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SILBER – Steigt das seltene Metall erneut auf 50 USD?

Veröffentlicht am 11.12.2024, 07:59
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Dieser Artikel erschien zuerst auf Nebenwerte Online

Das Jahr 2024 hatte im Rohstoffbereich verheißungsvoll begonnen. Gold erreichte 2.790 USD und Silber schickte sich an, die 35 USD-Marke aus dem Markt zu nehmen. Die Aufwärtsbewegung stoppte allerdings bei 34,90 USD, eine Widerstandslinie, welche schon mehrmals den Weg nach oben eine Blockade darstellte. Derweil ist zu hören, dass es so gut wie kein physisches Material auf den Märkten zu kaufen gibt. Trotzdem sehen sich unbekannte Investorengruppen in der Lage, Short-Positionen auf das seltene Metall einzugehen. Vergessen wird dabei oft, dass Silber nicht alleinig im Anlagebereich Nachfrager findet, sondern durch die Energiewende zu einem wichtigen Industriemetall geworden ist. Vieles spricht dafür, dass Silber der Rohstoff des Jahres 2025 werden könnte. Wir gehen etwas tiefer.

Silber – In der Energiewende ein strategischer Rohstoff

Silber spielt eine wesentliche Rolle in der Industrie, vor allem aufgrund seiner einzigartigen physikalischen Eigenschaften wie der hervorragenden elektrischen und thermischen Leitfähigkeit sowie seiner antibakteriellen Wirkung. Rund 50 bis 60 % der weltweiten Silbernachfrage stammen aus industriellen Anwendungen, was Silber zu einem der wichtigsten Rohstoffe für moderne Technologien macht. So ist hauchdünn aufgetragenes Silber ein zentraler Bestandteil von Solarzellen, da es die Energieeffizienz erhöht. Der Anteil der Photovoltaik an der industriellen Silbernachfrage liegt bereits bei 14 % und steigt aufgrund des weltweiten Ausbaus erneuerbarer Energien bis 2030 auf voraussichtlich 25 % an. Das Metall ist auch Bestandteil von Leiterplatten, Steckverbindungen und elektronischen Bauteilen. Durch den zunehmenden Einsatz von KI, 5G-Netzen und Elektronik vor allem in E-Fahrzeugen, steigt auch hier die Nachfrage stetig, denn Elektro- und Hybridfahrzeuge benötigen Silber für Batterien, Sensoren und Schaltkreise. Schätzungen gehen davon aus, dass der Bedarf bis 2030 auf rund 250 Millionen Unzen steigen könnte, aktuell werden ca. 825 Mio. Unzen produziert. Eine genauere Analyse lohnt.

First Majestic und MAG Silver – Mexiko hat gewählt

Im Juni fanden Präsidentschafts- und Parlamentswahl in Mexiko statt. Gegen ihre Konkurrenten Xóchitl Gálvez Ruiz und Jorge Álvarez Máynez konnte sich Claudia Sheinbaum Pardo durchsetzen. Gewählt wurden auch die Gouverneure und der Regierungschef von Mexiko-Stadt. Mexikanische Bergbau-Unternehmen verbinden mit der neuen Präsidentin Claudia noch recht gemischte Erwartungen. Da Sheinbaum die politische Agenda ihres Vorgängers Andrés Manuel López Obrador weitgehend fortsetzen möchte, herrscht in der Branche Besorgnis. Denn die zurückliegenden Reformen schränkten die Bergbaukonzessionen stark ein und erhöhten regulatorische Anforderungen, was die Investitionsbereitschaft im Sektor bremste. Sheinbaum wird aller Voraussicht nach diesen Kurs der Regulierung und des staatlichen Einflusses zwar weiterverfolgen, obwohl sie auch betont hat, nationale und ausländische Investitionen zu respektieren und den Zugang zu erleichtern. Gleichzeitig hoffen Investoren auf den technologischen Fokus der neuen Regierung und die Bereitschaft, ökologisch nachhaltigere Projekte zu fördern.

