanzielle Schaden liegt nach Unternehmensinformationen bei rund €500 Millionen. Laut einem Unternehmenssprecher ist dieser von der Versicherung gedeckt. Viel schwerer als der finanzielle dürfte aber wohl ohnehin der ökologische Schaden des Unglücks wiegen. Denn nach wochenlangem Hin und Her steht nun fest: Das Schiffswrack inklusive Fahrzeuge bleibt am Grund des Ozeans, in einer Tiefe von mehr als 3000 Metern.
Und das könnte weitreichende Folgen für die Natur haben: Manfred Santen, seinerseits Chemiker bei der Umweltorganisation Greenpeace, führt im Gespräch mit dem Manager-Magazin aus: „Es ist bedenklich, dass das Schiff mit den vielen Fahrzeugen nun diesem hohen Druck weit unter der Meeresoberfläche ausgesetzt ist. Was genau bei dem in dieser Tiefe vorherrschenden Druck passiert, ist schwer abzuschätzen“. Zu erwarten sei aber in jeden Fall die „Freisetzung von Schadstoffen“. Wie zahlreiche Havarie-Experten, hält auch Santen eine Bergung der Felicity Ace aufgrund der Tiefe, in der das Wrack inzwischen liegt, für unmöglich. Der VW-Konzern ließ indes vermelden, dass man nicht der Besitzer des Schiffes sei und man dementsprechend nichts zum Schiff, dem Untergang und den Folgen für die Umwelt sagen könne. Besitzer des Frachters ist die japanische Reederei MOL (BU:MOLB) Ship Management.
Unter den knapp 4000 Fahrzeugen, die mit dem Frachter nun am Meeresgrund liegen, waren übrigens auch 85 seltene Lamborghini-Modelle. CEO Stephan Winkelmann verwies darauf, dass dies für einen „kleinen“ Automobilproduzenten wie Automobil Lamborghini eine durchaus „beträchtliche Anzahl“ sei. Dies wird auch deutlich, wenn man einen Blick auf die Auslieferungszahlen des italienischen Luxusfahrzeugproduzenten wirft: So lieferte das Unternehmen im vergangenen Jahr insgesamt 8405 Neuwagen aus. Dementsprechend ging mit der Felicity Ace rund 1% der innerhalb eines Kalenderjahres ausgelieferten Fahrzeuge unter. Der Wert der verlorengegangenen Luxusschlitten: rund €30 Millionen. Der größte Teil dieser Summe entfällt hierbei auf 15 besonders wertvolle Exemplare des Lamborghini Aventador. Eigentlich ist die Produktion im Hause Lamborghini mit Festbestellungen auf mehr als ein Jahr ausgebucht – und dennoch versprach Winkelmann den Kunden in den USA, dass die georderten Autos nun nochmals gebaut und noch bis Ende des Jahres ausgeliefert werden sollen. Na, wenn das mal kein Kundenservice ist.
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