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Seltene Erden: Vietnam steigert Produktion im Faktor 10

Veröffentlicht am 09.05.2023, 08:29

Vietnam hat die Produktion Seltener Erden mehr als verzehnfacht. Das Land ist auch für westliche Abnehmer interessant und stellt eine Alternative zu China dar. Mittelfristig könnte Vietnam zum Großproduzenten werden: Die bekannten Reserven sind so groß wie die Russlands oder Brasiliens.

Vietnam hat im vergangenen Jahr mehr als zehnmal so viele Seltene Erden produziert wie im Jahr zuvor. Dies berichtet unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Daten des US Geological Survey. Demnach wurden vergangenen Jahr 4300 t Seltenerdoxid in Vietnam produziert. Im Vorjahr waren es lediglich 400 t.

Seltene Erden wie zum Beispiel Scandium, Neodym oder Yttrium werden für zahlreiche Produkte benötigt. Dazu gehört z.B. die Herstellung von Magneten, in den Neodym in Legierung mit Eisen und Bor verwendet wird. Diese Magnete werden unter anderem in Elektromotoren und Windkraftanlagen eingesetzt. In Akkus wird zum Beispiel Lanthan eingesetzt. Aber auch in Bildschirmen, Leuchtmitteln, Radargeräten und in der Medizintechnik (zum Beispiel Radiologie) werden Seltene Erden benötigt. In den USA wird die Produktion mittlerweile durch Steuergutschriften gefördert.

Laut Reuters sind insbesondere ausländische Unternehmen am Kauf der Rohstoffe in Vietnam interessiert. Das Ziel: Die Abhängigkeit von China bei den strategisch wichtigen Mineralien zu verringern.

Bereits in der Vergangenheit gab es in Vietnam Versuche zum Aufbau einer Seltenerdindustrie, die jedoch nicht zuletzt aufgrund zu niedriger Preise nicht zum Durchbruch reichten. Die Diversifikationsbestrebungen von Fahrzeugherstellern und die steigende Zahl von Elektrofahrzeugen könnte sich für das Land zum Game Changer entwickeln.

Seltene Erden Produktion 2022: China weit vorn

Bei der Produktion Seltener Erden lag 2022 China weit vorn – die Volksrepublik vermeldete starkes Wachstum in diesem Bereich. 210.000 t der weltweiten Minenproduktion von 300.000 t stammten im vergangenen Jahr aus dem Reich der Mitte. 2021 waren weltweit noch 290.000 t produziert worden – 168.000 t davon in China. Rückläufig war die Produktion unter anderem in Australien und Madagaskar.

Die größten bekannten Vorkommen lagern in der Inneren Mongolei (die zu China gehört). Dort wird u.a. die Bayan-Obo-Mine betrieben, die für einen sehr hohen Erzgehalt von 3-5,4 % bekannt ist. Auch im australischen Mount Weld, in Grönland sowie im schwedischen Kiruna (wo erst zu Beginn des Jahres eine große Lagerstätte entdeckt wurde) lagern die begehrten Rohstoffe.

Weltweite Seltene Erden Reserven: 80 % liegen in nur vier Ländern

Die weltweiten Reserven an Seltenen Erden werden auf 130 Millionen t geschätzt. Der Großteil davon lagert in nur vier Ländern. 44 Millionen t der Reserven entfallen auf China, jeweils 21 Millionen t auf Brasilien und Russland. 22 Million t lagern in Vietnam. Das Land verfügt damit auch langfristig über das Potenzial, zu einem bedeutenden Produzenten von Seltenen Erden aufzusteigen.

Seltene Erden sind gemessen an ihrem Vorkommen in der Erdkruste eigentlich gar nicht so selten. Allerdings gibt es nur relativ wenige Vorkommen mit einer wirtschaftlich ausbeutbaren Konzentration. Dennoch liegen die tatsächlichen Reserven über den aktuell ausgewiesenen Werten, weil viele Vorkommen schlicht noch nicht nachgewiesen wurden. Laut US Geological Survey etwa belaufen sich die gemessenen und indizierten Ressourcen in den USA auf 3,6 Mio. t und in Kanada auf 14 Mio. t.

Vor allem die hohe Wachstumsrate in Vietnam weckt Phantasien im Hinblick auf eine mögliche Unabhängigkeit von China. Chancen ergeben sich daraus für das Land: Zu aktuellen Marktpreisen sind die gesamten Reserven mit rund 3 Billionen USD bewertet. Zusätzlich spricht für Vietnam als Produktionsstandort die bereits bestehende nachgelagerte Verarbeitungsinfrastruktur.

Seltene Erden befinden sich in Vietnam vor allem in den nordwestlichen und zentral gelegenen Hochebenen. So wurden laut dem Informationsdienst Vietnam-Briefing.com verschiedene Lagerstätten unter anderem in North Nam Xe, Nam Nam Xe, Dong Pao (Lai Chau), Muong Hum (Lao Cai) und Yen Phu (Yen Bai) entdeckt.

Allerdings gibt es aus westlicher Sicht eine schlechte Nachricht: Ein Großteil des Produktionszuwachses fließt offensichtlich nach China. Reuters berichtet über chinesische Zolldaten, die eine Verdopplung der Importe von Seltenerdelementen aus Vietnam belegen.

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