Zwei starke Unternehmen im Silbergeschäft sind First Majestic Silver (NYSE:AG) (TSX: AG; WKN: A0LHKJ; ISIN: CA32076V1031) und MAG Silver (TSX: MAG; WKN: 460241; ISIN: CA55903Q1046). First Majestic ist ein Bergbauunternehmen, das sich auf die Silber- und Goldproduktion in Mexiko und den Vereinigten Staaten konzentriert. Das Unternehmen besitzt die Silber- und Goldminen San Dimas, Santa Elena und die Silbermine La Encantada sowie ein Portfolio an Erschließungs- und Explorationsprojekten, einschließlich des Goldprojekts Jerritt Canyon in Nevada. Am 5. September gaben es eine Merger Ankündigung. First Majestic und Gatos Silver bekannt, dass sie einen endgültigen Fusionsvertrag abgeschlossen haben, gemäß dem First Majestic alle emittierten und ausstehenden Stammaktien von Gatos erwerben wird. Gatos Silver ist ein Explorations- und Produktionsunternehmen, das im Süden des mexikanischen Bundesstaates Chihuahua einen neuen silber- und zinkhaltigen Mineralienbezirk entdeckt hat. Als 70-prozentiger Eigentümer des Joint Ventures Los Gatos konzentriert sich das Unternehmen in erster Linie auf den Betrieb der Mine Cerro Los Gatos sowie auf die Erschließung des Bezirks. Die geplante Transaktion integriert drei erstklassige, produzierende Silberbergbaureviere in Mexiko zu einem führenden primären Silberproduzenten mit einer Marktkapitalisierung von mindestens 4 Mrd. CAD. First Majestic gibt nun in Mexiko nach mehreren Schwierigkeiten wieder Gas. Der Kurs war in 2024 schon einmal unter 4 EUR gefallen, stand im Jahr 2021 aber auch zeitweise über 18 EUR. Der zukünftige Preis dürfte sich stark am Silberpreis orientieren.

MAG Silver Corp (NYSE:MAG). ist ein wachstumsorientiertes kanadisches Bergbau- und Explorationsunternehmen, das sich auf die Förderung von hochgradigen Edelmetallprojekten in Nord- und Südamerika konzentriert. MAG entwickelte sich durch seine 44 % JV-Beteiligung an der Mine Juanicipio (56 % gehört Fresnillo (LON:FRES)) mit einem Durchsatz von 4.000 Tonnen pro Tag, zu einem primären Silber-Bergbauunternehmen. Die Mine befindet sich im Fresnillo Silver Trend in Mexiko, der weltweit führenden Silberregion, wo neben der Untertageproduktion und der Verarbeitung von hochgradigem Material auch ein erweitertes Explorationsprogramm durchgeführt wird. MAG betreibt auch mehrstufige Explorationsprogramme auf den Projekten Deer Trail in Utah und der Liegenschaft Larder in der historisch ertragreichen Region Abitibi in Kanada. Mit einem All-in-Produktionspreis (AISC) von 14,60 USD fahren die Kanadier pro verkauftem Silber-Äquivalent derzeit zwischen 15 und 20 USD an Marge ein. Bei einer Produktion von 6,2 Mio. Unzen in Q3 verblieb so ein Free-Cashflow von knapp 97 Mio. USD in der Kasse des Unternehmens. Mit einer Marktkapitalisierung von 2,18 Mrd. CAD ist MAG etwas kleiner als First Majestic. In absoluter Performance liegt MAG SIlver in 2024 aber mit 53 % stark im Plus, während First Majestic „nur“ einen Zugewinn von 18 % auf die Waage bringt. Wenn das Bergbau-Szenario in Mexiko sich aufhellt, werden beide Titel gefragt sein.

Regency Silver – Für 2025 klar positioniert

Ebenso in Mexiko ansässig ist der kanadische Junior-Explorer Regency Silver (TSX-V: RSMX; WKN: A3DK96; ISIN: CA75889D1096). Gesucht wird nach hochgradigem Gold, Kupfer und Silber. Regency Silver wird von einem erfahrenen Team geleitet, welches sowohl in der Exploration als auch in der Produktion über tiefes Fachwissen verfügt. Das Vorzeigeprojekt von Regency ist das hochgradige Projekt Dios Padre in Sonora, wo man eine große Gold-Kupfer-Silber-Entdeckung gemacht hat, bei der es sich offenbar um ein großes magmatisch-hydrothermales System handelt. Zu den auffälligsten Bohrergebnissen zählen 38 Meter mit 7,36 g/t Gold in Bohrloch REG 23-21 sowie 36 Meter mit 6,84 g/t Gold. In Q4-2023 gehörten die Bohrungen zu den fünf gehaltvollsten in Mexiko, seither sind die Edelmetalle um rund 30 bis 40 % gestiegen. Ein Glücksfall für das noch junge Unternehmen.

