Aussicht auf eine GBP-Rallye (von Peter Rosenstreich)
Die Wohnungspreisinflation ging im Oktober so langsam zurück wie seit 2010 nicht mehr. Die Rightmove-Wohnungspreise im Vereinigten Königreich sind im Oktober um 0,6% im Monatsvergleich gestiegen, nachdem sie im September um 0,9% gestiegen waren (5,6% im Jahresvergleich im Oktober nach 6,4% im Jahresvergleich). Der schwache britische CPI der letzten Woche hat die GBP-Bullen auf Trab gebracht. Der MPC der BoE hat betont, dass die Kerninflation steigen muss, bevor man eine Normalisierung der Politik in Erwägung ziehen kann. Nachdem die Kerninflation für September also unverändert bei 1,0% im Jahresvergleich liegt (plus negative Zahlen bei der Gesamtzahl), sind die Anleger auf der Flucht. Trotz Erwartungen an eine erste Zinserhöhung im Jahr 2017 sehen wir Spielraum für eine Aufwärtsentwicklung beim GBP. Während die Verbraucherinflation gedämpft ist, bewegen sich die Löhne schneller. Die Arbeitslosenquote liegt nun bei 5,4%, das Lohnwachstum ist auf 3,0% gestiegen - am schnellsten seit 2009 (ohne Bonus 2,8%). Beide in stabilen bullischen Trends. Zudem zeigen die Daten aus der allgemeinen Wirtschaft, dass sie eine gute Performance hinlegt. Der Einzelhandelsumsatz dieser Woche wird im September um 0,3% ansteigen, denn die Erwartungen sind positiv. Aufgrund einer Verengung am vorderen Ende der britischen Renditen wird eine kleine Zunahme bei der Inflation eine deutliche Reaktion auf das GBP auslösen. Wir bleiben zum GBP/USD unter diesen Umständen konstruktiv.
In Bezug auf den EUR/GBP erwarten wir bei der Zinssatzentscheidung der EZB diese Woche eine leicht zurückhaltende Veränderung bei den Mitteilungen. Mit der Disinflation und einem wohl schwächer werdenden PMI muss die EZB handeln, um die Reflation im Gange zu halten. Trotz Draghis Zuversicht in die aktuelle Strategie und der Äußerung von Coeure, dass die EZB-Politik kein Allheilmittel sei, zeigen die Wirtschaftsdaten, dass mehr Anreize erforderlich sind. Diese Sitzung sollte daher den Markt auf zusätzliche Anlagenkäufe vorbereiten. Die Reaktion an den Devisenmärkten sollte den EUR gegenüber den G10 schwächen, aber eine Supportquelle für die Schwellenlandwährungen sein, die sich auf die niedrigen Kreditkosten verlassen.
Schweiz rückt stärker nach rechts
In einem nicht vollkommen unerwarteten Ergebnis hat die Schweizerische Volkspartei (SVP) ihre Position als Repräsentant des größten Teils der Nation bewiesen. Die SVP hatte ihre Wahlkampagnen mit Anti-Einwanderungsaussagen durchgeführt, die neben der schwachen Wirtschaft zu einem heißen Thema für die Schweizer geworden sind. Die Reaktion war ein leicht schwächerer CHF gegenüber dem USD und dem EUR. Aufgrund der umstrittenen Flüchtlingssituation in Europa wird die Haltung gegen Immigranten in der Schweiz nicht positiv gesehen. Dies wird wohl die Spannungen zwischen der Schweiz und ihrem größten Handelspartner und Nachbar Europa erhöhen.
Chinesisches BIP über Erwartungen (von Arnaud Masset)
Die Daten aus China bleiben weiter der Hauptmotor für die globalen Aktienmärkte. Die uneinheitlichen Daten der letzten Nacht aus der weltweit zweitgrößten Wirtschaft konnten keinen klaren Auslöser für die weltweiten Aktienmärkte bieten. Es war in Japan und China eine raue Sitzung. Die Aktien in Tokio endeten im negativen Bereich, während die Anleger in China keine klare Richtung finden konnten. Die europäischen Aktien liegen besser. An der Datenfront zeigte das chinesische BIP für das dritte Quartal, das bei 6,9% im Jahresvergleich gegenüber einem Konsens von 6,8% lag, dass die Wirtschaft stabiler ist als der Markt erwartet hat, auch wenn die Berechnungsmethode geändert wurde, die darauf abzielt, die Genauigkeit zu verbessern, indem eine bessere Saisonabhängigkeit und kurzfristige Schwankungen besser berücksichtigt werden.
Der Industriesektor bleibt dennoch stark unter Druck, da die Wirtschaft sich weiter an die neue Norm des langsameren Wachstums anpasst und von einem alleine durch Exporte generierten Wachstum auf ein im Inland generiertes Wachstum übergeht. Im September war die Industrieproduktion bei 5,7% im Jahresvergleich und lag somit unter den Markterwartungen von 6% im Jahresvergleich. Dennoch denken wir trotz dieser uneinheitlichen Daten, dass das Schlimmste vorbei ist und dass sich die Situation in China wieder verbessern wird, da die PBoC weiter Maßnahmen ergreift, um leichtere Kreditvergaben sicherzustellen. Wir glauben jedoch, dass noch schlechte Nachrichten aus dem verarbeitenden Gewerbe und dem Wohnungsmarkt anstehen, da weitere Anpassungen nach unten nötig sind, um ein Gleichgewicht zu erreichen. Wir gehen davon aus, dass die PBoC weitere Lockerungsmaßnahmen in Form einer Senkung der Benchmarkrate durchführt und weitere Anpassungen nach unten für das Mindestreserveverhältnis (RRR).
