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Schuldendilemma ungelöst, milde Töne aus der Fed – G-7: Charmeoffensive

Veröffentlicht am 22.05.2023, 13:20
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0822 (05:25 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0762 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 137,65. In der Folge notiert EUR-JPY bei 148,98. EUR-CHF oszilliert bei 0,9718.

Märkte: Schuldendilemma ungelöst, milde Töne aus der Fed

Das US-Schuldendilemma bleibt zunächst ungelöst. Intensive Verhandlungstätigkeit von Freitag bis Sonntag führte zu keinem Ergebnis. Heute sollen die Verhandlungen fortgesetzt werden. Beide Seiten drücken Zuversicht aus, eine Lösung zu finden. Laut McCarthy waren jüngste Gespräche produktiv. Das kritische Datum für einen potentiellen US-Zahlungsausfall verschiebt sich vom 1. Juni in Richtung des 15. Juni.

Nach zunächst falkenhaften Tönen aus der Reihe der Fed-Oberen, erreichten uns zum Wochenende milde Töne. So sagte der Chef der Fed Minneapolis Kashkari, dass er eine Zinspause per Juni unterstützen könnte, um zu sehen, wie sich die bisherigen Zinsmaßnahmen auswirken würden. Fed-Chef Powell nahm das Argument von US-Finanzministerin Yellen auf, dass wegen der deutlich verschärften Kreditkonditionen der Banken die Notenbank die Zinsen nicht so weit wie normalerweise heraufsetzen müsste.

Der Datenpotpourri der letzten Woche war durchwachsen. In Japan enttäuschten CPI-Daten und "Machinery Orders", dagegen war das BIP besser als erwartet. In den USA sanken die Frühindikatoren den 13. Monat in Folge, der NY Fed Manufacturing Index kollabierte, Neubaubeginne, Baugenehmigungen und der Hypothekenmarktindex gaben nach und Einzelhandelsumsätze enttäuschten. Dagegen fielen die Industrieproduktion und der Philadelphia Index besser aus als erwartet. In der Eurozone ernüchterte die schwache Industrieproduktion als auch der schwache ZEW-Index, während die Handelsbilanz und die Entwicklung der Beschäftigung positive Akzente setzten.

Die Finanzmärkte zeigten sich weitgehend stabil. Europas Aktienmärkte schlossen die Woche freundlich ab. US-Märkte standen zum Wochenschluss unter mildem Druck. Der Wochenstart in Asien war freundlich (Zeitpunkt 06:30 Uhr).

Am Kapitalmarkt ergibt sich im Wochenvergleich eine Zinsversteifung. 10 jährige Bundesanleihen rentieren mit 2,41% (Vorwoche 2,28% ), US-Staatstitel mit 3,67% (Vorwoche 3,47%).

Der EUR konnte sich nach Tiefstkursen bei 1,0762 fangen, Gold und Silber versus USD ebenso.

G-7 Gipfel der Staatschefs mit "Charme-Offensive"

Nachdem die letzten G-20 Formate die Isolierung der G-7 Länder in diesem Gremium offenbarten, auch weil die "Druck-Offensive" der G-7 Länder gegenüber dem Globalen Süden nicht fruchtete, wurde auf dem aktuellen Gipfel der Hebel auf "Charme-Offensive" umgelegt.

Kommentar: Wenn etwas scheitert, muss man neue Wege beschreiten. Ergo ist die Ausrichtung der G-7 Länder verständlich. Die Druckoffensive zu Beginn war der schärfste Kurs, den G-7 wählen konnte, weil er die Souveränität der Drittländer missachtete.

Wenn man jetzt den milden Kurs wählt, ist es ein Eingeständnis der Nichtdurchsetzbarkeit dieser Position der Druckoffensive. Normalerweise geht man erst den Weg der Diplomatie, um dann den Druck zu verstärken. Ergo war die Vorgehensweise eine Anomalie, die sich offensichtlich aus einer Fehleinschätzung der realen Machtposition im globalen Umfeld speiste.

Ergo, was sagt dieser Wandel? Ist er Ausdruck von Stärke oder Schwäche? Mehr noch, wie glaubwürdig sind die G-7 Länder, wenn erst Souveränität der Drittländer missachtet wurde? Anders ausgedrückt, wie verlässlich sind opportunistische Handlungsansätze der G-7 Länder gegenüber dem Globalen Süden? Wie viele Länder des Globalen Südens werden folgen?

Der Olivenzweig von Scholz (westliche Doppelmoral, asymmetrische Anwendung des Völkerrechts) war "nett", aber hätte er nicht von den USA kommen müssen, um Belastbarkeit zu offerieren, denn wer nimmt Deutschland nach den Debakeln jüngerer Zeit außenpolitisch ernst?

