Es war eine Operation am offenen Herzen. Am Ende stand eine Zwangsheirat zwischen den ehemaligen Konkurrenten UBS (SIX:UBSG) und Credit Suisse (SIX:CSGN), die die Investoren rund um den Globus erst sprach- und dann ratlos machte. Dass eine solch drastische Maßnahme 15 Jahre nach der Finanzkrise in nur 48 Stunden über die Bühne gebracht werden musste, zeigt, wie fragil das derzeitige Bankensystem ist. Dann aber eilten sofort Notenbanken und Regierungen verbal zu Hilfe, der erste Schock wurde verdaut und der Ausverkauf an der Börse war vorerst überstanden.
Zwar musste sich auch der Deutsche Aktienindex nach diesem Krisenwochenende neu sortieren, aktuell sieht der Ausrutscher nach unten aber zumindest aus charttechnischer Sicht nur nach einer gesunden Korrektur aus. Der Index scheiterte im Wochenverlauf in einem ersten Versuch dann aber am Widerstand von 15.250 Punkten. Erst darüber wäre der Weg frei bis zum Jahreshoch und die Korrektur könnte als abgeschlossen betrachtet werden. Helfen muss dabei allerdings einmal mehr die Wall Street, die nach dem Zinsentscheid der US-Notenbank eine wahre Berg- und Talfahrt aufs Parkett legte.
Ende des Zinserhöhungszyklus in den USA weiter offen
Nicht zu viel und nicht zu wenig, war das Motto der Fed. 25 Basispunkte ging es erwartungsgemäß mit dem Leitzins nach oben. Ohne die jüngsten Turbulenzen im Finanzsektor hätte es auch ein großer Zinsschritt sein können. Was aber nicht kam, war das klare Bekenntnis zu einem Ende des Zinserhöhungszyklus. Im Gegenteil, mindestens einen Zinsschritt sollte es noch geben, denn die immer noch hohe Inflation bleibt laut Powell ganz klar das erklärte Ziel der Geldpolitik. Und von den zwei Prozent ist die Teuerung noch sehr weit entfernt.
Immobiliensektor als Bankenrisiko
Die Aktie des Immobilienkonzerns Vonovia (ETR:VNAn) fiel in der abgelaufenen Woche auf ein Zehnjahrestief. Allein in den letzten 12 Monaten hat das Papier fast 60 Prozent verloren. Die Zinserhöhungen der jüngsten Vergangenheit treffen den Immobiliensektor besonders hart und werden auch über diesen Weg zu einer deutlichen Gefahr für die Bankenwelt. Laufen Kredite aus und müssen zu wesentlich höheren Zinsen refinanziert werden, erhöht sich der Druck auf Immobilienkonzerne wie Vonovia weiter, was wiederum zu Liquiditätsproblemen auf beiden Seiten führen könnte. Gerade der Bereich Gewerbeimmobilien könnte so mancher Bank in Zukunft große Sorgen bereiten.
Totgeglaubte leben länger
Positiv in die Schlagzeilen geriet dagegen der US-Videospielehändler Gamestop (NYSE:GME), der vielen Anlegern erst durch wilde Spekulationen an der Börse bekannt wurde. Ein Unternehmen, dessen Geschäftsmodell durch das Internet obsolet geworden war und bei dem nur wenige an einen wirtschaftlichen Turnaround glaubten, könnte diesen aber nun tatsächlich geschafft haben. Im abgelaufenen Quartal erzielte Gamestop einen Gewinn von gut 48 Millionen US-Dollar, ein Jahr zuvor verlor das Unternehmen noch 147 Millionen Dollar. Als Reaktion auf die Zahlen sprang die Aktie in der Spitze wie in guten, alten Zeiten über 40 Prozent nach oben. Ob es sich allerdings wirklich um eine nachhaltige Trendwende handelt, darüber dürften wohl erst die nächsten Quartalszahlen Auskunft geben.
Deutsche Wirtschaft könnte Rezession vermeiden
Positiver in die Zukunft blicken die so genannten Wirtschaftsweisen. Laut dem Sachverständigenrat der Bundesregierung habe sich der kurzfristige Ausblick wegen einer stabileren Energieversorgung und gesunkener Großhandelspreise leicht aufgehellt. Problem bleibt allerdings die weiter hohe Inflation, die für Kaufkraftverluste sorgt und so die Konsumnachfrage dämpft. So soll die Teuerung im März wieder leicht angezogen sein, geht es nach den Erwartungen der Ökonomen für die am kommenden Donnerstag veröffentlichten Zahlen. Am Freitag folgen dann die Daten für die Eurozone. Während es in Sachen Konjunktur in den USA an der Zahlenfront eher ruhig bleibt, eröffnet aus Deutschland der Ifo-Geschäftsklimaindex am Montag die Woche.
DAX – aktuelle Unterstützungen und Widerstände:
Unterstützungen: 15.050/15.000 + 14.850/14.800 + 14.650/14.600
Widerstände: 15.150/15.200 + 15.300/15.350 + 15.400/15.450
Dieser Artikel stammt von RoboMarkets.