Fed: Restriktiv oder zurückhaltend (von Yann Quelenn)
Der Machtkampf zwischen den restriktiven und den zurückhaltenden Mitgliedern der Fed geht weiter. Lael Brainard (zurückhaltend) und Jeffrey Lacker (restriktiv) werden heute noch sprechen. Dabei ist der Hauptunterschied vor allem ideologischer Natur. Die restriktiven Mitglieder glauben stark an die Phillips-Kurve, die sagt, dass es eine umgekehrte Beziehung zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit gibt. Bessere Jobdaten sollten zur Inflation führen, da es mehr Wettbewerb um Stellen gibt, was die Löhne nach oben treiben sollte und somit auch den Konsum.
Auf der zurückhaltenden Seite gibt es den Glauben, dass die Phillips-Kurve nicht wirklich die Realität widerspiegelt und dass es eine zusätzliche "Reservearmee" an Arbeitern geben sollte, die bei den offiziellen Daten nicht berücksichtigt werden. In der Tat haben diese Arbeiter aufgehört, nach einer Beschäftigung zu suchen, nachdem sie ihre Stelle verloren haben. Daher denken die Tauben, dass die Stellenbedingungen nicht ausreichen, um die Inflationsprognosen zu beurteilen. Diese Arbeiter sollten jedoch dennoch an den Arbeitsmarkt zurückkommen, sobald sich die Wirtschaftsbedingungen verbessert haben, doch derzeit kommt keine Reservearmee zurück. Die NFPs haben dies bestätigt. In den letzten beiden Monaten lagen die NFPs unter den Erwartungen. Die Zahl im September war mit 142.000 Stellen sehr schwach, während der Konsens mindestens 50.000 mehr erwartet hatte.
Aus unserem Blickwinkel glauben wir, dass die Stellendaten die echte Realität des Stellenmarktes effektiv unterschätzen, aber wir denken, dass die US-Zinserhöhung nicht nur von einigen Wirtschaftskonzepten abhängt, sondern auch von der Glaubwürdigkeit von Frau Yellen. Die Fed-Chefin ist restriktiv, und solange sie keine Besserung der US-Inflation sieht, steht ihre Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Eine kleine Zinserhöhung könnte durchgeführt werden, obwohl die Bedingungen nicht perfekt sind, doch dies wäre in unseren Augen ein Fehler. Dies würde zeigen, dass ihre wirtschaftliche Ideologie die Ansichten anderer Mitglieder dominiert und dass die Abweichler eine kleine Minderheit bleiben.
EUR/USD Der EUR/USD ist weiter in bullischem Momentum. Der Stundenwiderstand für eine kurzfristige Erholung liegt bei 1,1495 (Tief vom 15. 10. 2015). Das mittelfristige Kaufinteresse ist weiterhin sehr stark. Weiterer Widerstand liegt bei 1,1561 (Tief vom 26. 8. 2015). Unterstützung findet sich bei 1,1087 (Tief vom 3. 9. 2015). Ein Test des Widerstands bei 1,1561 wird erwartet. Seit März 2015 verbessert sich das Paar. Schlüsselunterstützungen finden sich bei 1,0458 (Tief vom 16. 3. 2015) und bei 1,0000 (psychologische Unterstützung). Die technische Struktur begünstigt einen Ausbruch nach oben. Starker Widerstand liegt bei 1,1871 (12. 1. 2015).
GBP/USD Der GBP/USD bleibt in einem Bereich zwischen der Unterstützung bei 1,5078 (Tief vom 5. 5. 2015) und dem Widerstand bei 1,5659 (Hoch vom 18. 9. 2015). So lange die Kurse sich in diesem Bereich bewegen, ist kein klares mittelfristiges Momentum auszumachen. Langfristig sieht die technische Struktur nach einer Erholung aus, so lange die Unterstützung bei 1,5089 hält. Es wird eine Rückkehr in den Aufstiegsbereich aus den Jahren 2013-2015 erwartet.
USD/JPY Der USD/JPY ist fester geworden, doch konnte er das obere Band nicht durchbrechen, das durch den Abwärtskanal markiert wird. Eine Stundenunterstützung findet sich bei 118,07 (Tief vom 15. 10. 2015). Ein starker Widerstand zeigt sich bei 121,75 (Hoch vom 28. 8. 2015). Eine langfristig bullische Tendenz wird favorisiert, so lange die starke Unterstützung bei 115,57 (Tief vom 16. 12. 2014) hält. Ein allmählicher Anstieg in Richtung des Hauptwiderstands bei 135,15 (Hoch vom 1. 2. 2002) wird daher favorisiert. Eine Schlüsselunterstützung befindet sich bei 116,18 (Tief vom 24. 8. 2015).
USD/CHF Der USD/CHF kann leicht ansteigen. Ein Stundenwiderstand findet sich bei 0,9740 (Tief vom 7. 10. 2015). Eine Stundenunterstützung liegt bei 0,9476 (Tief vom 15. 10. 2015). Es wird ein Test der Unterstützung bei 0,9746 erwartet. Langfristig hat das Paar den Widerstand bei 0,9448 gebrochen, was auf ein Ende des Abwärtstrends hindeutet. Dies bedeutet die Wiederaufnahme des Bullentrends. Eine Schlüsselunterstützung findet sich bei 0,8986 (Tief vom 30. 1. 2015).