Die Staatschefs vereinbarten eine Risikoreduzierung von China, jedoch keine Entkoppelung, verstärkte Sanktionen gegen Russland, 100% E- oder Hybrid-Autos ab 2035. Sie fordern technische Standards für KI und wollen, dass bis 2024 der WTO-Schiedsgerichtsmechanismus wieder funktionieren solle.

Kommentar: Die China-Formulierungen sind Teil der "Charme-Offensive". Es gibt eine ganz klare Richtung in der US-China-Politik seit Trump/Obama, der sich die EU angeschlossen hat. Seit Beginn gibt es nur Verschärfungen und keine Entspannung. Analyse heißt Mustererkennung. Das Muster ist kristallklar. Verstärkte Sanktionen gegen Moskau sind keine Überraschung.

Überraschend ist, dass die WTO-Schiedsgerichtsbarkeit 2024 wieder greifen soll, denn dann stünde das gesamte Sanktionsregime des Westens seit circa 2017/2018 auf tönernen Füßen, da es nicht völkerrechtskonform ist und nicht den WTO-Gesetzen entspricht. Es waren die USA, die für diese Form der irregulären Sanktionspolitik die WTO-Schiedsgerichtsbarkeit im Vorwege zerstörten (Nichtbesetzung von Richterposten unter Obama, impliziert strategische Planung).

Fazit: Die Verbalakrobatik der G-7 Länder hat sich verändert. Entscheidender ist, ob sich damit inhaltlich eine Neujustierung verbindet. Zweifel sind ob der gewählten westlichen Taktik hinsichtlich des Aspekts der Glaubwürdigkeit und historischer Erfahrungen erlaubt.

IFO: Energie-Effizienzgesetz ist ein "Wachstumskiller"

Laut IFO-Chef Fuest ist das Energie-Effizienzgesetz unserer Bundesregierung ein "Wachstumskiller", weil es nicht die Energie-Effizienz regele, sondern es deckele den gesamten Energieverbrauch. Der Energieendverbrauch soll bis 2030 um 22% sinken. Sollte die Energie-Effizienz so wachsen wie bisher (1,4% pro Jahr), setzte die Erreichung des Ziels voraus, dass die Wirtschaft um 14% schrumpfte. Sollte das Ziel ohne Wirtschaftseinbruch erreicht werden, müsse die Energie-Effizienz verdreifacht werden.

Kommentar: Ich bedanke mich bei Herrn Fuest, weil er die Kraft des "normativ Faktischen" bemüht und nicht medialen und politischen Narrativen bar jedweder Substanz folgt. Die Quintessenz lautet, dass "grüne Politik" pragmatisch umgesetzt werden muss, um massivste Kollateralschäden zu verhindern. Ansonsten stellen sich Rechtsfragen, denn die Amtseide der Minister und des Kanzlers sind eindeutig: Es gilt nicht, Schäden zu generieren!

Datenpotpourri der letzten 48 Handelsstunden:

Eurozone: Deutsche Erzeugerpreise im Jahresvergleich weiter rückläufig

Deutschland: Die Erzeugerpreise stiegen per Berichtsmonat April im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose -0,5%) nach zuvor -1,4% (revidiert von -2,6%). Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 4,1% (Prognose 4,0%) nach zuvor 6,7% (revidiert von 7,5%). Es war der geringste Anstieg im Jahresvergleich seit Mai 2021. Hinsichtlich der gegebenen Jahressätze muss es Abwärtsrevisionen der Vergangenheitswerte vor dem Monat März gegeben haben.

Niederlande: Der Index des Verbrauchervertrauens sank per Berichtsmonat Mai von zuvor -37 auf -38 Punkte.

China: Ruhige Hand in der Zinspolitik

Die "Loan Prime Rate" für 1-jährige Kredite stellt sich unverändert auf 3,65%. Die "Loan Prime Rate" für 5-jährige Kredite stellt sich unverändert auf 4,30%

Japan: Auftragseingang im Maschinenbau enttäuscht

"Machinery Orders" verzeichneten per Berichtsmonat März im Monatsvergleich einen Rückgang um 3,9% (Prognose +0,7%) nach zuvor -4,5%. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 3,5% (Prognose +1,4%) nach zuvor +9,8%.

Indien: Devisenreserven kurz vor 600 Mrd. USD Schwelle

Die Devisenreserven stellten sich per Stichtag 12. Mai 2023 auf 599,53 Mrd. USD nach zuvor 595,98 Mrd. USD. Aktuell liegen die Reserven auf dem höchsten Niveau seit Juni 2022 (Allzeithoch 09/2021 642,5 Mrd. USD).

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0700 – 1.0730 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg

© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe

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