Nun, nach der Absetzung des alten Präsidenten Obrador erhofft man sich ein bergbaufreundliches Umfeld. Viele Unternehmen im Land fuhren ihre Investitionen in den letzten Jahren zurück.Mittlerweile sind die Geologen von Regency Silver wieder optimistischer und zwar nicht nur im Hinblick auf die Geologie des Projekts und den Fortschritt der Exploration, sondern auch hinsichtlich der politischen Rahmenbedingungen. Auf der Agenda der neuen Präsidentin Sheinbaum war das vom Vorgänger geplante Verbot von Tagebauminen nicht mehr enthalten. Die Lage für internationale Investoren scheint sich zu entspannen. Das gewichtigste Argument für ein Ende der Anti-Bergbaupolitik oder zumindest deren Abschwächung ist das mexikanische Haushaltsdefizit, das in diesem Jahr im Bereich von 5 bis 6 % liegen dürfte. Um politische Zielsetzungen zu erreichen und gleichzeitig das Defizit zu verringern, wird viel Geld benötigt: Mittel, die der mexikanische Bergbau einspielen könnte. Mexiko ist weiterhin der größte Silberproduzent der Welt und förderte im letzten Jahr ganze 6.400 Tonnen aus seinen Minen, deutlich vor dem zweitplatzierten China mit 3.400 Tonnen. Die Silbermine Zacatecas von Fresnillo und die polymetallische Mine Peñasquito von Newmont zählen zu den größten Silberminen der Welt.

Der Silbermarkt verspricht aufgrund seiner Bedeutung für den mexikanischen Bergbau und der aktuellen Aufwärtsbewegung der Preise die besten Chancen auf Auslandsinvestitionen und Exporterlöse. Das Management von Regency Silver um Executive Chairman Bruce Bragagnolo und CEO Gijsbert Groenewegen ist auch deshalb optimistisch im Hinblick auf die weitere Entwicklung von Dios Padre und bereut heute nicht, sich 2022 trotz der damaligen politischen Bedingungen für den Erwerb des Projekts im Wege einer Optionsausübung entschieden zu haben. Die Region blickt auf eine 400 Jahre alte Bergbauhistorie zurück. Hier befand sich eine historische Silbermine, in deren Umkreis die Geologen von Regency nun nach weiteren Vorkommen suchen. Ein Ressourcen-Update aus dem Jahr 2023 lieferte 11,4 Mio. geschätzte Feinunzen Silberäquivalent, rund 20 % mehr im Vergleich zur vorherigen NI 43-101-konformen Annäherung. Mit Vererzungen von bis zu 3,2 Kilogramm Silber je Tonne rechnet sich ein Durchschnittsgehalt über die gesamte Liegenschaft von 255 Gramm/Tonne AgEq. Für das neue Bohrprogramm in 2025 hat man gerade 1,268 Mio. CAD eingeworben. Der aktuelle Kurs von 0,105 CAD bringt den Wert des Juniors auf gerademal 11,1 Mio. CAD. Wenn die Politik und der Spotpreis im nächsten Jahr mitspielen, hat Regency Silver das Zeug für einen Vervielfacher.

