Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1198 (06:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1169 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 106,9. In der Folge notiert EUR-JPY bei 119,71. EUR-CHF oszilliert bei1,06512.
Mit den britischen Staatsschulden verhält es sich wie mit Covid-19: das Wachstum verläuft ohne Schutzmaßnahmen exponentiell. So erreichte zum ersten Mal seit 1963 die britische Staatsschuldenquote die 100 % Marke. Im Zuge der Corona Krise stieg das Budgetdefizit um mehr als 100 Millionen Pfund, bei gleichzeitigem Rückgang des Steueraufkommens.
Um die Schuldentragfähigkeit macht der Markt sich allerdings keine Sorgen, die 10- Jahresrendite lag bei 0,23 %.
Das calm and carry ist völlig berechtigt, das UK hat seine Schulden zum allergrößten Teil in Pfund begeben und kann über Nullzinsen oder gar Negativzinsen immerfür eine ausreichende Tragfähigkeit sorgen.
Der auf der britischen Regierung lastende Erfolgsdruck ist trotzdem höher als der, der auf den europäischen Ländern liegt. Der Brexit und die Auswirkungen der Corona Epidemie sind zwei Wirkungstreffer gegen die britische Wirtschaft, die verarbeitet werden wollen. Das Urteil, ob die zahlreichen Maßnahmen der Regierung zur Stützung erfolgreich sein werden, wird daher nicht am Bondmarkt, sondern am Devisenmarkt gefällt.
Ein kleiner Währungsraum kommt schneller und nachhaltiger unter Druck als ein großer. Aktuell ist die Lage ruhig und das Pfund bewegt sich in den seit 2017 gebildeten Bandbreiten. Ein Ausbruch hieraus scheint wahrscheinlich, sollten die Maßnahmen der Regierung nicht von Erfolg gekrönt sein.
Keinen Erfolg hatten bisher die Maßnahmen der saudi-arabischen Regierung, die Ausbreitung des Corona Virus im Land zu verhindern. Die täglichen Fallzahlen haben im Juni ihren bisherigen Höhepunkt erreicht, eine Besserung ist nicht in Sicht.
Dass die saudische Regierung trotzdem alle Inlandsrestriktionen zur Eindämmung des Virus aufhebt, zeigt deutlich, dass ihr das Öl bis zum Hals steht. Die für einen Ausgleich des Budgetsaldos benötigten 80 USD / Barrel liegen in weiter Ferne, eine Fortsetzung des Lockdowns kann sich die Regierung nicht mehrleisten.
Gemäß der Internationalen Energieagentur (IEA) sollte die Ölnachfrage im Jahr 2020 um 8,1 Millionen Barrel pro Tag fallen und sich um ca. 5,7 Millionen Barrel pro Tag im Jahr 2021 erholen. Auf der Angebotsseite ist zwar ein Rückgang von 11,8 Millionen Barrel pro Tag im Mai diesen Jahres zu verzeichnen. Die Mengenreduktion geht aber durch die OPEC+ Kürzungen in Teilen zu Lasten Saudi-Arabiens
Sollte es in 2021 wieder zu einer Erholung der Marktpreise kommen, werden die Fördermengen der Anbieter weltweit entsprechend ausgeweitet. Eine Erholung des Ölpreises in Richtung der benötigten 80 USD / Barrel ist unseres Erachtens nicht in Sicht.
Für Saudi-Arabien, das seit Jahren Strukturreformen durchführt und versucht seine Ölabhängigkeit zu verringern, kommt dieser nachhaltige Einbruch des Ölmarkts zu früh. Durch die Währungskopplung an den US-Dollar wird das Land da ansetzen müssen, wo es am meisten weh tut: an den Ausgaben. Die Alternative könnte eine Währungskrise in 2021 oder 2022 sein.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0850 70 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!