JinkoSolar (NASDAQ:ZNGA) und SMA Solar (ETR:S92G) – Ohne Silber geht hier nichts

Die eingangs beschriebene Abhängigkeit der Solar-Industrie von der Verfügbarkeit an Silber, schafft für die Branche kein verheißungsvolles Umfeld. Denn die Margen, die die Silberproduzenten nun an den Weltmärkten verdienen können, stehen diametral zu den Interessen der Technologie-Unternehmen. Vielleicht ein Grund, warum sowohl die chinesische JinkoSolar (NASDAQ: JKS; WKN: A0Q87R; ISIN: US47759T1007) als auch die deutsche SMA Solar (XETRA: SMTGF; WKN: A0DJ6J; ISIN: DE000A0DJ6J9) derzeit kleine Brötchen backen müssen. Der Solar-Panel-Marktführer JinkoSolar hat in den letzten drei Jahren seinen Umsatz mehr als verdoppelt, die Marge ging wegen des Preisverfalls und der hohen Vorproduktkosten aber immer weiter nach unten. Im Sommer 2022 notierte der Wert noch über 70 EUR, bis August 2024 fiel er dann um fast 80 % auf 15,45 EUR. Dass die Solarbranche mit Überkapazitäten und fallenden Preisen zu kämpfen hat, haben gerade erst wieder die schlechten Quartalszahlen von First Solar (NASDAQ:FSLR) gezeigt. Branchenprimus JinkoSolar hält sich hier besser und kann durch Investitionen in Billiglohnländern wie Malaysien seine Kosten insgesamt senken. Für Goldman Sachs (NYSE:GS) ist die Aktie dennoch ein „Sell“ mit Kursziel von 19,50 EUR. Da die Zahlen für Q3 aber gar nicht so schlecht aufgenommen wurden, tendiert der Kurs wieder nordwärts, aktuell bei 27,50 EUR. Damit wäre auch die „Trump-Kursdelle“ bei rund 20 EUR wieder egalisiert.

Auf eine starke Zwei-Wochen-Rally können die Aktionäre der SMA Solar zurückblicken. Ausgehend von einem Tiefstkurs bei rund 10,95 EUR konnte sich der Kurs bis gestern auf 15,15 EUR erholen. Zündung hatte offenbar der Auftritt der Firma auf der Münchener Messe „The Smarter E“ im November. SMA hatte hier einen neuen Wechselrichter vorgestellt, der den Herausforderungen der Energiewende gewachsen ist. Das Gerät heißt „Sunny Central Flex“, eine Innovation die bis zu 7,4 MW Leistung im 40-Fuß-Container verspricht und gleich mehrere Schlüsselprobleme lösen kann. Denn damit die Energiewende in den letzten Akt gehen kann, sollten Wechselrichter endlich alle Aufgaben von Kohlekraftwerken übernehmen können. Außer Strom zu produzieren, müssen neue Generatoren die Netze stabil halten oder nach einem Stromausfall das Netz mit einem „Schwarzstart“ wieder aufbauen können. Mit Zentralwechselrichtern ist das bisher nicht so ohne weiteres möglich. Beim Sunny Central Flex ist das anders. „Das System ist sehr modular aufgebaut und kann für reine Photovoltaik- oder StandAlone-Speicheranlagen genauso verwendet werden wie für Hybridsysteme sowie als Gleichrichter für Elektrolyseure oder als Wechselrichter für Brennstoffzellen“, sagt SMA-Geschäftsführer Jürgen Reinert. In den USA ist die Plattform ab Ende 2025 lieferbar, in Deutschland immerhin Anfang 2026. Wenn das nicht der Wendepunkt für die deutsche Solarhoffnung ist. GreenTech-Fans sollten sich den Wert jetzt wieder näher anschauen.

Fazit

Das Edelmetall Silber gilt in den letzten Jahren mehr und mehr auch als Industrie-Metall. Das Problem könnte daher langfristig in der Verfügbarkeit liegen. Denn wie bei Gold, verschwinden jährlich etwa 60 % der Produktion als Wertanlage in Tresoren von Banken und privaten Anlegern. Die Minen arbeiten unter Volllast, neues Silber kann nur durch Minenneueröffnungen bereitgestellt werden. Dreh- und Angelpunkt wird hier der größte Produzent Mexiko sein. Aber auch damit könnte man die steigende Nachfrage nur teilweise befriedigen. Alles spricht somit für steigende Silberpreise. Investoren sollten neben Standardwerten wie First Majestic oder MAG Silver auch interessante Newcomer wie Regency im Portfolio haben. Ob die industriellen Verwender wie JinkoSolar oder SMA Solar schon über dem Berg sind, sollte man den Analysten überlassen. Eine gute Streuung senkt das Portfoliorisiko.

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